Starporträt Queen Elizabeth



Der Tod von Queen Elizabeth II. war das Ende einer unglaublich langen Ära – doch er ist nicht das Ende der britischen Monarchie. Der Adelsexperte Alexander von Schönburg – Bruder von Gloria von Thurn und Taxis & Ehemann einer Großnichte der Queen – erzählt kenntnis- und anekdotenreich vom Alltag der Royals, ihren Werten – und was wir uns von ihnen vielleicht sogar abschauen können. (Piper, 240 S., 25 Euro)















































Steckbrief
- Vorname Elizabeth Alexandra Mary
- Name Windsor
- geboren 21.04.1926, Mayfair, London, England / UK
- Sternzeichen Stier
- gestorben 08.09.2022, Balmoral Castle, Aberdeenshire, Schottland / UK
- Jahre 96
- Grösse 163 cm
- Partner Prinz Philip (verheiratet (verwitwet))
- Kinder König Charles (*1948) Prinzessin Anne, The Princess Royal (*1950) Prinz Andrew (*1960) Prinz Edward (*1964)
Das weiß nicht jeder
Sie besitzt einen LKW-Führerschein, den sie in ihrer Zeit bei der Army gemacht hat - in dieser Zeit wurde Sie auch zur Automechanikerin ausgebildet.
1976 sandte die Queen ihre erste E-Mail in einer Militärbasis.
Laut einem Gesetz aus dem Jahr 1324 gehören alle Störe, Wale und Delfine in den Gewässern in und um das Vereinigte Königreich der Queen, genau wie alle Schwäne.
Als die Queen 2016 während eines Auftritts bei der "Chelsea Flower Show" einen Strauß mit Maiglöckchen geschenkt bekam, blitzte ihr wunderbarer, trockener Humor auf. Gärtnerin Jekka McVikar (die das erlebnis der "Hello" erzählte) merkte an, dass Maiglöckchen in der Geschichte häufig als Gift genutzt wurden, und die Queen antwortet mit einem Lächeln: "Das ist schon der zweite Strauß, den ich diese Woche bekomme. Vielleicht wollen die Leute mich tot sehen."
Die Queen macht kein großes Aufhebens drum, aber wie für viele Personen ihrer Generation ist Nachhaltigkeit ein ganz natürliches Thema für sie: Sparsamkeit muss sein, blinder Konsum ist doof und Obst und Gemüse sollen zur Jahreszeit passen. Ihr ehemaliger Küchenchef Darren McCrady wird zietiert mit den Worten:" Versuch ruhig mal, der Queen im Januar Erdbeeren zu servieren - das heißt ab in den Tower, das gibt echten Ärger."
Bei ihren zahlreichen Staatsbesuchen bekam Elizabeth schon die ungewöhnlichsten Geschenke: zum Beispiel sieben Kilo Krabben, ein Wäldchen Ahornbäume, eine Kiste Schneckenpanzer und zwei schwarze Biber aus Kanada, die im Londoner Zoo eine neue Heimat gefunden haben.
Menschen, die sie in kleiner Runde und privat treffen, berichten, die Queen sei ausgesprochen warmherzig, aufmerksam und voll britischen Humors. Berichte wird zum Beispiel von einer Szene, in der ein Gast versehentlich auf einen der geliebten Corgis der Queen trat. Ohne erkennbares Augenzwinkern soll sie auf die Entschuldigung hin entgegnet haben: "Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie die gleiche Farbe wie der Teppich hat."
Queen Elizabeth hat einen "BaftA"-Preis als "special bond girl" bekommen. Zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 in London trat sie nämlich in einem kurzen Einspielfilmchen mit der berühmten Figur des James Bond, dargestellt von Daniel Craig, auf, fuhr mit ihm in die Nähe des Stadions und ließ sie - so sah es aus - dann von einem Helikopter übers Stadion bringen, aus dem sie dann mit einem Fallschirm absprang. In Wirklichkeit übernahm diesen Teil des Auftritts der Stuntman Gary Connery.
"Man muss mich sehen, damit man an mich glaubt."
Prinz Philip nennt seine Frau hinter verschlossenen Toren gerne "Würstchen" - die nimmt das königlich gelassen.
