Lucy Liu

Als Lucy ihre Brötchen noch nicht als Schauspielerin verdiente, sollte sie für einen Job Omeletts backen - allerdings zu einer unglaublichen Tages- bzw. Nachtzeit: "Ich bin immer um 03.00 Uhr früh aufgestanden und habe Omelettes und Frühstück zubereitet. Gegen 10.00 Uhr war ich fertig und hatte noch den ganzen Tag vor mir. Das ging nur zwei Tage gut. Dann fiel ich ins Bett und habe den ganzen Tag verschlafen." Danach musste sie sich allerdings einen neuen Teilzeit-Job suchen.

Sie war die erste asiatisch-amerikanische Frau, die "Saturday Night Life" moderierte.

Seit Lucy Patentante geworden ist, ist sie ganz verrückt nach Kindern und hörte bereits ihre eigene biologische Uhr ticken: "Ich habe ein Patenkind, das ich sehr liebe. Ich hätte nichts gegen ein eigenes Kind. Ich finde es wichtig, dass man auch diese Seite an sich entdeckt. Egal, ob man Kinder hat oder nicht - ich denke, dass jede Frau diese mütterlichen Gefühle in sich trägt." Und ihr eigenes Babyglück wurde dann 2015 ja auch wahr.

Lucy hatte in der Komödie "Beautiful Asian Bride" (2006) die Hauptrolle und produzierte den Film zusammen mit Erfolgsproduzent Brian Grazer. Sie spielte einen Mann, der fälschlicherweise des Mordes bezichtigt wird und deshalb als Braut-auf-Bestellung untertaucht, um den wahren Mörder zu überführen. Das Projekt geisterte seit einigen Jahren durch Hollywood und scheiterte an der allgemeinen Skepsis der Produzenten. Die zweifelten, dass das Konzept "Mann als attraktive Frau" funktioniert. Nach dem Erfolg des Films "Transamerica" wurde man mutiger.

Unvergesslich ist Lucys Drachenblick in ihrer Rolle der fauchenden und chronisch schlecht gelaunten Sex-Ikone "Ling Woo" aus der Anwalts-Serie "Ally McBeal". Gut, dass sie nicht die Einzige mit einer Neurose war - mit Sicherheit aber war sie die giftigste Protagonistin.

Nicht nur mit ihrer Familie spricht Lucy Mandarin, sondern auch im Aids-Drama "3 Needles" (2005) hat sie Hochchinesisch gesprochen. In dem außergewöhnlichen Film spielt sie die Chinesin Jin Ping, die in einem kleinen Dorf eine Epidemie auslöst. Die schwangere Ping sammelt illegal in der chinesischen Provinz Blutspenden, die sie auf dem Schwarzmarkt verkauft. Desinfektion und Aids sind für sie Fremdwörter. Doch als nach und nach die Bewohner eines Dorfes erkranken, stellt Ping mit Entsetzen fest, dass sie das HI-Virus verbreitet hat. Sie wird verhaftet und von mehreren Polizisten vergewaltigt. Was die Männer nicht wissen: Auch Jin Ping hat sich angesteckt. Schon als Filmemacher Fitzgerald am Drehbuch des harten Aufklärungs-Stoffes saß, hatte er Lucy für die Rolle der zierlichen Jin Ping im Blick.

Fast alle Hüllen ließ Lucy vor der Kamera des Schweizer Starfotografen Michel Comte und für die Zeitschrift GQ (01/03) fallen. Die toughe Kämpferin aus "Drei Engel für Charlie" und die Feuer spuckende Anwältin in "Ally McBeal" macht - mit einem Hauch von Hemdchen hier und einem Bändchen von Tanga da - eine gute Figur.

Im Jahr 2004 wollte sie noch ihren Freund Zach Helm heiraten, 2006 gab es mal eine Auto-Knutscherei mit George Clooney. Aber wo ist Mr. Right für Miss Liu? Klar, sie spricht nicht gerne in der Öffentlichkeit über Herzensdinge. Aber zu sehen ist eben auch kein Mann an ihrer Seite. Dabei mag sie Männer, sagt sie.

Lucy steht auf Originale - die können dann auch schon mal entsprechend müffeln, wenn es aus dem Second-Hand-Laden kommt: "Alles, was ich an Klamotten kaufe, ist Vintage und riecht irgendwie komisch. Vielleicht ist das der Grund, warum ich keinen Freund habe." Dafür hat sie aber in jedem Fall Humor.

Die Hand kann ihr auch schon mal ausrutschen. Was war das mit Bill Murray während der Dreharbeiten zu "Drei Engel für Charly"? Das kann Lucy schnell aufklären: "Der hat eine kleine Ohrfeige bekommen, weil er zickig war. Er wollte uns vorschreiben, wie wir eine Szene zu spielen haben. Und als Poo, Poops (Spitznamen für Cameron Diaz und Drew Barrymore) und ich das Gefühl hatten, er wollte nicht einlenken, brauchte er eine Ohrfeige." Die Dreharbeiten wurden für einen Tag unterbrochen, weil Bill nicht weitermachen wollte. Im nächsten Teil wurde er durch Bernie Mac ersetzt.

Lucy ist immer auf den Beinen, sei es beim Klettern, Ski fahren oder Reiten. Sie hält sich gerne fit und betreibt zudem seit Jahren "Kali-Eskrima-Silat", einen Kampfsport mit Messern und Stöcken. Die Powerfrau braucht wahrscheinlich nicht mal Doubles für ihre Kampfszenen.

Lucy kann auch Kunst: Von 2004 bis 2006 nahm sie an der New York Studio School Unterricht in Zeichnen, Malen und im Fertigen von Skulpturen. Unter dem Pseudonym Yu Ling präsentiert sie ihre Werke.

Ein völlig anderer Streifen läuft ab, wenn Lucy privat als Unicef-Botschafterin unterwegs ist. "Es sieht aus wie ein großer Haufen Bauschutt", beschrieb Lucy die pakistanische Stadt Balakot, als sie im März 2006 nach dem Erdbeben tagelang zu der entlegenen Region am Fuße des Himalaya unterwegs war. Über 70.000 Menschen waren gestorben, vier Millionen hatten immer noch kein Dach über dem Kopf. Lucy engagierte ein Kamerateam, mit dem sie durch die Stadt zog, um die Bilder der Verwüstung festzuhalten. Der entstandene Dokumentarfilm sollte auf die Situation in Pakistan aufmerksam machen, um Spenden zu sammeln. Sie reiste auch nach Lesotho, um die unfassbaren Auswirkungen der Aids-Verbreitung auf Kinder zu dokumentieren.