"Die besten Abenteuer warten direkt vor der Haustür", sagt Christo Foerster, ein Abenteurer, der als Reisejournalist schon die ganze Welt gesehen hat. Als seine beiden Kinder kamen, sind er und seine Frau auf Mikroabenteuer umgestiegen. Wie die funktionieren? "Einfach raus und machen!", sagt Foerster, heute Buchautor und Motivationstrainer, und wer mit ihm spricht, bekommt sofort Lust, es ihm gleichzutun.
Christo Foerster: Der Anfang seiner Mikroabenteuer

"Alles begann mit einer verrückten Idee: Ich sprach mit einem alten Freund, den ich lange nicht gesehen hatte; ich wohnte in Hamburg, er in Berlin. Irgendwann dachte ich: 'Immer dieses: Wir müssen uns mal wieder sehen.' Also sagte ich: 'Ich komme morgen zum Frühstück zu Dir.' Eine halbe Stunde später bin ich aufs Fahrrad gestiegen und einfach losgefahren, die ganze Nacht durch, nur mit Google Maps auf dem Handy. Es wurde dann ein sehr schweigsames Freunde-Frühstück meinerseits", lacht Foerster, "aber ich war unheimlich happy, es einfach getan zu haben."Und darum geht’s, denn das funktioniert auch mit kleinem Budget.
Mikroabenteuer mit Kindern
Seitdem hat Foerster nicht nur allein, sondern auch mit seinen Kindern schon viele Mikroabenteuer erlebt, die – keine Panik – auch viel kleiner sein können, als hunderte Kilometer mit dem Rad durch die Nacht zu fahren. "In Ostholstein gibt es zum Beispiel einen Ort, der 'Weite Welt' heißt, das klang irgendwie vielversprechend. Wir sind einfach in einigen Tagesetappen mit dem Rad hingefahren, haben nachts in zusammen gezippten Schlafsäcken irgendwo im Wald geschlafen – ohne Zelt, denn richtiges wildes Campen ist verboten. Zurück sind wir dann mit dem Zug. Der Ort war dann einfach ein nettes kleines Dorf, genauso wie der Ort 'Kalifornien' an der deutschen Ostsee, wo wir auch schon mal waren."
Noch kleiner gefällig? Superfrüh aufstehen, ein Frühstückspicknick einpacken und einem Ort mit freiem Horizont die Sonne aufgehen sehen. Oder – soweit möglich – der eigenen Bahnlinie bis in die nächste Stadt nachwandern. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Was bei Mikroabenteuern wichtig ist
Im Laufe der Jahre hat Foerster einige Regeln für Mikroabenteuer für sich und seine Familie aufgestellt:
- Ein Mikroabenteuer dauert nie länger als 72 Stunden.
- Es darf kein Auto benutzt werden, nur öffentliche Verkehrsmittel oder Rad und Füße
- Und eben: Schlafen ohne Zelt, um sich überall hinhauen zu können - notfalls bei wildfremden Menschen in den Garten; mit deren Erlaubnis natürlich.
Eine einfache Ausrüstung reicht aus

An Ausrüstung, sagt Foerster, brauche eine Familie nicht viel: Gute Schlafsäcke, die man zum Kuscheln zusammen zippen könne, vielleicht ein Tarp, das Regen abhält (eine Art Zeltdach, das man an Bäumen festmachen kann), ein Gaskocher und Couscous als Grundnahrungsmittel. Und die Fahrräder der Kinder sollten nicht zu klein sein, falls es eine Radtour werden soll. "Kurzum: Solange keiner friert oder nass ist, ist alles fein. Und wer Geschichten erzählen kann, wenn die Strecke mal etwas öde ist, ist klar im Vorteil. Oder einfach mal zuhören." Selbstverständlich für Foerster: die Achtung der Natur: "Auch Kinder können verstehen, dass man in Naturschutzgebieten Rücksicht nehmen muss."

"Runter vom Sofa und vor die Haustür!"
Das Wichtigste aber, sagt Foerster, sei zu verstehen, dass "nicht wir die Kinder mit auf Abenteuer nehmen, sondern die Kinder uns. Wir müssen uns auf ihre Sicht, ihr Tempo einlassen, sie müssen mitentscheiden dürfen: welchen Schlafplatz nehmen wir und was schauen wir uns mal genauer an. Pläne machen nur Druck und dann ist der Spaß vorbei", sagt Foerster. "Deutschland hat so viele tolle Orte zu bieten: Die Uckermark, das Elbsandsteingebirge, die Mecklenburger Seenplatte – all das sind die perfekte Orte für Mikroabenteuer. Der schwerste Teil: runter vom Sofa und vor die Haustür. Der Rest ist ein Selbstgänger."

Das ganze Interview mit Christo Foerster und viele weitere Abenteuergeschichten und Tipps gibt es im Podcast "ELTERNgespräch".