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Starporträt Manfred Krug

Kindheit im Krieg, Scheidung der Eltern, eine Karriere in der DDR, später auch im Westen – Schauspiel-Legende Manfred Krug führte ein bemerkenswertes Leben

Steckbrief

  • Vorname Manfred
  • Name Krug
  • geboren 08.02.1937, Duisburg / Deutschland
  • Sternzeichen Wassermann
  • gestorben 21.10.2016
  • Jahre 79
  • Grösse 190 cm
  • Partner Ottilie Krug (verheiratet seit 1963)
  • Kinder Fanny (*1970)

Biografie von Manfred Krug

Der große Manfred Krug war nicht nur Schauspieler, Sänger und Schriftsteller, er war auch ein Querdenker, Grenzgänger, wollte anders sein als die anderen und ließ sich nichts gefallen. Mit seinem Tod verliert Deutschland eine Schauspiel-Legende. Wir blicken zurück auf ein bewegtes Leben.

Eine Kindheit im Krieg

Am Rosenmontag des Jahres 1937 erblickte Manfred Krug als Sohn von Rudolf und Alma im Nordrhein-Westfälischen Duisburg das Licht der Welt. Sein Vater arbeite als Schmelzer im hiesigen Stahlwerk, wurde jedoch kurz nach Krugs Geburt in die Nähe Osnabrücks versetzt, wo die Familie einige Jahre verlebte. Nach einer weiteren Versetzung nach Hennigsdorf bei Berlin brach kurze Zeit später der Krieg aus. Der Vater musste an die Ostfront, Krugs Mutter schickte ihren Sohn aus Furcht vor den Russen zurück zu seiner Großmutter Lisa nach Duisburg. Doch auch dort war ihr Sohn nicht sicher. Nachdem der kleine Manfred einen schweren Bombenanschlag miterleben musste, zitierte ihn seine Mutter wieder zurück nach Hennigsdorf.

Die Musik spendete ihm Trost

Der Krieg endete, doch die Qualen nicht. Krugs Vater befand sich in britischer Gefangenschaft, die Familie musste sich alleine durchschlagen. Manfred Krug wurde erneut nach Duisburg zu seiner Großmutter geschickt, wo er zum ersten Mal in seinem jungen Leben Fuß fassen und ansatzweise ein geregeltes Leben führen konnte. Er besuchte die Schule, begann sich langsam einzuleben, doch dann begann die Ehe seiner Eltern zu kriseln.
Krugs Vater war beruflich viel unterwegs, seine Mutter hingegen wandte sich derweil einem anderen Mann zu. Es geschah das Unvermeidbare: Seine Eltern ließen sich scheiden. Das einzige, was Manfred Krug in dieser schweren Zeit Trost spendete, war die Musik. "Ich hatte eine glockenreine Knabenstimme, wie man sie im Thomanerchor kaum besser finden kann. Als ich das merkte, packte mich der Ehrgeiz." Ohne Unterbrechung trällerte der kleine Junge vor sich hin, sein Publikum war die stolze Oma. Als dann noch die Amerikaner in Duisburg stationiert waren und Krug das erste Mal Jazz im Radio hörte, war es um ihn geschehen.

Erste Schritte in der Schauspielerei

Doch nach der Scheidung seiner Eltern musste der mittlerweile 12-jährige Manfred Krug schon wieder umziehen. Sein Vater nahm ihn mit in die gerade gegründete DDR, nach Leipzig, später machte er in Brandenburg an der Havel eine Lehre zum Stahlschmelzer. Aus dieser Zeit stammt übrigens die Narbe auf seiner Stirn, die er einem Spritzer aus flüssigem Stahl zu verdanken hat. Nebenbei holte Krug an der Abendschule sein Abitur nach und begann sich langsam für die Schauspielerei zu interessieren.
Das Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin musste er zwar abbrechen, dafür ergatterte der angehende Schauspieler von 1955 bis 1957 ein Engagement am Berliner Ensemble.

Manfred Krug verließ die DDR

Ende der 50er Jahre siedelt Manfred Krug dann vom Theater ins Fernsehen und auf die große Leinwand über. Seine erste Hauptrolle spielt er in Frank Beyers "Spur der Steine" – ein Film, den das DDR-Regime nicht dulden wollte, er fiel der Zensur zum Opfer. Auch als Jazz-Sänger machte sich Manfred Krug zu DDR-Zeiten einen Namen, stand auf diversen Bühnen und veröffentlichte mehrere Alben. Doch Querdenker Krug war dem DDR-Regime ein Dorn im Auge. Schon länger hatte ihn die Stasi im Blick und als er dann auch noch das Protestschreiben gegen die Ausbürgerung von Liedermacher Wolf Biermann unterzeichnete, verpasste sein Land im ein Teilberufsverbot. Grund genug für Krug, einen Ausreiseantrag zu stellen. Endlich, am 20. Juni 1977, konnte er die DDR verlassen.

Neuanfang im Westen

Im Westen angekommen stand Manfred Krug nun vor einer weiteren Herausforderung. Während er in der DDR längst ein Star war, kannte ihn im Westen niemand. Doch er begegnete der neuen Situation gelassen: "Es war wirklich ein Sprung ins eiskalte Wasser. Aber ich habe immer auf mich gebaut. Ich hab gesagt: Wenn ich nicht Schauspieler werden kann, weil die sagen: 'Da kommt ein 40-jähriger Typ angeschissen, dick und groß und kahl, was will der hier?' - dann mache ich eben etwas anderes! Ich schaff das!" Ein Plan B war glücklicherweise nicht nötig. Manfred Krug konnte auch im Westen rasch als Schauspieler Fuß fassen, lediglich seine Musik fristete lange ein Nischendasein. Seine zweite Karriere begann mit der beliebten Kindersendung "Sesamstraße", gefolgt vom Lkw-Fahrer Franz Meersdonk in der Serie "Auf Achse". Krugs wohl populärste Rolle wurde die des Rechtsanwalts Robert Liebling in der ARD-Serie "Liebling Kreuzberg". Diese Rolle wurde ihm von seinem langjährigen Freund Jurek Becker auf den Leib geschrieben. Ebenso für immer in Erinnerung bleiben wird Krugs Darbietung als "Tatort"-Kommissar Paul Stoever.

Deutschland nimmt Abschied

In den letzten Jahren vor seinem Tod sah man Manfred Krug nur noch selten in der Öffentlichkeit. Er genoss seine Rente und Zeit mit der Familie zu verbringen, wozu er in den vergangenen Jahrzehnten viel zu selten Gelegenheit hatte. Am 21. Oktober 2016 ist Manfred Krug in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Er hinterlässt seine Frau Ottilie, mit der er seit 1963 verheiratet war, die drei gemeinsamen Kinder und eine uneheliche Tochter.

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