Boris Aljinovic (46) und Dominic Raacke (55) beschäftigen sich nicht nur beruflich mit dem Thema Zivilcourage.
Am Sonntag sahen 8,88 Millionen Zuschauer im 'Tatort: Gegen den Kopf', wie ein Mann, der nicht wegschaute, totgeprügelt wurde: Er hatte zwei Schläger daran hindern wollen, einen Gehbehinderten in der U-Bahn zu schikanieren und bezahlte dafür mit seinem Leben.
Im Interview mit der 'ARD' machte sich Aljinovic Gedanken darüber, ob er sich trauen würde, wie der Rollencharakter Mark Haessler einzuschreiten: "Es wäre für mich wünschenswert mich so zu verhalten, dass ich stolz sagen kann, ich habe nicht weggeschaut, sondern versucht zu reagieren", erklärte der Star. Ob er den Mut dazu habe, konnte er aber nicht definitiv bejahen: "Ich habe aber allerdings den Willen."
Der TV-Fall wurde nicht nur durch die gute Arbeit der Kommissare aufgedeckt, auch eine Überwachungskamera half. Sollten diese stillen Zeugen vermehrt eingesetzt werden? Raacke ist nicht sicher: "Ich glaube nur nicht, dass Überwachungskameras Straftaten wirksam verhindern, also nicht unbedingt präventiv wirken. Gerade Überfälle in U-Bahnen oder auf öffentlichen Plätzen entstehen ja meist aus dem Affekt, da wird der Täter nicht drüber nachdenken, ob er nun gefilmt wird oder nicht." Die Aufzeichnungen würden zudem die Frage des Datenschutzes aufwerfen: "Gerade im Moment wird das Thema Datenüberwachung, Speicherung und deren Auswertung heiß diskutiert. Es ist ja vor allem die Ungewissheit, was mit Daten passiert, welche die Sache bedenklich macht. Und da stellt sich dann plötzlich die Frage, ob mehr Datenspeicherung, die ja ursprünglich als Prävention gedacht war, Verbrechen einer ganz anderen Dimension erst ermöglicht", so der Künstler.
Zivilcourage habe seiner Meinung nach viel mit dem richtigen Instinkt zu tun: "Wenn es zu einer echten Gewaltsituation kommt, ist man plötzlich völlig hilflos, weil untrainiert, mit so einem Moment klar zu kommen. Hier ist Instinkt gefragt. Instinkt, die Situation richtig einzuschätzen und sich dementsprechend zu verhalten." Der Handelnde müsse abschätzen, ob sein Eingreifen wirklich helfen könne oder noch mehr Gewalt provoziere: "Es ist schwierig, in einer Ausnahmesituation die richtige Entscheidung zu treffen", befand Dominic Raacke.