Starporträt Ernst August Prinz von Hannover
Steckbrief
- Vorname Ernst August Albert Paul Otto Rupprecht Oskar Berthold Friedrich Ferdinand Christian Ludwig
- Name Prinz von Hannover, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Prinz von Großbritannien und Irland
- geboren 26.02.1954, Hannover
- Sternzeichen Fische
- Jahre 69
- Partner Prinzessin Caroline von Monaco (verh. 1999) Chantal Hochuli (verh. 1981, geschieden 1997)
- Kinder Ernst August (*1983) Christian (*1985) Alexandra (*1999)
Das weiß nicht jeder
Wer in Geschichtsbücher schaut, kommt am Haus Hannover und seinen Vertretern kaum vorbei. Die Welfen gelten als ältestes Adelsgeschlecht Europas, das Kaiser, Könige, Kurfürsten und regierende Herzöge hervorbrachte. In Personalunion herrschte ein König von Hannover bis 1837 auch über das britische Empire.
Die Stammtafel von Prinz Ernst August von Hannover liest sich wie das "Who is Who" des europäischen Hochadels: Kaiser Wilhelm II. ist sein Urgroßvater, König Konstantin von Griechenland und Königin Sofia von Spanien sind Cousin und Cousine ersten Grades, was wohl erklärt, dass Sofias Sohn, König Felipe, der Patenonkel von Ernst Augusts erstem Sohn Ernst August wurde.
Prinz Philip, Prinzgemahl von Queen Elizabeth, zählt ebenfalls zu Ernst Augusts Verwandtschaft. Philip ist der Sohn von Prinz Andreas von Griechenland und Alice von Battenberg. Seine Schwester Sophie heiratete Georg Wilhelm von Hannover, einen Onkel von Prinz Ernst August.
Was haben Dieter Bohlen und Prinz Ernst August gemeinsam? Musikalisches Talent? Eine Finca auf Mallorca? Vielleicht.
Sicher ist aber, dass beide wegen der Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zogen. Eine Zigarettenmarke hatte in den Jahren 2000 und 2003 ihre Vornamen in einer Werbekampagne genutzt.
Die Klage wurde abgewiesen.
Mit Abschaffung des Adelsstandes in Deutschland wurden Titel Teile des Namens. Im Falle von Ernst August von Hannover steht also im Pass "Ernst August Prinz von Hannover Herzog zu Braunschweig und Lüneburg". Hinzu kommt noch "Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland", was auf die enge Verbundenheit mit dem britischen Königshaus zurückgeht.
Der britische König Georg V. hatte 1914 verfügt, dass Nachfahren des damaligen Herzogs von Braunschweig den Titel "Prinz (Prinzessin) von Großbritannien und Irland" tragen dürfen. Wenige Jahre später wurde diese Verfügung aufgehoben, der damalige Chef des Hauses, wieder ein Ernst August, sah sich aber als Nachkomme von König Georg III., der König von Großbritannien, Irland und Hannover gewesen war, im Recht und beließ es bei den Titeln. Daran wurde nie etwas geändert, obwohl die Titel in Großbritannien nicht mehr gelten.
Das Vermögen des Hauses Hannover wird, vorsichtig geschätzt, auf 400 bis 500 Millionen Euro beziffert. Zusammen kommt es durch Immobilien wie die Marienburg, forst- und landwirtschaftliche Flächen in Norddeutschland und Österreich sowie Firmenbeteiligungen. Teile der Vermögensverwaltung, vor allem für die österreichischen Besitzungen, wurden in die Hände der Cumberland-Stiftung gelegt, die in Liechtenstein angesiedelt ist.
Die Aufgaben Besitzverwaltung und Familienführung wurden 2004 von Prinz Ernst August getrennt, als er zwar den Vorsitz über die Familie behielt, aber einen Großteil der Besitzungen an seinen ältesten Sohn übertrug.
Schaut man ziemlich weit hinten, dann findet man Prinz Ernst August von Hannover in der britischen Thronfolge. Da er auf einem der dreistelligen Plätze rangiert, interessiert dies allerdings eher Historiker.
Etliche Stellen weiter vorne steht übrigens König Harald von Norwegen und Königin Margrethe von Dänemark, die beide aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stammen, genauso wie Ernst Augusts Mutter Ortrud. Es bleibt also alles in der Familie.
Als diverse Zeitungen über eine gegen Prinz Ernst August wegen Geschwindigkeitsüberschreitung in Frankreich verhängte Geldstrafe (inklusive Führerscheinentzug) berichteten, sah er darin einer Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte und klagte – bis in die höchste Instanz. 2004 urteilte der Bundesgerichtshof in dieser Sache und bestätigte die Auffassung des Berufungsgerichts, dass eine Berichterstattung zulässig war.
Biografie von Ernst August Prinz von Hannover
Es ist Tradition im Hause Hannover, dass die Erbprinzen Ernst August heißen. So bekam auch der erstgeborene Sohn von Prinz Ernst August von Hannover (* 1914 - † 1987) und seiner Frau Ortrud von seinen Eltern genau diesen Namen. Nach Hauszählung war der 1954 Geborene der fünfte Träger dieses Namens.
Der Prinz und seine fünf Geschwister wuchsen in einer Adelsfamilie auf, deren Stammbaum bis ins Jahr 800 zurückgeht. Einen Thron gab es für den neuen Ernst August nicht zu erben. Er übernahm aber 1987 – als Nachfolger des verstorbenen Vaters - den Posten als Oberhaupt des Adelshauses und Verwalter des weit verzweigten Familienbesitzes.
