Fast demonstrativ nippte Lindsay Lohan
am ersten Abend nach ihrer Entlassung aus dem Entzug an einer Dose Red Bull, so als wolle sie sagen: "Seht her, ich bin eine andere! Ich brauche weder Alkohol, noch Drogen. Ich habe alles im Griff."
Nach 45 langen, schmerzhaften Tagen hat die Schauspielerin die "Promises-Rehab" von Malibu verlassen. Ob der Aufenthalt etwas gebracht hat, muss sich zeigen. Die ersten Anzeichen - eine erneute Verhaftung wegen Trunkenheit am Steuer - sprechen dagegen. Sie mag sich geändert haben, doch das Leben vor den Klinik-Toren ist dasselbe geblieben. Hier muss sie beweisen, wie standhaft sie sein kann: Wenn die Nacht kommt, wenn das Verlangen lockt und keine Sanatoriumsmauern zwischen ihr und den Clubs liegen. Und wenn Freundinnen wie Paris Hilton ihr den Champagner wieder schmackhaft machen wollen: "Ach, komm, nur das eine Glas!" Jeder Tag ohne Rausch wird für Lindsay Lohan ein weiterer Schritt in ein neues Leben sein. Kann sie es schaffen? Vor allem: Will sie es überhaupt schaffen?
Ganz aktuell zweifeln viele. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde die Schauspielerin erneut von der Polizei gestoppt, weil sie in eine Verfolgungsjagd mit einem anderen Wagen verwickelt war. Unter Alkoholeinfluss und mit Kokain in der Tasche. Mehrere Stunden verbrachte Lindsay auf der Polizeiwache, am Morgen kam sie gegen Kaution frei und ihre Anwältin übernahm die Beschwichtigung der Medien. "Die Sucht ist eine schreckliche Krankheit", warb Blair Berk um Verständnis. Lohans für den Abend geplanter Auftritt in der "Tonight Show" mit Jay Leno wurde abgesagt und sie selbst in eine ruhigere Umgebung gebracht. "Ich bin unschuldig. Und ich würde es zu schätzen wissen, wenn mich alle in Ruhe lassen", so Lindsays letzten Worte an die Öffentlichkeit.
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Was das für ihre Karriere bedeutet, lässt sich noch nicht absehen. Als sie aus dem Krankenhaus kam, war Hollywood noch zuversichtlich: "Lindsay Lohan ist eine Marke, die sich nach dem Klinikaufenthalt bestens vermarkten lässt. Ich bin mir sicher, dass sie sich derzeit vor Angeboten kaum retten kann. Sie kann jetzt in Hollywood ein ganz großer Star werden", schätzte ein Produzent. Lindsay sei jung, schön und talentiert und habe mit 21 bereits einen Lebenslauf, der die Branche faszinieren würde - und gleichzeitig eine stetig wachsende Fangemeinde.
Sony Pictures bringt ihren bereits abgedrehten Thriller "I Know Who Killed Me" zum 27. Juli in die US-Kinos. Für ihre nächste Rolle in der Romanze "Dare To Love Me" nahm Lindsay Tango-Unterricht. Und auch ein neues Album will sie aufnehmen. "Es wird Dance-Musik", erklärt Lindsay. "Zum Album wird es auch eine Tour geben - eine glamouröse Show im Stil von Madonna." Selbst ein Radiosender aus ihrer alten Heimat Long Island versuchte, den Trubel für sich zu nutzen und wollte eine Party für den Star und 4.000 Fans ausrichten. Serviert werden sollte aber nur Wasser.
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US-Psychologin Suzanne Lopez beeindruckt dieser Marketing-Rummel wenig, und der neue bravere und erwachsenere Look von Lindsay - öfter mal hochgeschlossen, dezenteres Make-up - schon gar nicht. "Es ist kein gutes Zeichen, dass sie gleich wieder durch die Nachtclubs zieht. Dort ist Alkohol allgegenwärtig!", meint sie skeptisch. "Eigentlich müsste sie sich aus der Partyszene zurückziehen, vielleicht mal ein Buch in die Hand nehmen und zu Hause bleiben." Aber das Gegenteil ist der Fall, Lindsay zog durch die Clubs: am Samstag nach ihrer Entlassung feierte sie im "Pure", Las Vegas, am Sonntag im "Lax", Los Angeles, und am Dienstag im "Le Deux", Los Angeles. Im Spielerparadies soll sie sogar mit dem TV-Magier Criss Angel, der auch schon Cameron Diaz und Paris Hilton verzauberte, zu einer sehr privaten Vorstellung in seiner Hotelsuite verschwunden sein. Gleichzeitig füllt Lindsay weiter fleißig die Klatschspalten: Die Gerüchte um eine lesbische Beziehung zu DJane Samantha Ronson halten sich hartnäckig. Im Blog ihrer MySpace-Webseite soll Lindsay der engen Freundin und bekennenden Lesbe aus dem Entzug einen Heiratsantrag gemacht haben, berichtete der "Star". Ronsons Anwälte haben mittlerweile erwirkt, dass die Meldung zumindest von der Homepage des Magazins genommen wurde.
Der nächste Skandal kündigt sich bereits an: Nacktbilder von Lindsay, die ihr Ex-Freund Calum Best, ein britisches Model, von ihr gemacht hat, sollen von ihren Computer gestohlen worden sein. Angeblich war Lindsay so sauer auf den hackenden Langfinger, dass sie Anzeige gegen Unbekannt stellte. Neue Lindsay, alte Muster? Die "New York Post" gab sich bereits zynisch: "Welches feierwütige Starlet hat einen Weg gefunden, high zu werden, obwohl es ein Alkohol-Messgerät trägt? In einem Club hat die Betreffende gerade nach Ecstasy gefragt." Und der "Star" zitiert einen Lohan-Freund mit den Worten: "Sie erzählte ständig, wie sehr sie den Entzug hassen und den Alkohol und die Drogen vermissen würde. Lindsay sagte sogar: 'Wenn dieser ganze Klinik-Scheiß endlich vorbei ist, dann werde ich es wieder so richtig krachen lassen. Ich kann's kaum erwarten!'"
Auf die Geldgeber des Films "Poor Things" wirkte die geläuterte Lindsay schon nach der Entlassung wenig überzeugend. Obwohl sie die Dreharbeiten noch im Mai unterbrachen, um auf die Rückkehr der Schauspielerin zu warten, sagten sie den Film nun endgültig ab. Die schon wieder feiernde Lohan sei einfach ein zu großes Risiko. Recht hatten sie: nur eine Woche später traf das betrunkene Starlet erneut auf die kalifornische Polizei.
Ist die Betreuung der 21-Jährigen nach dem Klinikaufenthalt also endgültig gescheitert? Die umfasste immerhin tägliche Therapie, Besuche bei den Anonymen Alkoholikern und Alkoholtests - zu wenig Stütze? Vielleicht kann eine heilsame Abkühlung vor Gericht helfen: Am 24. August steht Lohan wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss (1,5 Promille) in L.A. vor dem Richter. Da droht Gefängnis. Nach ihrer formalen Verhaftung am 20. Juli musste sie bereits umgerechnet 22.000 Euro Kaution hinterlegen. Der Vorfall aus der aktuelen Woche kostet weitere 25.000 Euro Kaution, weitere Nerven und erhöht die Gefahr einer Knastkur enorm - ganz nach dem Beispiel Paris Hilton. "Lindsay würde alles tun, um nicht in den Knast zu müssen", so ein Vertrauter.