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Starporträt Kaiser Akihito

Kaiser Akihito hat in seinen 30 Jahren auf dem Chrysanthemen-Thron viel dafür getan, das abgeschottete Kaiserhaus näher ans Volk zu bringen. Die Japaner verneigen sich mit Hochachtung, wenn er mit 85 Jahren abdanken kann.

Steckbrief

  • Vorname Akihito
  • Name von Japan
  • Titel Kaiser von Japan, Prinz Tsugu
  • geboren 23.12.1933, Tokio, Japan
  • Sternzeichen Steinbock
  • Jahre 89
  • Grösse 165 cm
  • Partner Kaiserin Michiko (verheiratet seit 10. April 1959)
  • Kinder Prinz Naruhito (*1960) Prinz Akishino (*1965) Prinzessin Sayako (*1969)

Biografie von Kaiser Akihito

Auf die Geburt ihres künftigen Kaisers mussten die Japaner lange warten: Kaiser Hirohito und seine Frau Nagako, die 1924 geheiratet hatten, bekamen erst vier nicht thronfolgeberechtigte Töchter, ehe mit Prinz Akihito 1933 der erste Prinz auf die Welt kam. Das Land feierte seine Geburt, die die Thronfolge sicherte, ähnlich wie 73 Jahre später, als die Geburt seines Enkelsohnes Prinz Hisahito eine weitere Nachfolgekrise beendete.

Akihitos Erziehung wurde, wie damals üblich, in die Hände von Hofbeamten gelegt. Die Eltern spielten keine Rolle: Der kleine Prinz und seine sechs Geschwister wurde außerhalb des kaiserlichen Palasts untergebracht. Bis zu seinem elften Lebensjahr wurde er als Nachkomme von Göttern erzogen. Mit dem Ende des Krieges und einer neuen Verfassung wurde dieser Status geändert. Kaiser Hirohito wurde ein repräsentatives Staatssymbol, das Göttliche verschwand. An die neue Rolle musste er sich – wie sein Sohn und das Volk – erst gewöhnen.

Neue Einflüsse auf den künftigen Kaiser

In der Zeit der amerikanischen Besatzung Japans hatte der Kronprinz eine amerikanische Lehrerin, die ihm Englisch beibrachte und Einblicke in die westliche Kultur und Lebensweise gab. Er besucht in Tokio die Gakushūin-Schule, ein Lehrinstitut, an dem bis vor dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich die Kinder der japanischen Nobilität unterrichtet wurden. Nach seinem Schulabschluss wurde er – ein weiteres Novum – Universitäts-Student und belegte bis 1956 unter anderem Politikwissenschaft und Biologie.

Romanze auf dem Tennisplatz

Akihito war leidenschaftlicher Tennis-Spieler und die Presse beobachtete stets genau, wer mit ihm Bälle übers Netz schlug und aus welchem noblen Haus die jungen Damen stammten.  1957 spielte er im Kurort Karuizawa ein gemischtes Doppel mit einer bürgerlichen Unternehmertochter namens Michiko Shoda. Die Presse schenkte ihr wenig Aufmerksamkeit, weil man sich wohl nicht vorstellen konnte, dass Akihito der Begegnung Bedeutung beimessen könnte. Tat er aber. Und mehr noch: Er blieb mit ihr, sehr diskret und über Freunde, in Kontakt.

Das Hofamt hätte den künftigen Kaiser sicher gerne mit Damen aus einem ehemaligen Adelshaus gesehen. Seine Romanze mit der Bürgerlichen missfiel, weil sich damit ein Bruch der rund 1500 Jahre alten Tradition der kaiserlichen Heiratspolitik, die keine Verbindungen mit Bürgerlichen kannte, anbahnte.

Das alles hielt Akihito nicht davon ab, Michiko heiraten zu wollen. Es brauchte jedoch einige Anläufe, ehe sie einwilligte. 2009, an ihrem 50. Hochzeitstag, erzählte der Tenno von seinem Heiratsantrag: „Ich erinnere mich, dass wir mehrmals am Telefon darüber sprachen, bis sie endlich Ja sagte.“

Im Januar 1959 fand die Verlobungszeremonie statt, am 10. April die traditionelle Hochzeitszeremonie in Tokio. Die Japaner waren begeistert über ihre moderne, künftige Kaiserin, die englische Literatur studiert hatte, Klavier spielte und Auslandserfahrung besaß.

Ein Jahr nach ihrer Hochzeit kam der erste Sohn Naruhito zur Welt. Es folgten 1965 Sohn Fumihito (Prinz Akishino) und 1969 Prinzessin Sayako. Weil er selbst unter der Abwesenheit der Eltern und der Erziehung durch Hofbeamte gelitten hatte, beschloss Akihito mit dieser Tradition zu brechen, er und vor allem Michiko erzogen die Kinder selbst.

Ein Kaiser auf Augenhöhe

Dem vorherigen Kaiser Hirohito fiel oft die Nähe zum Volk schwer. Seine Untertanen wussten nicht, wie sie ihm begegnen sollten: Durften sie ihn anschauen oder mussten sie den Blick gesenkt halten? Der Verdienst seines Sohnes wurde es, die Distanz zwischen Kaiserhaus und Volk weiter zu verringern. Gemeinsam mit seiner Ehefrau reise er durchs Land und versuchte sich dabei so nahbar wie möglich zu geben.

1989, nach dem dem Tod von Kaiser Hirohito, wurde Akihito mit der 125. Tenno.  Er setzte fort, was er begonnen hatte: Neben den zeremoniellen Auftritten, die zumeist im abgeschotteten Palast stattfanden, besuchte er die Menschen, reiste er in Katastrophengebiete und besuchte auch sonst andere Länder. Im Rahmen seiner Kompetenzen machte er sich stark für Benachteiligte und mahnte zu Toleranz und Frieden.

Auch nach dem Tsunami und Erdbeben 2011 war das Kaiserpaar zur Stelle, setzte sich zu Evakuierten auf den Boden und lauschte deren Sorgen. Solche Gesten brachten einmal mehr Sympathiepunkte.

Der Kaiser möchte abdanken

Es war kein Geheimnis, dass Akihito immer wieder gesundheitliche Probleme hatte. Die Japaner erfuhren, dass er an Krebs erkrankt war und sich einer Herzoperation unterziehen musste. Sie erlebten, dass ihr Kaiser zunehmend schwächer wurde. 2016 kam erstmalig Gerüchte auf, der Tenno erwäge deswegen eine Abdankung.

In einer seiner seltenen Fernsehansprachen äußerte der damals 82-Jährige im Oktober 2016 dann tatsächlich indirekt den Wunsch, den Thron abgeben zu wollen. Er sei besorgt, so sagte er, „dass er für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen“ und sprach von Einschränkungen seiner körperlichen Fitness.

Man verstand ihn und wurde tätig. Für die gewünschte Thronübergabe zu Lebzeiten war ein neues Gesetz notwendig, das verabschiedet werden musste, ehe ein Gremium ein Abdankungsdatum festlegen konnte – mit der nötigen Vorbereitungszeit für diesen Präzedenzfall natürlich.

Im Mai 2019 beginnt also das neue Zeitalter: Prinz Naruhito wird der neue Kaiser, seine Ehefrau Masako die neue Kaiserin.

Mit 85 Jahren muss Akihito als Tenno im Ruhestand eine neue Rolle einnehmen, für die es seit 200 Jahren kein Vorbild gibt.

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