Das Schicksal schien sie immer zu verwöhnen.
Mit gleich zwei Adelstiteln. Mit Bewunderern, wo immer sie auftaucht. Und mit einer glücklichen Familie, ihrem Fels in der Brandung, wie sie in dem unlängst erschienenen Buch "Schaut nicht weg!" schreibt. Es handelt von schwerem Stoff - dem Kampf gegen Online-Kindesmissbrauch in einer übersexualisierten Welt. Für Stephanie Baronin zu Guttenberg, Präsidentin des Vereins "Innocence in Danger", ist das eine Herzensangelegenheit. Und trotzdem steht das Darling der Berliner Society plötzlich in der Kritik. Es geht vor allem um ihre Wahl der Mittel. Boulevardzeitung und Trash-TV - passt das zu einem so sensiblen Anliegen?
kontert. In einem eleganten schwarzen Hosenanzug, mit Schmetterlings-Ohrhängern und Pferdeschwanz schmückt sie an diesem sonnigen Oktobertag einen kurzfristig angesetzten RTL2-Pressetermin. In einer Berliner Schule soll die "gesellschaftlich relevante" zehnteilige Reality-Serie "Tatort Internet" vorgestellt werden, deren erste Folge schon am selben Abend gesendet wird. Vorab hat die "Bild"-Zeitung, die auch schon Auszüge des Guttenberg-Buchs gedruckt hatte, mit der Überschrift "Stephanie zu Guttenberg jagt Kinderschänder im TV!" über "Tatort Internet" berichtet. Der Artikel steht direkt über dem täglichen nackten "Girl" auf Seite eins ...
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Auf dem Podium in der Aula hält Stephanie zu Guttenberg nun diese Titelseite hoch. Eher halb hoch, wie mit einem leichten Zögern. Alle Kameras klicken."Es sind diese Schlagzeilen, die wir brauchen!", sagt sie laut. "Die Menschen müssen endlich hingucken!" Sie wolle "die Massen" erreichen. Dass "Tatort Internet" alle Zutaten des Sensations-TV nutzt, hält sie für einen Vorteil. So würden "normale Leute erreicht, die nicht schon vier Fachbücher gelesen haben".
Für den Sender, der bisher eher durch Schlüpfriges und Skurriles auffiel, ist Stephanie zu Guttenberg der Hauptgewinn. Allerdings: Trotz des Hypesum die prominente Unterstützung startete die Doku mit lediglich 1,34 Millionen Zuschauern, nur leicht über dem Senderschnitt. Die Massen schalteten nicht ein.
Dafür schaut die Öffentlichkeit bei Stephanie zu Guttenberg ganz genau hin, seit ihr Mann, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, zum Polit-Star wurde. Am Anfang wollte man einfach mehr über die schöne Frau an seiner Seite erfahren. Schnell wurde klar, dass sie selbst etwas mitzuteilen hat. Inzwischen hat Stephanie zu Guttenberg eine Kommunikationsberaterin. Sie lacht jetzt überlegter als früher. Die Entspanntheit, mit der sie noch vor einem Jahr punktete, scheint verschwunden.
Ende September lud sie viele illustre Gäste zu einer "Funk & Soul Night" nach Hamburg; ihr Mann und ihre Eltern Andreas und Charlotte von Bismarck-Schönhausen kamen zur Unterstützung. Techno-Fan Stephanie zu Guttenberg feuerte mit wehendem Haar George McCraean - einen Soul-Star der Siebzigerjahre. Auch das tat sie für "Innocence". Vielleicht muss man ja doch ungewöhnliche Wege gehen, um andere für seine Sache zu gewinnen.
Sabine Kobes