Eine Familie für den Welfen-Erben
1981 heiratete Ernst August von Hannover im niedersächsischen Pattensen die bürgerliche Millionärs-Tochter Chantal Hochuli. Das kirchliche Jawort gaben sich die beiden auf dem Stammsitz der Familie, der Marienburg. Norddeutschland wurde aber nicht ihr Wohnsitz, sie lebten in den folgenden Jahren überwiegend in London.
Der erste Sohn, der – wie sollte es anders sein – auf den Namen Ernst August (VI.) getauft wurde, kam 1983 in Hildesheim zur Welt. Der zweite, Christian Heinrich, zwei Jahre später.
Ab Mitte der 90er Jahre geriet Ernst Augusts Privatleben ins Visier der Medien. Seine Ehe mit Prinzessin Chantal war gescheitert und wurde 1997 geschieden. Dass Zeitungen schrieben, der Scheidungsgrund sei Ehebruch und eine fremde Frau gewesen, wollte sich der Welfen-Chef nicht gefallen lassen und klagte dagegen.
Zweite Frau mit Glamourfaktor
Die Gerüchte um eine neue Frau im Leben des Prinzen verstummten nicht, bald hieß es ganz konkret, er sei mit Prinzessin Caroline von Monaco liiert. Es dauert jedoch bis 1999, ehe die Beziehung offiziell wurde. Zu diesem Zeitpunkt ließ Fürst Rainier von Monaco "mit großer Freude" verlauten, dass seine älteste Tochter Prinz Ernst August von Hannover geheiratet habe. Einige Monate nach der Hochzeit kam in Österreich die gemeinsame Tochter des Paares, Prinzessin Alexandra von Hannover, zur Welt.
Boulevard und Adelsfans waren begeistert über das neue royale Glamourpaar, das sich gemeinsam bei Charity-Events, Bällen und royalen Festen zeigten. Jenseits des Rampenlichts blieb ihr Leben ein wohlgehütetes und durch Anwälte geschütztes Geheimnis - bis heute.
Die Eskapaden eines Prinzen
Prinzessin Caroline beherrschte den royalen Auftritt tadellos, ihr Gatte fiel abseits des roten Teppichs mehrfach aus der Rolle, wurde verbal ausfallend und handgreiflich gegen Pressevertreter, von denen er sich belästigt fühlte. Eine Regenschirm-Attacke hatten ihm 1998 den Spitznamen „Prügelprinz“ eingebracht.Nach dem Urinieren gegen den türkischen Pavillon bei der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000 nannte man ihn spöttisch „Pinkelprinz“. Im selben Jahr soll der damals 46-Jährige einen Hotelier in Kenia verprügelt haben. Der Vorfall beschäftigte diverse Gerichte und Instanzen bis 2011, ehe das Urteil, das Ernst August wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilte, rechtskräftig wurde.
Beziehungsstatus unklar
Der Glamourfaktor von Caroline und Ernst August verschwand nach wenigen Jahren. Seit 2009 kann sich niemand mehr an gemeinsame Auftritte des Paares erinnern. Dafür aber an Gelegenheiten, bei denen der Welfen-Prinz mit unbekannten Damen gesichtet wurde.
Auch um die Beziehung zwischen Ernst August und seinem Erben steht es wohl nicht zum Besten. Der Junior hatte 2004 den größten Teil des Besitzes des Adelshauses per Schenkung vom Vater erhalten. Eine Maßnahme, die künftige Erbschaftssteuern ersparen könnte? Oberhaupt der Familie blieb der Senior, der nach dem Schenkungsakt abtauchte. Man vermutet, er residierte überwiegend auf dem Familienbesitz in Österreich.
Erbprinz Ernst August gegen Prinz Ernst August
Ernst August junior, der Erbprinz, der in London gelebt und als Investmentbanker gearbeitet hatte, begann den übertragenen Familienbesitz zu verwalten und erntete Sympathiepunkte durch sein engagiertes Auftreten im Stammland seiner Vorfahren.
Im Juli 2017 plante der Erbprinz eigentlich seine Hochzeit mit der russischen Modeschöpferin Ekatarina Malysheva in der Marktkirche von Hannover, als ein Streit in der Welfen-Familie eskalierte.
Ernst August sen. meldete sich mit einem Ultimatum an den Sohn zurück. Er warf ihm laut "Handelsblatt" "groben Undank" vor und forderte die 13 Jahre zurückliegenden Schenkungen zurück. Sein Erstgeborener habe ihn aus der Familienstiftung herausgedrängt, ohne Zustimmung Besitz veräußert und eine Erkrankung des Vaters ausgenutzt. Der alte Prinz drohte, die Zustimmung zur geplanten Hochzeit zu verweigern.
Die Hochzeit fand statt, ohne die Anwesenheit des Vaters des Bräutigams. Doch der rest der Familie - Onkel eingeschlossen - stärkte dem jungen Welfen den Rücken. Der sicherte im Fortgang die Dynastie, indem er und seine neue Erbprinzessin schnell nachwuchs in die Welt setzten.
Der Vater-Sohn-Zwist brodelt jedoch weiter: Der geplante Verkauf der ramponierten Marienburg an das Land Niedersachsen musste Ende 2018 auf Eis gelegt werden. Noch immer fordert nämlich der eine Ernst August vom anderen die Schenkung, die die Marienburg umfasste, zurück. Der Jüngere sieht sich erbrechtlich im Recht, der andere bleibt beim Vorwurf des groben Undanks.
So werden wohl (wieder) Gerichte entscheiden müssen, ob das Hausgesetz des Hauses Hannover bis heute Gültigkeit besitzt und welche Rechte dem Oberhaupt eines Adelshauses zustehen.
Prozesserfahrung hat Prinz Ernst August von Hannover zur Genüge. Einmal mehr wird er allerdings damit leben müssen, dass Teile seines Privatlebens in der Öffentlichkeit bekannt werden.