Eines gleich vorweg: Der Star in "Weil wir Champions sind" ist nicht etwa Wotan Wilke Möhring, 55, selbst. Die wahren Helden sind neun Schauspieldebütanten mit geistiger Behinderung. Worum geht's? Basketballtrainer Andreas (Möhring) wird nach einer Promillefahrt zu Sozialstunden verdonnert und lernt, dass es im Leben nicht immer nur um Karriere und Siegen geht. Das spanische Original "Campeones" lockte Millionen Zuschauer in die Kinos.
GALA: Herr Möhring, erzählen Sie uns von den Dreharbeiten. Wie sind Sie diese besondere Rolle angegangen?
Wotan Wilke Möhring: Ich finde Neues immer spannend – bei diesem einzigartigen und mutigen Dreh mit Menschen mit einer sogenannten Behinderung war das gewissermaßen vorprogrammiert. Vor ein paar Jahren habe ich in einem Dorf in der Nähe von New York schon mal mit "Behinderten", wie wir sie mit unserer mangelnden Empathie nennen, gearbeitet. Schon damals haben mich ihre Direktheit und ihre unbeschwerte Lebensfreude beeindruckt.
Was glauben Sie, warum haben so viele Menschen Schwierigkeiten, dem "Anderssein" einen Namen zu geben?
Weil der Gedanke hinter diesen Begriffen allein schon Abgrenzung ist. Es sind Labels, die wir uns ausgedacht haben. Warum brauchen wir diese Schublade, in die wir "Anderssein" stecken? Wir müssen einfach einander zuhören, mehr hingucken und das Gemeinsame suchen.
Haben Ihre drei Kinder den Film bereits gesehen?
Selbstverständlich. Meine Kinder waren auch am Drehort dabei.
Und wie haben sie reagiert, wie fiel ihr Feedback aus?
Sie sind mittlerweile zwischen neun und 13 Jahren alt und geben ehrliche Zeichen, wenn es zu langweilig wird. Genau wie die Darsteller – die sagen ganz offen, was los ist.

Wie sind Sie nach Drehschluss mit Ihren Kollegen auseinandergegangen?
Ich habe später einige Briefe bekommen, das war sehr berührend. Worthülsen gibt es bei diesen Menschen nicht. Es gibt eine Filmszene im Bus, da sagt die kleine Krafzik zu mir, dem Trainer: "Wenn du weiter so bist, bist du irgendwann alleine." Das ersetzt dir fünf Wochen Psychotherapie, so kraftvoll ist das. Du bekommst ständig den Spiegel vors Gesicht gehalten.
Welche Lektion haben Sie durch die Zusammenarbeit gelernt?
Es war ernüchternd und auch ein wenig beschämend für uns alle, am Ende der Dreharbeiten festzustellen, dass wir unsere Defizite haben und mit der Einordnung von normal und behindert ziemlich danebenliegen.
Wie meinen Sie das konkret?
Und das finde ich traurig. Ich bin davon überzeugt, dass wir ganz viel vom "Anderssein" lernen können. Wir können viel gewinnen, wenn wir die Welt nicht nur so machen, wie sie uns bequem erscheint, sondern wie sie vielleicht sein kann.