Starporträt Charlotte Roche
















1998 moderiert die gebürtige Engländerin die Musiksendung "Fast Forward" bei dem TV-Sender VIVA Zwei, ab 2002 wird das Format zu VIVA gelegt. Charlotte ist schrill, punkig und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Charlotte Roche ist heute vor allem wegen ihrer kontroversen Bücher "Feuchtgebiete" und "Schoßgebete" in aller Munde.



Steckbrief
- Vorname Charlotte Elisabeth Grace
- Name Roche
- geboren 18.03.1978, High Wycombe, England / Großbritannien
- Sternzeichen Fische
- Jahre 44
- Grösse 1.62 m
- Partner Martin Keß (verheiratet seit 2007) Eric Pfeil (getrennt)
- Kinder Polly (*2002)
Das weiß nicht jeder
Nachdem alle deutschen TV-Sender ihr Projekt "Wahrheit oder Pflicht" ablehnten, veröffentlichte Charlotte die erste Folge bei YouTube. Das Video wurde eine Sensation, weil Prominente, unter anderem Roger Willemsen und Kim Fisher, erstaunlich offen, was wohl auch dem Alkohol geschuldet war, über ihr Sexleben sprachen.
Als Tochter einer radikalen Feministin, ist Charlotte selbst auch Feministin, wenn auch etwas moderner: "Junge Feministinnen müssen Alice Schwarzer für viel dankbar sein, zum Beispiel dafür, dass Frauen ihre Männer nicht mehr fragen müssen, ob sie arbeiten gehen dürfen. Bei vielen ihrer neuen Kampagnen, wie bei der Verteufelung von Pornos, können wir aber nicht mehr mitgehen."
Zusammen mit Christoph Maria Herbst bediente sich Charlotte an der Dissertation eines französischen Urologen aus dem Jahre 1978 zum Thema "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern". Die beiden gingen 2005 mit der Lesung dieser Dissertation, die auch als "Penislesung" bekannt wurde, als Comedy-Programm auf Tournee durch Deutschland.
Charlotte Roche ist eine wahre Künstlerin - also im klassischen Sinne! Sie malt Aquarelle und Portraits, und ist sogar auf Kunstaustellungen vertreten. Zu kaufen gibt es ihre Bilder schon ab wenigen Hundert Euro, was in der Kunstwelt echte Schnäppchen sind.
Biografie von Charlotte Roche
Provoziert und rebelliert hat Charlotte Roche schon immer gern: In Ihrer Jugend verletzte sie sich selbst, um Bilder mit ihrem Blut malen zu können, experimentierte mit verschiedenen Drogen und rasierte sich eine Glatze. Doch da war auch etwas, das sie sehr ernst nahm: Das Theater. Sie liebte das Spielen und ließ keine Stunde ihrer Theater-AG platzen.
Charlotte exzentrisch im TV
Auf der Suche nach dem nächsten Rampenlicht ging sie als 20-jährige zu einem Casting des damaligen Musiksenders VIVA Zwei, überzeugte auf Anhieb und moderierte fortan ihre eigene Sendung "Fast Forward". Ihre unkonventionelle Art brachte der "Queen of German Pop Television" wie Harald Schmidt sie einst nannte, prompt eine Grimme-Nominierung ein. Nach dem Aus im Musikfernsehen ergaben sich neue Möglichkeiten für die exzentrische Moderatorin, jedoch nie von langer Dauer.

