Starporträt Sandra Hüller
Das weiß nicht jeder
Seit ihrer Kindheit sieht sich Sandra Hüller als extrem emphatischer Mensch. "Wie jemand sich fühlt, das habe ich immer verstanden." Eine Gabe, die ihr sicherlich auch beim Schauspielern von Nutzen ist.
Nachdem Sandra Hüller 2006 ihr Engagement am Theater Basel beendete, zog sie zurück nach Leipzig, wo sie bis heute lebt.
Sandra musste sich an ihre Figur in "Toni Erdmann" erst mal gewöhnen. Den Habitus der ehrgeizigen Karrierefrau musste sie sich mühsam antrainieren. Auf die Frage, ob sie Ines gemocht habe, verriet sie in einem Interview: "Am Ende schon, ja!"
Trotz großer Kinoerfolge liebt Sandra Hüller das Theater. Dass sie das Publikum sehen, hören und spüren kann, macht für sie die besondere Theateratmosphäre aus.
Bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes 2023 sorgte Sandra Hüller für viel Aufsehen: Gleich zwei Filme mit ihr in der Hauptrolle (''The Zone of Interest'' und ''Anatomie d'une chute'') räumten große Preise ab.
Sie ist nicht nur in Filmen und auf der Theaterbühne aktiv, sie war auch an einigen Hörspielen und Hörbüchern beteiligt.
Biografie von Sandra Hüller
Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller wird "Die Spielwütige" genannt. Nicht ohne Grund. Mit viel Hingabe, Intensität und einer großen Portion Talent steckt sie alles, was sie zu bieten hat, in ihre Filmrollen. Für viele gilt sie als die beste Schauspielerin ihrer Generation. Sie wurde mit Kritikerpreisen überhäuft und in die Akademie der Künste aufgenommen. Grund genug, einen Blick auf das spannende Leben von Sandra Hüller zu werfen.
Schauspielstudium in Berlin
Geboren wurde die Schauspielerin 1978 im thüringischen Suhl und schnell war allen klar: Sandra gehört auf die Bühne. Nach ihrem Abitur in Friedrichsroda studierte sie von 1996 bis 2000 an der renommierten ''Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch'' in Berlin. Mit ihrem Abschluss in der Tasche ergatterte sie rasch erste Engagements am Theater in Jena und Leipzig, ehe sie 2002 festes Ensemblemitglied am Theater Basel wurde. Sandra Hüller stieg schnell zur gefeierten Theateraktrice auf. 2003 wurde sie sogar von der Fachzeitschrift "Theater Heute" zur "Nachwuchsschauspielerin des Jahres" gewählt, zehn Jahre später schaffte sie es in der gleichen Kritikerumfrage zur "Theaterschauspielerin des Jahres".
Sandra Hüller räumt einen Filmpreis nach dem anderen ab
Nach einigen kleineren TV-Rollen wurde Sandra Hüller dem deutschen Publikum durch Hans-Christian Schmids Film "Requiem" bekannt. Für ihre eindringliche Darstellung einer an Epilepsie erkrankten Frau wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Seitdem pflastern diverse Auszeichnungen, darunter der Bayerische Filmpreis, der Silberne Bär der Berlinale, der Deutsche Filmpreis und der Europäische Filmpreis den Weg der erfolgreichen Schauspielerin. Heute ist es eine ihrer größten Herausforderungen, ihre Liebe zum Theater und die vielen Dreharbeiten für Kino und Fernsehen unter einen Hut zu bringen – auf keine ihrer Leidenschaften möchte Sandra Hüller verzichten.
Oscarnominierung und Akademie der Künste
Wie sehr Sandra Hüller ihren Beruf liebt und wie gut sie ihn beherrscht, zeigte sie in einer Vielzahl von Filmen. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregte sie aber 2016 mit Maren AdesTragikomödie "Toni Erdmann". Sie verkörpert die angespannte, ehrgeizige und äußerst disziplinierte Unternehmensberaterin Ines, die Opfer der Späße ihres kauzigen Vaters wird. Im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes avancierte "Toni Erdmann" zum absoluten Publikums- und Kritikerliebling. Im Januar 2017 erreichte uns dann die freudige Nachricht: Der Film "Toni Erdmann" geht für Deutschland ins Oscar-Rennen. Sieben Jahre war es her, dass ein deutscher Film für den Auslands-Oscar nominiert gewesen war. Die Auszeichnung ging letztendlich an den iranischen Film "The Salesman". Für Hüller waren aber immerhin noch der Bayerische, Deutsche und Europäische Filmpreis als beste Hauptdarstellerin drin. 2017 wurde sie für ihre schauspielerischen Leistungen sogar in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen – quasi der Ritterschlag für Kunstschaffende.
Neue Projekte – und Preise
Die Schauspielerin Sandra Hüller hat 2023 in Cannes mit ihren außergewöhnlichen Leistungen in den Filmen "Anatomie d'une chute" und "The Zone of Interest" erneut für Aufsehen gesorgt. Trotz anfänglicher Vorbehalte nahm Hüller die anspruchsvolle Rolle der Hedwig Höß in "The Zone of Interest" an – einem Film, der die verstörende Geschichte eines KZ-Kommandanten und seiner Frau erzählt, die das Leid um sie herum ignorieren. Die unkonventionelle Herangehensweise des Regisseurs Jonathan Glazer und die nachdenkliche Botschaft des Films über den gesellschaftlichen Egoismus veranlassten Hüller, die Rolle anzunehmen, auch wenn sie einen dunklen und gefühllosen Charakter darstellt. Und das hat sich gelohnt: Für ihre Darstellung gab es bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes den "Großen Preis der Jury".
In dem französischen Drama "Anatomie d'une chute" spielt Hüller eine rätselhafte Schriftstellerin, die verdächtigt wird, ihren Ehemann ermordet zu haben. Eine Rolle, die ihr persönlich am Herzen liegt und in der sie ihr großes Talent brillant unter Beweis stellt. Hierfür gab es die "Goldene Palme", das Werk wurde also als bester Langfilm im offiziellen Wettbewerb ausgezeichnet.
Filme mit Sandra Hüller (Auswahl)
- 1999: "Midsommar Stories"
- 2005: "Madonnen"
- 2008: "Der Architekt"
- 2009: "Fräulein Stinnes fährt um die Welt"
- 2010: "Henri 4"
- 2013: "Finsterworld"
- 2014: "Amour Fou"
- 2016: "Toni Erdmann"
- 2017: "Fack ju Göhte 3"
- 2018: "In den Gängen"
- 2018: "25 km/h"
- 2019: "Sibyl – Therapie zwecklos"
- 2019: "Proxima – Die Astronautin"
- 2020: "Exil"
- 2020: "Schlaf"
- 2021: "Ich bin dein Mensch"
- 2021: "Das Schwarze Quadrat"
- 2022: "Alle reden übers Wetter"
- 2023: "The Zone of Interest"
- 2023: "Anatomie d'une chute"