Starporträt Jan Böhmermann
















Steckbrief
- Vorname Jan
- Name Böhmermann
- geboren 23.02.1981, Bremen / Deutschland
- Sternzeichen Fische
- Jahre 42
- Grösse 1.9 m
- Partner verheiratet
Das weiß nicht jeder
Am 24. April 2017 hatte Jan Böhmermann einen großen Auftritt in der US-Talkshow "Late Night with Seth Meyers" in New York. "Ich mache in Deutschland quasi das gleiche, was du hier machst“, so Böhmermann zu Meyers zu Beginn ihres Gesprächs. Außerdem gab es Witze über die Begegnung zwischen Donald Trump und Angela Merkel - insgesamt blieb Böhmermann aber zahm.
Schon im Herbst 2016 war eigentlich ein Auftritt des "Neo Magazin Royale"-Moderators in einer US-Talkshow geplant. Die fiel damals der Aufregung um sein Erdogan-Schmähgedicht zum Opfer.
Auch Buchautor kann er sich nennen: 2009 erschien sein erstes Buch mit dem Titel "Alles, alles über Deutschland – Halbwissen kompakt".
Im Mai 2016 schleuste Böhmermann einen gefaketen Kandidaten bei der RTL-Show "Schwiegertochter gesucht" ein. Einerseits ein satirisch-genialer Coup, andererseits deckte sein Team die Ausbeutung der ahnungslosen Teilnehmer auf.
Intelligentes Fernsehen? Darin sieht Jan Böhmermann keinesfalls seine Berufung. "Ich will bloß unterhalten."
Auf Twitter löste er schon so manchen Shitstorm aus. Einen Fotografen kritisierte er beispielsweise für eine Abmahnung, die dieser ihm aufgrund eines Bildes, das Böhmermann ohne seine Erlaubnis getwittert hatte, zukommen ließ. Der Knipser wurde daraufhin von zahllosen Internet-Usern gemartert. Heute tut's dem Spaßvogel - zumindest teilweise - leid.
Der Umgang mit seiner Umwelt fällt Jan nicht immer leicht. "Ich habe meine Eltern wahnsinnig genervt, glaube ich. Und auch jetzt ist mein privates Umfeld nicht immer erfreut darüber, dass ich einen Drang zum Exzentrischen habe", gibt er zu.
Für einen Gastauftritt des britischen Sängers Morrissey in seiner Sendung würde sich der Entertainer sogar ein Bein abhacken, auch wenn dieser wahrscheinlich viel zu exzentrisch sei. "Da müssten wir wahrscheinlich das Studio umbauen und alle Fleischesser erschießen", schmunzelt Böhmermann.
Mit seinen Lukas-Podolski-Satiren machte er sich bei dem Profi-Kicker nicht gerade beliebt. Podolski reichte sogar Klage ein - wenn auch nicht erfolgreich. Jan Böhmermann meinte das Ganze dabei gar nicht böse: "Das war ja als Hommage gedacht", verriet er dem Bonner "General-Anzeiger".
Auch Reality-TV-Queen Kim Kardashian fällt den Possen des TV-Moderators zum Opfer. Für das "Zeitmagazin" imitierte er das freizügige Cover, das die Amerikanerin mit entblößtem Po auf dem "Paper"-Magazin zeigt.
Mit Klaas Heufer-Umlauf nahm Böhmermann die beiden Hörspiele "Förderschulklassenfahrt" und "Förderschulklassenfahrt 2 – Fünf Feinde und der Proletenhund" auf.
Biografie von Jan Böhmermann
"Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel!" – mit diesem sinnfreien Spruch aus seiner Lukas-Podolski-Satire "Lukas' Tagebuch" gelang Jan Böhmermann das Kunststück, dass manch einer das Zitat sogar dem legendären Fußballspieler selbst zuschreibt. Immer wieder sorgt Böhmermann mit kontroversen Aktionen und polarisierenden Behauptungen für Aufsehen, aber auch Gelächter. Und avanciert so zum Showmaster, der Harald Schmidts Erbe antreten kann.
Vom Journalisten zum Entertainer
Der gebürtige Bremer startete 1997 seine Karriere als Journalist bei der Bremer Tageszeitung "Die Norddeutsche", bevor er zwei Jahre später zu "Radio Bremen" wechselte und sich als Moderator versuchte. Hier kam sein komödiantisches Talent zum Vorschein, das er später auch beim "WDR", "hr3", "RTL" und bei "1live" nutzte, um an Popularität zu gewinnen. Sendungen wie "echt Böhmermann", "TV Helden" und "Lateline" katapultierten den "sympathischen Frauenflüsterer" – wie er sich selbst nennt – in die oberen Ränge der deutschen Entertainer-Szene und brachten ihm unter anderem den "Deutschen Fernsehpreis" in der Kategorie "Beste Comedy" ein. Den Grimme-Preis erhielt Jan Böhmermann gleich dreimal: 2014 für das "Neo Magazin", mit dem er im ZDF die Gemüter sowohl belustigt als auch erhitzt, 2016 in der Kategorie "Unterhaltung/Spezial/Innovation" für den #Varoufake und im Jahr darauf für #Verafake/Einspielerschleife.
