Starporträt Giorgio Armani
Hosenanzüge verlieren ihre Strenge durch weite Schnitte und weich fallende Stoffe. Zu diesem Anzug gehört ein kragenloser Cardigan mit ausgestellten Ärmeln und eine lässige Hose. Dazu Leo-Schuhe. Alles von Giorgio Armani. Armreif von Tiffany & Co.
Steckbrief
- Vorname Giorgio
- Name Armani
- geboren 11.07.1934, Piacenza / Italien
- Sternzeichen Krebs
- Jahre 89
- Grösse 172 cm
Das weiß nicht jeder
Heute ist er einer der bekanntesten Designer der Welt, früher wollte Giorgio Armani aber eigentlich Arzt werden: Er interessierte sich für Anatomie und – wie sein Bruder – für das Theater. Sein älterer Bruder Sergio führte zu Hause oft improvisierte Puppenspiele auf und Giorgio nähte passende Kleidung aus Lumpen. Sein Talent zeigte sich also früh, aber Giorgio entschied sich für ein Medizinstudium. Im dritten Jahr seines Studiums merkte er jedoch, dass das nicht sein Beruf ist, und er brach das Studium ab.
Die Flugbegleiterinnen der "Alitalia" tragen seit 1991 "Armani".
Der Junggeselle ist der einzige große Modemacher, der sich bislang noch nicht von einem der großen Modekonzerne aufkaufen ließ. Doch das soll sich ändern. Ob der französische Kosmetikriese L'Oréal die italienische Edelmarke kaufen wird? Eine Kooperation im Bereich Kosmetik und Parfum existiert ja bereits. Giorgio gibt sich diplomatisch: "L'Oréal könnte ein Partner sein. Aber wenn jemand anders mehr bietet, kann auch der der Partner sein". Experten schätzen den Wert des Unternehmens auf fünf Milliarden Euro.
Zum Haare raufen, wenn kurz vor den Oscar-Verleihungen wieder die prominenten Kundinnen am Rad drehen: "Das ist wirklich ein Drama. Wenn die Stars die Kollektion sehen, sagen sie alle: 'Fantastisch für die Oscars.' Und kurz vor der Feier wollen sie dann doch alles anders haben," beklagte sich der Altmeister im Januar 2007. Dann müssen Giorgios Leute an seinen Designerroben in kürzester Zeit noch einmal Hand anlegen und die ganz persönliche Note reinbringen. Natürlich sei das Jammern auf hohem Niveau, schmunzelte der begehrte Designer über den Umgang mit seinen Hollywood-Stars.
Ein Händchen muss man haben: Selbst in Schlichtheit nicht mehr zu übertreffen, entwirft der Designer immer neue Konsumgüter, die er äußerst charmant an die Frau und den Mann bringt. "In München gibt es ein Modegefühl, dass so ähnlich wie in Mailand ist. Deshalb sollte auch München eine Armani-Boutique bekommen. Hier gibt es eine entsprechende Klientel für Mode, Blumen, Bücher, Möbel – eine Formel, die auch in Mailand aufgegangen ist", so Giorgio bei der Eröffnung seiner zweistöckigen Münchner Nobel-Boutique nach Vorbildern aus Mailand, New York und Hongkong im Jahr 2003.
Möchte Giorgio hagere Frauen in seiner Mode sehen? "Ich wollte nie ultradünne Models," erklärte er im Oktober 2006 zu den Londoner Schauen. "Allerdings mischen sich Stylisten und Medien ein und die möchten zurzeit nur Models sehen, die unglaublich dünn sind. Meiner Ansicht nach muss eine Frau nicht anorektisch sein, um modisch zu sein."