Die Königin hat eine große Leidenschaft: ihre Corgis. Ihren ersten, Susan, bekam sie 1944 zum ihrem 18. Geburtstag, seitdem hatte sie über 30. Außerdem erfand sie beim Züchten ihrer Corgis eine neue Rasse: den Dorgi, eine Mischung aus Corgi und Dackel.
Die Frage, was die Queen in ihrer Handtasche mit sich herumträgt, wurde nach vielen Jahren 2007 endlich in dem Buch "Alles über Könige" enthüllt: Geld trägt sie fast nie bei sich, und einen Ausweis besitzt sie nicht mal. Stattdessen einen metallenen Fleischerhaken (um die Tasche bei Banketten an den Tisch hängen zu können), Glücksbringer von ihren Kindern Charles, Edward und Andrew, Familienfotos, Schokodrops für ihre Hunde, und Make-up. Außerdem benutzt sie ihre Handtasche, um bei Staatsbesuchen mit ihren Mitarbeitern zu kommunizieren: Wenn die Tasche an der linken Hand baumelt ist alles in bester Ordnung, trägt sie ihre Tasche jedoch am rechten Arm, ist sie von ihrem jeweiligen Gesprächspartner gelangweilt.
Die Queen trägt auch mit über 80 noch gerne Pumps auf offiziellen Anlässen, auf dem Land dürfen es aber auch mal Gummistiefel sein. 2007 verlieh sie sogar Schuhdesigner Manolo Blahnik den Ehrentitel "Kommandant des Britischen Königreichs".
Im Schmuckkästchen der Königin befindet sich unter anderem ein Ring mit dem größten pinken Diamanten der Welt. Die Kronjuwelen dagegen werden im Tower of London aufbewahrt und nur zu besonderen Anlässen getragen.
So hatten die Briten ihre Queen noch nie gesehen: 2002 kullerten der Königin bei einem Gedenkgottesdienst für Kriegsopfer dicke Tränen über die Wangen. Wahrscheinlich auch, weil ihre kurz zuvor gestorbene Mutter diesen Gottesdienst sonst jedes Jahr besucht hatte.
In über 50 Jahren hat die Queen nur zweimal bei der jährlichen Eröffnung des Parlaments in London gefehlt: 1959 und 1963, als sie mit Prinz Andrew beziehungsweise Prinz Edward schwanger war.
Der kleine Sohn von Prinz William und Herzogin Catherine, Prinz George Alexander Louis von Cambridge, sichert die Thronfolge in der dritten Generation im voraus. Das dürfte für Queen Elizabeths Kontrollwut genau richtig sein.
Vom 23. bis 26. Juni 2015 ist die Queen zu ihrem fünften und vermutlich letzten großen Staatsbesuch in Deutschland: Das Reisen wird für die alte Dame einfach zu beschwerlich, immer mehr Reisen werden von ihren Kindern und Enkeln übernommen.
Biografie von Queen Elizabeth
Mit 26 Jahren erreichte Elizabeth Alexandra Mary Windsor die Nachricht, die ihr Leben für immer veränderte: Ihr Vater, George VI. König von Großbritannien und Nordirland, war in der Nacht zuvor seinem Lungenkrebsleiden erlegen. So wurde am 6. Februar 1952 aus der jungen Frau mit dem Kosenamen "Lillibeth" Königin Elizabeth II.
Hochzeit aus Liebe
Vor diesem Tag hatte die heutige Queen eigentlich ein ziemlich normales Leben geführt: Die junge Liz war als Jugendliche bei den Pfadfindern und ließ sich sogar während des 2. Weltkrieges zur Automechanikerin ausbilden. Mit 21 Jahren lernte Elizabeth ihre große Liebe kennen, den fünf Jahre älteren Marineleutnant Philip Mountbatten. Philip, ein gut aussehender Adeliger mit deutschen Wurzeln, Enkel des Königs von Griechenland, und seine Frau lebten seit 1947 eine glückliche, skandalfreie Ehe. Er war wohl der Einzige, der der Königin ohne Ehrfurcht gegenüber tritt und sie verzieh ihm immer wieder seine legendären verbalen Ausrutscher: Er warnte englische Studenten in China beispielsweise einmal: "Wenn Sie zu lange hier bleiben, bekommen Sie alle Schlitzaugen."