Harald Schmidt ist sein Vorbild
Jan Böhmermann lernte sein Metier von einem der Besten: Harald Schmidt, dem König des Late-Night-Entertainments. 2009 durfte er zu dessen Ensemble im Ersten stoßen, und seither ist Schmidt sein großes Idol. Was ihn an ihm so begeistert? "Diese Mischung aus Qualität und unglaublicher Dreistigkeit", zitierte ihn die "Welt". Auch mit Klaas Heufer-Umlauf machte Böhmermann schon gemeinsame Sache. 2011 stellten die zwei Spaßvögel die Improvisationskabarettshow "Zwei alte Hasen erzählen von früher" auf die Beine, mit der sie durch Deutschland tourten. Außerdem moderierten Böhmermann und Heufer-Umlauf vom November 2011 bis September 2012 eine gleichnamige Sendung auf "Radio Eins". Mit Olli Schulz als Kollege machte er seitdem mit "Sanft und Sorgfältig" den deutschen Rundfunk unsicher, ehe er 2016 dem öffentlich-rechtlichen Radio den Rücken kehrte und mit Olli und dem neuen Titel "Fest und Flauschig" bei Spotify anheuerte.
Privates bleibt geheim
Was im Privatleben von Jan Böhmermann so passiert, weiß kaum jemand, denn zu dem Thema schweigt er sich – ganz ungewohnt – aus. Ist er verheiratet? Hat er eine Freundin? Oder gar Kinder? Fest steht einzig, dass er bei einer Frau "Unkompliziertheit, Humor, Offenheit" zu schätzen weiß. Was soziale Medien angeht, so ist der Fernseh- und Radiostar derweil sehr engagiert. Auf YouTube sind seine Videos richtige Klick-Köder, bei Twitter folgen ihm über 2,4 Millionen Fans. Dort stellt er ulkige Beobachtungen rund um die Medien auf und begeistert seine Follower mit allerhand lustigem Zeugs von Quatsch bis Satire.
Nummer sicher? Nichts für Jan Böhmermann
Dank seiner Twitter- und Facebook-Präsenz wird Jan Böhmermann immer öfter als Fachmann in Sachen Medien bezeichnet. Er selbst weiß, dass er den Menschen damit seinen "offenen Hals" hinhält. "Es ist manchmal befreiend, über die private Haltung zu schreiben, anstatt ständig im On-Air-Modus zu sein und auf alles zu achten", sagte er einst "RPonline.de", betonte aber auch, damit sich auch manchmal "eine Schelle" einzufangen. "Aber es führt zu nichts, wenn man es nicht riskiert. Es ist schön, den unnahbaren Ironiker zu geben, es ist aber auch manchmal sehr befreiend, es nicht zu tun." Die Kritik, die ihm entgegenschlägt, lässt ihn zwar nicht immer kalt, ist für ihn aber auch ein Muss. Denn von jedem möchte er nicht gut gefunden werden. Im Gespräch mit dem "Playboy" stellte er klar: "Kannste vergessen, dann ist es vorbei, dann hör ich auf."
Die Böhmermann-Affäre
Einer, der ihn sicherlich ganz und gar nicht gut findet, ist der türkische Staatspräsident Erdoğan. Im Frühjahr 2016 erhitzte Böhmermann in seiner satirischen Late-Night-Show "Neo Magazin Royale" mit einem Schmähgedicht auf den Präsidenten die Gemüter und heimste sich damit einen äußerst prominenten Feind ein. Dabei wollte Böhmermann mit seinem Gedicht voller Beleidigungen lediglich die Grenzen von Satire aufzeigen – er distanzierte sich mehrfach von den Inhalten und machte deutlich, ab welcher Schwelle man sich in Deutschland strafbar mache. Doch das war wohl zu viel des Guten und ging nach hinten los. Das ZDF entfernte den Beitrag aus seiner Mediathek und ruderte zurück. Neben über 20 Anzeigen von Privatpersonen eröffnete die Staatsanwaltschaft Mainz im April 2016 ein Strafverfahren gegen Böhmermann wegen des Verdachts der Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten. Einige Tage später stellte selbst der Betroffene Erdoğan einen Strafantrag wegen Beleidigung. Endgültig zur Staatsaffäre entwickelte sich die Causa Böhmermann, als die Bundesregierung die Ermächtigung erteilte, ein Strafverfahren nach Paragraf 103 gegen ihn einzuleiten. Wochenlang stand Böhmermann in Folge der Ereignisse unter Polizeischutz, wurde bedroht, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und pausierte seine TV- und Radiosendung. Auch den Auftritt bei der Verleihung des Grimme-Preises 2016 sagte er ab, obwohl er für den genialen "Varoufake" seinen zweiten Preis überreicht bekommen sollte.
