"The Rolling Stones": Ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte
Damals im Jahre 1961 - als es noch keine Castingbands gab - trafen sich die beiden achtzehnjährigen Teenager Mick Jagger und Keith Richards zufällig am Bahnhof ihrer Heimatstadt Dartford, einer Stadt 30 Kilometer südöstlich von London. Richards sieht die Chuck-Berry-Platte, die Jagger unter dem Arm trägt, und die beiden stellen fest, dass sie dieselben musikalischen Vorlieben haben: Muddy Waters, Howlin' Wolf oder Jimmy Reed. Die beiden musikbegeisterten Jungs freunden sich an, Jagger erzählt von seiner Band "Litte Boy Blue And The Blue Boys", lädt den Gitarre spielenden Richards ein, sie mal im Proberaum zu besuchen. Wenig später taucht er dort auf, spielt ein bisschen auf seiner Klampfe und überzeugt auf Anhieb. Ihr drittes Bandmitglied Brian Jones trafen Mick Jagger und Keith Richards auf einem Konzert in London, auf dem sie zusammen jammten. Jones holte daraufhin Ian Stewart mit ins Boot, Jagger mobilisierte seinen Freund Dick Taylor – und schon waren "The Rolling Stones" geboren.
Die "Stones" werden zu Anti-Beatles
Noch vor Produktion des ersten Albums wird Taylor durch Bill Wyman ersetzt, als neuer Schlagzeuger wird der Jazz-Drummer Charlie Watts engagiert. Schließlich findet die neu formatierte Band einen Manager mit guten Beziehungen, der den "Stones" einen Plattenvertrag verschafft. Zu diesem Zeitpunkt waren "The Beatles" die Überband schlechthin, eine direkte Konkurrenz zu schaffen schien undenkbar. Und so dachte sich die Plattenfirma einen klugen Marketingschachzug aus: Sie verkaufte "The Rolling Stones" als grimmig dreinblickende, ungehobelte und vulgäre Anti-Beatles. Das Rezept ging auf und passte zudem hervorragend zu den Live-Shows der Band.
Der große Durchbruch – und der Absturz
Mit den Songs "The Last Time" und "Satisfaction" als weltweitem Nummer-Eins-Hit gelang der Band Mitte der 60er Jahre der große Durchbruch. Der Hype ist unfassbar, Teenager kreischen, fallen in Ohnmacht, das Publikum auf Konzerten gerät außer Kontrolle, Schlägereien inklusive. "The Rolling Stones" führen ein Leben auf der Überholspur, einer Tour folgt die nächste, viel Alkohol und Drogen sind im Spiel. Das konnte nicht lange gut gehen. Ende der 60er Jahre enden Jagger, Richards und Brian Jones wegen Drogenmissbrauchs vor Gericht und werden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Doch insbesondere Jones scheint seinen Job nicht mehr ernst zu nehmen und sich stattdessen lieber dem Drogenrausch hinzugeben. Verpasste Termine, Unzuverlässigkeit, eine Tour droht zu platzen – zu viel für Jagger und Co. 1969 werfen sie Jones aus der Band, dreieinhalb Wochen später findet man den Gitarristen ertrunken in seinem Pool. Bis heute wurden die Umstände seines Todes nicht geklärt.
Die Band droht auseinanderzubrechen
Nun gerieten die "Stones" endgültig ins Straucheln. Die Musiker hatten horrende Steuerschulden, verstritten sich mit Plattenfirma und Management und flohen zunächst nach Frankreich. Zwar schaffen sie dort mit "Exile On Main St." ein musikalisches Meisterwerk, leben sich aber dennoch auseinander. Jagger genießt das Jet-Set-Leben, verkehrt in Künstlerkreisen und widmet sich Filmprojekten, während Richards hauptsächlich an Partys und Drogen interessiert ist.
"The Rolling Stones" unermüdlich auf Tour
Und trotzdem, oder gerade wegen allem, was sie gemeinsam durchgemacht haben, raufen sich "The Rolling Stones" immer wieder zusammen. Noch heute tourt die Band - seit 1994 in aktueller Besetzung, bestehend aus Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ronnie Wood – durch die Welt und begeistert die Massen.