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Starporträt Uli Hoeneß

Sein Steuerhinterziehungsskandal wirft riesige Schatten - dabei begann die Karriere von Uli Hoeneß so glanzvoll wie kaum eine andere im deutschen Fußball

Steckbrief

  • Vorname Ulrich
  • Name Hoeneß
  • geboren 05.01.1952, Ulm / Deutschland
  • Sternzeichen Steinbock
  • Jahre 71
  • Grösse 181 cm
  • Partner Susanne Hoeneß (verheiratet)
  • Kinder Sabine Florian

Biografie von Uli Hoeneß

Es ist fast so, als hätte Uli Hoeneß zwei Leben gelebt: Das erste, in dem er vom talentierten Fußballer zum Megamanager und nebenbei zum Wurst-König Deutschlands aufstieg. Und das zweite, in dem man ihn der Steuerhinterziehung überführte.

Glückliche Kindheit zwischen Wurst-Waren und Fußbällen

Ulis Lebenslauf beginnt in bescheidenen Verhältnissen: Er wuchs zusammen mit seinem jüngeren Bruder Dieter als Sohn des Metzgermeisters Erwin und dessen Ehefrau Paula auf. Schon damals konnte er also lernen, wie eine leckere Wurst zu schmecken hat! Doch im Leben des jungen Hoeneß zählte nur Fußball. In der Jugendabteilung des VfB Ulm machte er erste Erfahrungen und wechselte 1946 zum TSG Ulm, der heute SSV Ulm 1846 heißt. Schnell stieg er zum Kapitän auf und lernte seinen späteren Wegbegleiter kennen: Fußball-Legende Paul Breitner.

Uli Hoeneß schreibt Fußballgeschichte

Mit Breitner ging Hoeneß 1970 zum FC Bayern München und erkämpfte sich schnell einen Platz als Stammspieler neben großen Namen wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier. Er war ein Meister auf dem Rasen: Zusammen mit Müller galt Hoeneß als brandgefährlich, die beiden schossen sowohl in der Saison 71/72 wie auch 72/73 jeweils 53 Tore! Zwischen 1972 und 1974 wurde Bayern dreimal deutscher Meister. Auch auf internationaler Ebene hätte Uli Hoeneß nicht erfolgreicher sein können: 1972 wurden er und sein Team Europameister, zwei Jahre später hielten sie den Weltmeisterschaftspokal in Händen.

Uli als Manager: Höhenflug eines Ex-Spielers

Eine Knieverletzung beendete Hoeneß' aktive Karriere und er wechselte am 1. Mai 1979 ins Management des FC Bayern. Dort setzte er neue Maßstäbe. Uli ließ sich vom professionellen Merchandising der Amerikaner inspirieren - die Fan-Artikel brachten dem Verein Millionen. Als Manager und später Präsident des FC Bayern München feierte der Metzgersohn große Erfolge: 18 Mal wurde das Team während seiner Amtszeiten deutscher Meister, holte elfmal den DFB-Pokal, gewann zweimal die UEFA Champions League und wurde 1996 UEFA-Pokalsieger. Der Bau der Allianz Arena in München 2001 schien für all seine Erfolge zu stehen, bis heute ist das Stadion eins der modernsten der Fußballwelt.

Beef mit Christoph Daum

Doch Uli Hoeneß nimmt kein Blatt vor den Mund und macht sich mit seinen Äußerungen nicht immer Freunde. Keiner wüsste das besser als der einstige Nationaltrainer-Anwärter Christoph Daum. Die beiden hatten sich schon länger gegenseitig auf dem Kieker und so verwunderte es nicht, dass sich Uli Hoeneß in der sogenannten Koksaffäre um Daum zu Wort meldete. "Der DFB kann doch keine Aktion 'Keine Macht den Drogen' starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun", so Hoeneß damals. Außerdem sprach der Bayern-Präsident vom "verschnupften Daum". Vielleicht nicht die feine englische Art, sich ganz ohne Beweise derart weit aus dem Fenster zu lehnen. Doch Hoeneß sollte Recht behalten, das Ergebnis von Daums freiwilliger Haar-Untersuchung auf Kokain fiel positiv aus, der Bundestrainer-Job war dahin.

Uli Hoeneß stürzt ab - wortwörtlich

Doch all diese Belanglosigkeiten sind nichts gegen Uli Hoeneß' größte Tragödie. Am Abend des 17. Februar 1982 überlebte er als einziger einen schrecklichen Unfall: Gemeinsam mit drei Freunden flog er in einer zweimotorigen Propellermaschine von München nach Hannover, um sich das Länderspiel gegen Portugal anzuschauen. Die Piper PA-34 Seneca, die von dem früheren Skirennläufer Wolfgang Junginger gesteuert wurde, stürzte etwa 15 Kilometer nordwestlich des Flughafens Hannover-Langenhagen ab und nur Uli Hoeneß überlebte. Er hatte unangeschnallt in der Maschine geschlafen und war hinausgeschleudert worden! Der Förster Karl-Heinz Deppe fand den Überlebenden herumirrend im Wald - blutüberströmt und mit zerfetzten Kleidern. Im Krankenhaus Hannover-Nordstadt und später im Münchner Klinikum Großhadern erholte sich Uli Hoeneß.