"Bussi Bussi", Mailands meistgeküsster Mann heißt Giorgio Armani. Und obwohl die silbrige Eminenz Giorgio eigentlich eher zurückhaltend ist, genießt er den mondänen Rummel und die Hofnarren, die ihm huldigen. Der Kult gehört zum Business und will gepflegt werden. Die Frauen lieben den weißhaarigen Charmeur. Der über 80-Jährige betreibt Armani-Läden auf allen Kontinenten und ist trotzdem ohne Bodyguard unterwegs – so gesehen jedenfalls beim Bummel in Mailands Straßen.
Das italienische Designgenie hat die Mode Ende der 70er-Jahre revolutioniert, indem er das T-Shirt zum Herrenjackett salonfähig machte. Er präsentierte auch Frauen in Männeranzügen, denen er jenen relaxten Schnitt verpasste, mit dem Richard Gere als "American Gigolo" die Frauen verführte. "Wer spielt eigentlich in dieser Szene, ich oder das Jackett?" fragte Gere sich angeblich während der Dreharbeiten. Dem Business-Look bescherte Giorgio Armani Bequemlichkeit, indem er aus dem Jackett das Futter trennte. Jene "giacca destrutturata" trägt sich bequem wie eine Strickjacke und ist das Kernstück seiner Anzüge, die in ihrer Lässigkeit erotisch wirken.
Elegant, tragbar und gut verkäuflich – das sind Attribute seiner Kleidung. Welcher weibliche Star seinen Stil am deutlichsten verkörpert, darauf will sich der Modeschöpfer nicht festnageln lassen. "Es ist schwer, nur eine zu nennen. Zu meinen Favoriten gehören auf jeden Fall Michelle Pfeiffer, Julia Roberts, Mira Sorvino, Uma Thurman, Königin Rania von Jordanien und Milla Jovovich", so Giorgio über seine berühmten Kundinnen. In Hollywood ist er jedenfalls auch ein beliebter Kostümbildner.
Er hinterlässt überall Spuren: Sein unverwechselbares Design ließ er 2003 während der Mailänder Modewochen matt auf einem "Mercedes-Benz CLK Giorgio Armani Design Car" schimmern. Er hatte den gesamten Sportwagen in seinen typischen "Armani-Sandfarben" gehalten, samt Canvas-Verdeck und feinstem Lederinterieur. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, denn Mercedes sponserte im selben Jahr die monumentale "Giorgio-Armani"-Ausstellung, die in der Neuen Nationalgalerie Berlin zu sehen war. Ein von Theaterregisseur Robert Wilson gestalteter schwarzer Raum, in dem die Kleidungsstücke nach Farbgruppen sortiert in einer Endlosschlange schwebten.
Wo die Mode von Armani außerdem gut funktionierte: An der italienischen Olympia-Mannschaft während der Spiele in London 2012. Und seit 2014 macht sie sich auch an den Fußballerkörpern des FC Bayern München hervorragend, die Armani mit seinem Made-To-Measure-Programm einkleidete.
Armani kann aber nicht nur Kleidung, sondern auch Armani-Hotels, die mit Möbeln ausgestattet werden (eines davon im Burj Khalifa in Dubai), seit 2014 wieder ein Sushi-Restaurant namens "Armani/Nobu", das sich in Mailand befindet und außerdem das "Teatro Armani", das seit 2013 Platz für Designer bietet, die während der Fashion Weeks in Mailand ihre Kollektionen zeigen wollen.
Biografie von Giorgio Armani
Giorgio Armani hat es vorgemacht: Mit Reduktion hat er einen puren, lässigen und gleichzeitig äußerst eleganten Stil kreiert, mit dem er die Welt eroberte. Das 1975 gegründete Imperium des erfolgreichsten italienischen Modedesigners ist heute in mehr als 60 Ländern mit weit über 6000 Mitarbeitern präsent. Der Hofschneider der Oscargewinner fiel nie durch Extreme auf. Geradlinig kultivierte er die Farben Schwarz, Weiß und schuf dazu einen Sandton, der schmeichelte und zu allem passte. "Ich verfolge das Ziel, Menschen durch meine Kleidung ihren eigenen Stil verfeinern zu lassen, ohne sie zu Modeopfern zu machen." Dieses Motto spiegelt sich auch in seiner eigenen, immer coolen Erscheinung – und die hat er auch noch mit über 80, als Gründer, Alleineigentümer, Vorstandschef und Designer seiner Marke.