Ab 2003 moderierte sie 13 Folgen der Interview-Sendung "Charlotte Roche trifft …" gefolgt von vier Ausgaben des ARTE-Musikmagazins "Tracks". Gemeinsam mit Jan Böhmermann war sie Gastgeberin der Talkshow "Roche & Böhmermann", die jedoch nie um eine zweite Staffel verlängert wurde.
Autobiografisch geprägte Skandal-Romane oder die Liebe zum Schreiben
Vielleicht waren das alles Zeichen, die sie zu ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Schreiben, führten. 2008 erschien ihr erster Überraschungserfolg, der Roman "Feuchtgebiete". Nichts lässt sie aus: Analfissur sowie -verkehr, Intimhygiene bzw. das deutliche Plädoyer für weniger Körperhygiene, Masturbationsanleitungen sowie Intimrasur. Doch auch ernstere Themen finden statt, so hauptsächlich die Trennung der Eltern der Hauptfigur Helen, mit der Charlotte wohl auch die Trennung ihrer eigenen Eltern reflektierte. Sie behauptet, gut 70 Prozent des Buches seien autobiografisch. Ob das nun stimmt oder nicht, ist ziemlich egal – so oder so brach ihr Debütroman alle Verkaufsrekorde.
Zwei Jahre später schien ihr nächster Roman "Schoßgebete", in dem die Autorin einen persönlichen schweren Schicksalsschlag verarbeitete. Die Protagonistin Elisabeth ist gebrochen und traumatisiert, weil ihre Brüder vor acht Jahren bei einem Autounfall auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ums Leben kamen. Genau das musste Charlotte Roche im wahren Leben durchmachen – unvorstellbar! Ihre Hochzeit sollte in ihrem Geburtsland England stattfinden. Alles war geplant und organisiert, alle Gäste geladen. Weil ihr Kleid so voluminös war und in keinen Koffer passte, bot Charlottes Mutter ihr an, den Weg von Köln nach England samt ihrer drei Brüder und dem Hochzeitskleid im Gepäck mit dem Auto zu fahren. Die schreckliche Nachricht erreichte Charlotte, als sie voller Vorfreude auf ihre Hochzeit in England angekommen aus dem Flieger stieg: Ihre drei Brüder waren in einer Massenkarambolage in Belgien tödlich verunglückt.
Und auch ihr Folgeroman "Mädchen für alles" hat einige biografische, zum Glück aber deutlich erfreulichere, Hintergründe. Genau wie die verzweifelte Hausfrau im Roman liebt auch Charlotte es, stundenlang US-Serien zu schauen und die Zeit zu vergessen. Und wieder geht es vordergründig natürlich nicht ohne alle erdenklichen Körperflüssigkeiten – dahinter steckt aber, wie in jedem ihrer Romane, eine tiefere Botschaft, die es zu entdecken lohnt.
Charlotte Roche ist zur Ruhe gekommen
Nach alle dem, was Charlotte Roche erlebt hat, so scheint sie heute zur Ruhe gekommen zu sein. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Brainpool-Mitbegründer Martin Keß, ihrer Tochter und ihrem Stiefsohn lebt sie auf dem Land etwa eine Autostunde von Köln entfernt. Die Entscheidung, das Stadtleben endgültig hinter sich zu lassen, fiel der Familie nicht schwer: "Ich bin mit meiner Familie oft am Wochenende in gemietete Wochenendhäuser aufs Land gefahren – wir haben ja Kinder, unseren Mischlingshund Puki, und man selbst wird ja auch immer älter und will mehr Vögel beobachten. Das hatte aber den Effekt, dass die Familie nach den Wochenenden nicht mehr zurück in die Stadt wollte. Wir wurden bei den Rückfahrten kollektiv depressiv". Generell ist die Fernsehfrau und Autorin gelassener und hat alles Negative hinter sich gelassen. Den schrecklichen Unfall ihrer Brüder hat Roche dank einer Therapie verarbeiten können. In der Liebe läuft es gut. Und auch mit dem Älterwerden hat die Moderatorin keine Probleme. "Ich glaube, wenn man akzeptiert, dass man so aussieht, wie man alt ist, dann kann man gut Tschüss sagen, wenn man stirbt", sagt Charlotte Roche und daran könnten sich viele ein Beispiel nehmen.
Paardiologie, der Podcast
Im Sommer des Jahres 2019 entschieden sich Charlotte Roche und ihr Ehemann dazu, einen eigenen Podcast herauszubringen. Der trägt den passenden Titel Paardiologie, also ein Wortspiel aus Paar und Idiologie, denn genau darum ging es in den einzelnen Folgen. Was braucht eine Beziehung? Wie gehen wir mit schlechten Tagen um, oder gar mit Seitensprüngen? Wie auch in ihren Büchern oder Auftritten nimmt Charlotte Roche zu keiner Thematik ein Blatt vor den Mund. Schade also für all die Zuhörerinnen und Fans, als es nach nur einem Jahr plötzlich hieß: Tschüß! Als Grund für den Abbruch des Podcasts nannte das Paar das altbekannte Motto: Aufhören, wenn es am schönsten ist.