Die Queen liebte ihn trotz seines manchmal dunklen Humors und es war unverkennbar: Er war ihr eine große Stütze und ihre große Liebe. Aus der Ehe der beiden gingen insgesamt vier Kinder hervor: Charles (geboren 1948), Anne (1950), Andrew (1960) und Edward (1964). Im Jahr 2017, dem Jahr von Prinz Philips Rückzug aus seinen öffentlichen Ämtern, konnten die beiden ein sagenhaftes Jubiläum feiern: ihre Platinhochzeit, 70 Jahre als Eheleute. Was für ein Paar! Und auch wenn es um Prinz Philip ruhiger wurde und er die letzten Lebensjahre am liebsten in Sandringham verbrachte, während seine Frau - die Monarchin - in London arbeitete: Bis zu seinem Tod im April 2021 waren die beiden ein eng verbundenes und unschlagbares Team, sein Tod war ein trauriger Tiefpunkt in ihrem Leben.
Niemand arbeitet so viel wie sie
Elizabeth wird oft als streng, sogar kalt beschrieben, dabei ist sie vor allem eines: sehr pflichtbewusst. Auch mit mehr als 90 Jahren auf dem royalen Buckel zieht sie ihren königlichen Terminplan durch wie ein Schweizer Uhrwerk: Kindergarten und Schulen eröffnen, wichtige Menschen auszeichnen und Staatsbesuche wahrnehmen. In mehr als 130 Ländern war sie schon zu Gast und ist damit das am meisten gereiste Staatsoberhaupt der Welt. Und obwohl sich die Königin nie zu politischen Belangen äußert und stets ihre Neutralität wahrt, interessiert sie trotzdem die Tagespolitik: Jeden Dienstag trifft sich die Queen mit ihrem Premierminister zum Plausch, seit ihrem Amtsantritt waren das 14: von Winston Churchill bis zu Boris Johnson heute.
Erst im Alter fällt es ihr leichter, Gefühle zu zeigen
Fast nie erlaubt sich diese pflichtbewusste Frau, öffentlich ihre Gefühle zu zeigen - was im September 1997 zu einer der größten Krisen der britischen Monarchie führte: Die "Königin der Herzen", Elizabeths ungeliebte Ex-Schwiegertochter Lady Diana, starb bei einem Autounfall in Paris. Das britische Volk versank in kollektiver Trauer. Statt ihre Gefühle mit den Menschen zu teilen, zog sich die Queen auf das schottische Schloss Balmoral zurück - das nahmen die Briten ihr übel. Erst nach einer quälend langen Woche trat Elizabeth vor die Kameras und sprach öffentlich ihre Trauer aus.
Nie war sie populärer
Im neuen Jahrtausend jedoch sitzt sie wieder fest im Sattel – und bis 2021 war das wortwörtlich zu verstehen: Sie ritt wirklich mit weit über 90 Jahren noch wöchentlich aus, und das ohne Helm. Die Briten lieben ihre Queen. Und falls diese eine ebenso robuste Gesundheit besitzt wie ihre Mutter (Queen Mum wurde 102 Jahre alt), wird Queen Elizabeth noch viele Jahre "Ihre Majestät, die Königin Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland" bleiben. Ihr 90. Geburtstag am 21. April 2016 wurde mit einer Riesenparty, deren Events sich über fast zwei Monate erstrecken, gefeiert, und die Briten waren ganz aus dem Häuschen. Ihr Platinjubiläum auf dem Thron, das 2022 begangen wurde, sorgte ebenfalls für mehrtägige Festlichkeiten samt einem arbeitsfreien Tag extra für die enthusiastischen Untertanen.
Schwindende Gesundheit und Tod im geliebten Balmoral
Im Sommer 2022 musste auch die arbeitsame Queen einsehen, dass sie ihr Arbeitspensum noch weiter zurückschrauben muss. Aus dem verlängerten Sommerurlaub in ihrer schottischen Residenz Balmoral sollte sie nicht mehr zurückkehren. Sie ernannte Anfang September noch die extra angereiste neue britische Premierministerin. Am 8. September kündeten die schnell nach Schottland eilenden Familienangehörigen für Medien und Royalfans weltweit davon, dass sich der Zustand der Königin deutlich verschlechtert haben musste. Noch am Nachmittag des 8. September verstarb die Queen.