Der Karrierebeginn des Designers
Sein Empfinden für Mode, das ist wohl angeboren. Trotzdem lässt sich Giorgio erst auf ein Medizinstudium ein, probiert dann noch ein bisschen die Fotografie aus, bevor er ganz handwerklich als Dekorateur und Herrenmodeeinkäufer in einem großen Mailänder Kaufhaus einsteigt. Mit seinem erstaunlich großen Basiswissen über Textilien und Design wird er sieben Jahre später ohne Fachausbildung als Designer für Nino Cerrutis Herrenausstatter "Hitman" eingestellt. Engagements bei Ungaro und Zegna folgen kurz darauf. 1975 gründet Giorgio sein eigenes Label für Herrenmode, seine erste Damenkollektion liefert er ein Jahr später. Anfangs war auch noch ein zweiter Herr an der Marke beteiligt: Sergio Galeotti, Giorgios damaliger Geschäfts- und Lebenspartner. Dieser ermutigte den Designer nämlich erst, sein eigenes Modehaus zu gründen. Galeotti starb allerdings 1985 an Leukämie.
Giorgio Armani: Sein großer Erfolg
Die Firma ist trotzdem ein Knaller und hat von Anfang an einen unglaublichen Erfolg. Der Name Armani wird somit zu einer der festen Größen in der Modewelt. 1981 wird die Linie mit "Emporio Armani" erweitert. Für diese Linie werden eigene Geschäfte eröffnet, in denen es vor allem Jeans, Damenwäsche und Herrenwäsche zu kaufen gibt. Außerdem gibt es noch die Marken "Armani Jeans" und "Armani Junior".
Kulinarische Bescheidenheit
Anders als seine Zeitgenossen, wie etwa Valentino, liebt Giorgio Armani es zurückhaltend und unaufdringlich. So verbringt er Weihnachten gerne bei seiner Familie in Mailand und freut sich auf das alljährliche mit Senf gefüllte Huhn und Tortellini mit Butter und Parmesan, ein Essen, das er so von seiner Mutter kennt. Als Dessert gönnt er sich gerne Panettone, eine Mailänder Kuchenspezialität, die er mit Schlagsahne oder Schokolade süßt. Schön zu wissen, dass auch ein so großer Design-Star so bescheiden ist.
Ein Mann mit Herz
Giorgio Armani ist ein Macher, kein Familienmensch. Er war nie verheiratet und hat keine Kinder. Die Mode ist seine Berufung und er lebt für seine kreative und schöpferische Arbeit. Mit seiner Mode schuf er etwas, das seinen Geist weiterlassen leben wird, auch wenn der wohl größte Modemacher irgendwann nicht mehr unter uns weilt. Er ist reich und etwas eigen, mag vielleicht kompromisslos und etwas aufbrausend sein, doch Giorgio ist ein Mensch wie jeder andere und hat das Herz am rechten Fleck. Sein Markenzeichen, nicht nur auf modischer Ebene: Reduzieren, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Auf diesem Wege drückte Giorgio Armani auf der Mailand Fashion Week im Februar 2022 mit einem stummen Zeichen sein Mitgefühl für die ukrainische Bevölkerung aus. Im Normalfall ist eine begleitende Musik auf einer Fashionshow ein absolutes Muss, doch das fühlte sich für Giorgio Armani nicht richtig an. Er sagte: "Ich habe mich ein paar Stunden vorher gefragt, was ich tun kann (…), aber es ging nicht um Geld oder Kleidung, ich wollte ein Zeichen setzen für die Kinder, die gezwungen waren, wegzulaufen". Also ließ er sämtliche Musik streichen.