Boris Becker, 46, muss nicht als Spieler auf dem Platz stehen, um von Wimbledon verzaubert zu werden.
Der Tennis-Profi ist in diesem Jahr zum ersten Mal als Trainer bei dem prestigeträchtige Event in London dabei, sein Schützling Novak Djokovic, 27, kämpft um den Grand-Slam-Titel.
Im "tz"-Gespräch mit der schwärmte Becker von dem Turnier, das erstmals 1877 stattfand und das der Deutsche 1985 als jüngster Spieler aller Zeiten gewann: "Die Magie von Wimbledon ist der Mix aus Mythos und Moderne. Sie verdienen hier sehr, sehr gutes Geld, haben ein florierendes Business, aber es ist kein seelenloses Kommerzunternehmen. Wie vor 25 oder 50 Jahren sieht man die Spieler in weißem Dress herumlaufen, es gibt keine Werbebanden, und es gibt auch diesen Willen, sich nicht jedem schnellen Trend zu beugen. Wimbledon ist einfach nur Wimbledon geblieben, das schönste und beste aller Turniere."
Genauso unbeugsam wie die Veranstalter des Events müssen sich auch die Spieler auf dem Platz zeigen. "Das ist das Turnier der Turniere. Hier musst du zeigen, wer du bist als Spieler. Diese Hingabe ist bei den Spielern ungebrochen, auch heute. Wer hier nicht mit heißem Herzen und letzter Kraft spielt, macht etwas falsch", betonte der Experte, der seit 2009 auch in London lebt.
"T-Online" nutzte eine Pressekonferenz, um zu fragen, was Wimbledon von anderen Grand-Slam-Turnieren unterscheide. Die Antwort fiel Becker nicht schwer: "Es wird das ganze Jahr nicht auf Rasen gespielt, bis auf die vier Wochen, für die meisten nur zwei oder drei, und größer könnte die Umstellung nicht sein von Sand auf Rasen. Dann gibt es sehr viele Regeln, sehr viel Tradition hier. Hier muss man sich auskennen, hier muss man die richtigen Menschen kennen."
Für Novak Djokovic gehört sein Trainer auf jeden Fall zu den richtigen Menschen. In einem anderen Interview mit der "tz" betonte er vor ein paar Tagen bereits: "Wimbledon ist etwas ganz Besonderes und eine große Herausforderung. Da bin ich froh, dass ich Boris an meiner Seite habe, denn kaum einer weiß besser, wie man hier bestehen kann." Was ihn an seinem Trainer überrascht hat? "Sein Charakter, seine Gradlinigkeit und Freundlichkeit. Er ist überhaupt nicht überheblich und arrogant. Mittlerweile ist er ein echter Freund."
Was für ein schönes Kompliment für Boris Becker!