Jan Böhmermann kam aber gerade noch glimpflich davon. Am 4. Oktober 2016 wurde das Strafverfahren gegen ihn eingestellt. Die Staatsanwaltschaft war zu dem Schluss gekommen, dass die Satire keine Beleidigung sei, sofern "die Überzeichnung menschlicher Schwächen (keine) ernsthafte Herabwürdigung der Person" enthalte.
Und noch etwas brachte die Böhmermann-Affäre mit sich: Als bekannt wurde, dass Böhmermann basierend auf Paragraf 103 StGB (Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten) angeklagt werden würde, forderten Juristen und Politiker die Abschaffung dieses Paragrafen. Es funktionierte! Am 1. Juni 2017 beschloss der Bundestag einstimmig die Abschaffung von Paragraf 103.
Abrechnung mit der deutschen Poplandschaft
Doch trotz allem wird Böhmermann nicht müde, sich Feinde zu machen. Im April 2017 legte er sich mit der deutschen Musikindustrie, insbesondere mit Sänger Max Giesinger, an. In einer Ausgabe seines "Neo Magazin Royale" knöpfte er sich anlässlich der anstehenden Echo-Verleihung die deutsche Popszene vor. Die Vorwürfe: Einheitsbrei, Schlager im neuen Gewand, Imitation von Tiefgründigkeit bei kompletter Austauschbarkeit, Product-Placement in Musikvideos, Massenware und beliebige Texte – so könnte man Böhmermanns 20-minütige Hasstirade zusammenfassen. Doch ein Jan Böhmermann stänkert nicht nur, am Ende der Kritik präsentierte er sein eigenes musikalisches Werk. Affen aus dem Gelsenkirchener Zoo wählten zufällig Sätze aus Werbeslogans und Tweets von YouTube-Stars aus und schufen so den Song "Menschen Leben Tanzen Welt" von Jim Pandzko feat. Jan Böhmermann. Ziel der ganzen Aktion war ein Echo-Gewinn für die niedlichen Äffchen im Jahr 2018. Das hat leider nicht geklappt – der Song wurde noch nicht einmal nominiert. Aber immerhin: Innerhalb kürzester Zeit stürmte der sinnbefreite Track "Menschen Leben Tanzen Welt" die Spitze der iTunes- und Amazon-Charts.
Die Zukunft von Jan Böhmermann
Am 29. August 2019 gab Jan Böhmermann bekannt, dass er sich um den SPD-Vorsitz bewerben will. Er wurde vom Ortsverein in Köthen als SPD-Mitglied aufgenommen, der Landesverband Sachsen-Anhalt erklärte die Aufnahme allerdings für unwirksam, weil Böhmermann nicht in Köthen wohnt. Er wird nun also eher nicht der neue Vorsitzende der Partei.
Was aber feststeht, ist, dass das "Neo Magazin Royale" zum Ende des Jahres 2019 eingestellt wird. Jan Böhmermann wechselt dann von ZDFneo ins Hauptprogramm und wird dort im Herbst 2020 eine neue Sendung bekommen.
Die neue Sendung soll eine überarbeitete Version vom "Neo Magazin Royale" sein und, wenn es nach Jan Böhmermann geht, auf dem bisherigen Sendeplatz des Kulturmagazins "aspekte" laufen. Es bleibt abzuwarten, was sich im neuen Programm ändern wird! Der neue Name jedenfalls blieb vorerst relativ ähnlich: "ZDF Magazin Royale" lief ab November 2020 einmal die Woche.
Böhmermanns soziales Engagement
Beruflich hat Jan Böhmermann längst bewiesen, dass er Witze reißen und sein Publikum immer wieder zum Lachen bringen kann. Doch der Entertainer hat auch eine ernste Seite, vor allem, wenn es um Rechte anderer Menschen geht. Insbesondere bei Geflüchteten kennt Böhmermann keinen Spaß. In seinen Sendungen und auch auf seinen sozialen Netzwerken betont er immer dann, wenn er es für nötig hält, seine Kritik gegenüber politischen Entscheidungen, die geflüchteten Menschen oder Rettungsorganisationen das Leben erschweren.
Als im Jahr 2018 der deutsche Kapitän Claus-Peter Reisch verhaftet und sein Rettungsschiff beschlagnahmt wurde, rief Jan Böhmermann zu einer Spendenaktion auf und sammelte 200.000 Euro, die der Rechtshilfe zugutekamen. Auch im Falle der Kapitänin und Aktivistin Carola Rackete, die 2019 ebenfalls verhaftet wurde, weil sie über 50 Menschen aus dem Wasser rettete und sie illegal am Hafen in Lampedusa absetzte, machte Jan Böhmermann sich stark. Gemeinsam mit Klaas Heufer-Umlauf sammelte er diesmal etwa eine Million Euro für sie und den Rettungsverein "Sea-Watch".