Steuerhinterziehung - ein weiterer Absturz

Einmal sollte Uli Hoeneß jedoch noch abstürzen: Am 13. März 2014 wurde die Fußball-Ikone vom Landgericht München II wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Seine Strafe: dreieinhalb Jahre Gefängnis. Er legte seine Karriere beim FC Bayern München auf Eis und trat am 2. Juni 2014 seine Haftstrafe in der JVA Landsberg am Lech an. Am 2. Januar 2015 erhielt er den Status eines Freigängers und begann, als Assistent der Abteilungsleitung Junior Team im Nachwuchsbereich des FC Bayern München zu arbeiten.

Hoeneß kommt vorzeitig frei

Im Januar 2016 dann gab das Landgericht Augsburg bekannt, dass die Strafe von Hoeneß zum 29. Februar enden wird. Es handle sich um eine vorzeitige Entlassung, der Rest der Strafe werde zur Bewährung ausgesetzt. Tatsächlich vermittelt der einstige Fußballheld ein Gefühl von großer Reue, das man ihm auch wirklich abnimmt. Natürlich beglich er seine Steuerschuld in Höhe von 30 Millionen Euro und spendete sein Überbrückungsgeld, das ihm nach der Haftentlassung zustand, für den guten Zweck – ein sichtliches Bemühen, sein Vergehen wiedergutzumachen. Nicht nur, dass er die Steuerhinterziehung als größten Fehler seines Lebens bezeichnet, sicherlich hatten die Strafen einen lehrreichen Effekt. Zum einen schaffte er es mittlerweile, seine damals selbst diagnostizierte "Börsensucht" zu überwinden. Zum anderen musste er die Schmach über sich ergehen lassen, einstige Auszeichnungen wieder abgeben zu müssen. Im Zuge seiner Verurteilung gab er den Bayerischen Verdienstorden, die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste, sowie die "Goldene Sportpyramide" zurück. Sicherlich geht so etwas nicht spurlos an einem Menschen vorbei.

21 Monate Gefängnis                          

In einem Interview mit "Die Welt" gewährte Uli Hoeneß tiefe Einblicke in sein Leben im Gefängnis. Dass er sich als Mensch verändert habe, stehe außer Frage. "Ich glaube, dass ich viele Dinge stärker reflektiere, distanzierter und gelassener sehe. Ich ruhe mehr in mir und rege mich nicht mehr so schnell auf." Eine gewisse Ruhe brauchte der Bayern-Mann unbedingt, denn natürlich erlebte er während seiner Haft nicht nur Gutes. "Es wurde versucht, mit reingeschmuggelten Handys Bilder von mir zu machen, um sie dann für sehr viel Geld zu verkaufen. Es war hart zu erfahren, dass Leute, mit denen ich zuvor Karten gespielt hatte, probierten, mich unter der Dusche oder sonst wo zu fotografieren. Es war nicht einfach, in solchen Momenten ruhig zu bleiben." Ruhe bewahren musste Uli Hoeneß aber unbedingt, weil er von Anfang an eine vorzeitige Haftentlassung anstrebte. Die rückt allerdings in weite Ferne, wenn man sich nicht gut benimmt. Also hieß es, allen Ärger runterzuschlucken und sich so unauffällig wie möglich zu verhalten – das scheint Hoeneß gelungen zu sein.

Der Skandal ging glimpflich aus

Uli Hoeneß bezeichnete seine Steuerhinterziehung als größten Fehler seines Lebens, doch wenigstens seine Familie hielt zu ihm. Seine Frau Susanne, die er mit 15 Jahren kennenlernte, begleitete ihn zu den Gerichtsverhandlungen. Sein Sohn Florian und seine Tochter Sabine leiten das Wurst-Unternehmen ihres Vaters, die HoWe Wurstwaren in Nürnberg. 1985 hatte Hoeneß die Firma gegründet, sie liefert Würstchen an Aldi-Süd, an das Bierzelt des Feinkostladens Käfer auf dem Münchner Oktoberfest und auch ins Ausland. Doch nicht nur seine Familie hielt zu ihm, auch der FC Bayern wandte sich nicht von ihrem einstigen Präsidenten ab. Am 25. November 2016 wurde Hoeneß mit 97,7 Prozent der Stimmen erneut zum Präsidenten des FC Bayern München e. V. gewählt. Gut zu wissen, dass man sich auf die Familie und den Arbeitgeber verlassen kann, wenn es sowohl wortwörtlich als auch im sprichwörtlichen Sinne um die Wurst geht.

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