Gerade einmal 27 Sekunden hatte es gedauert, dann waren alle 49 verfügbaren Presseplätze für den Prozess des Jahres vergeben, dabei wollten nach Angaben des "Tagesspiegels" ursprünglich 454 Pressevertreter daran teilnehmen.
Auf der Anklagebank sitzt Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München. Ihm wird vorgeworfen, Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Nach Verlesung der Anklageschrift am Vormittag in München sind die Vorwürfe noch deutlich umfassender, als bislang angenommen. Wie unter anderem "sueddeutsche.de" berichtet, soll Hoeneß zusätzlich 5,5 Millionen Euro eingespart haben, indem er zu Unrecht Verluste angegebenen haben soll. Insgesamt lautet die Anklage dem Bericht zufolge auf Steuerhinterziehung in sieben selbständigen Fällen.
Nach ersten Medienberichten hat sich der Betrag völlig überraschend noch einmal um wesentlich höhere Beträge nach oben verschoben. In den Jahren 2003 bis 2009 soll Uli Hoeneß demnach insgesamt 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben, wie sein Anwalt Hanns W. Feigen "spiegel.de" zufolge vor dem Landgericht München erklärt hat.
Im Januar 2013 hatte sich Uli Hoeneß, der von seiner Frau Susi zum Gericht begleitet wurde, selbst beim Finanzamt angezeigt, weil er Kapitalerträge in zweistelliger Millionenhöhe, die auf einem Konto bei der Züricher Privatbank "Vontobel" lagen, nicht versteuert hatte. Doch die Straffreiheit, die er sich davon erhofft hatte, wurde ihm nicht gewährt, denn die Selbstanzeige war offenbar fehlerhaft.

Für Uli Hoeneß könnte der Prozess im schlimmsten Falle mit einer Gefängnisstrafe enden. Bereits am Donnerstag (13. März) wird das Urteil in der Angelegenheit erwartet. Drei der insgesamt vier geladenen Zeugen sollen bereits am ersten Prozesstag aussagen. Eine vierte Zeugin ist für Dienstag (11. März) geladen.
Ob Uli Hoeneß mit einer Bewährungsstrafe davonkommen wird oder tatsächlich ins Gefängnis muss, ist völlig ungewiss. Wie unter anderem der "Tagesspiegel" berichtet, lautet eine grobe Richtlinie des Bundesgerichtshofs, dass Haftstrafen dann ausgesprochen werden, wenn die Höhe der hinterzogenen Steuern bei über einer Million Euro liegt. Doch es gibt Umstände, die sich mildernd auf das Urteil auswirken könnten und alle auf Uli Hoeneß zutreffen, wie zum Beispiel sein Geständnis, die gezeigte Reue sowie der Umstand, dass er als Ersttäter vor Gericht steht.
Wie auch immer aber der Prozess tatsächlich ausgehen wird, der Ruf von Uli Hoeneß wird voraussichtlich unwiderruflich geschädigt bleiben, seine Glaubwürdigkeit ist deutlich angekratzt. Vor dem Gerichtsgebäude in München hielten sich Berichten von "bild.de" zufolge auch weitaus weniger Fans des Bayern-Präsidenten auf, als im Vorfeld erwartet wurden. Vereinzelte Fans waren jedoch mit Schildern ausgerüstet, auf denen sie Milde für den 62-Jährigen forderten. Dieser wird noch mindestens bis Donnerstag um seine weitere Zukunft bangen müssen.