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Soyeon Schröder-Kim "Unsere Liebe geht über den Tod hinaus"

Soyeon Schröder-Kim, die neue Frau des Altkanzlers Gerhard Schröder über Champagner, Golfen – und ihre Vorgängerin

Ein Vormittag in Hannover. Soyeon Schröder-Kim, 48, empfängt in der Anwaltskanzlei ihres Mannes Gerhard Schröder, 74. Edle Büroausstattung, moderne Kunst an den Wänden.

Soyeon Schröder-Kim: Über ihr Leben mit Gerhard Schröder

Das Paar lebt in einer Wohnung darüber. Mit Soyeon Schröder-Kim hat der Altbundeskanzler 2018 nicht nur seine fünfte Ehe geschlossen, sondern sich auch ein weiteres Mal neu erfunden: mehr Kultur, mehr Sport, mehr Südkorea – und etwas weniger Politik. Es ist ein gemeinsamer Neuanfang, wie Soyeon Schröder-Kim, die gern "mein Mann" statt "Gerd" sagt, im Gespräch betont. Nach einer kurzen Begrüßung zieht sich Schröder aus seinem Büro zurück. Heute soll seine Frau im Mittelpunkt stehen.

GALA: Auf einem der vielen Bilder hier ist ein buntes Vogelpaar zu sehen. Was hat es damit auf sich?

Soyeon Schröder-Kim: Das Gemälde haben wir zu unserer Hochzeit geschenkt bekommen. Schauen Sie, das chinesische Zeichen steht für Glück, die beiden prächtigen und hübschen Vögel symbolisieren ein Ehepaar. Ein typisches Geschenk bei einer Vermählung in Südkorea. Man steht füreinander ein, liebevoll und ewig: Wenn ein Partner gestorben ist, soll der andere Vogel bis zum Lebensende allein bleiben, um den anderen trauern und ihn vermissen. Unsere Liebe geht über den Tod hinaus.

GALA: Auf dem Gemälde daneben sieht man eine Champagnerflasche, eine Zitrone und einen Wassereimer.

Schröder-Kim: Das haben wir zufällig bei einer Auktion entdeckt. Mein Mann und ich trinken immer Wasser mit Zitrone. Selbst im Restaurant bestellen wir eine Flasche und dazu eine ganze Zitrone, die ich dann frisch aufschneide. Mein Mann nennt das den "Soyeon-Champagner" – er taufte den gesunden Drink nach mir. Das Bild passt perfekt zu unserem neuen Leben. Ein gesundes Leben besteht aus gesunden Angewohnheiten, die in den Alltag integriert sind. Wie beim Zähneputzen.

GALA: Hat sich Ihr Alltag seit der Hochzeit verändert?

Schröder-Kim: Mein Name hat sich verändert. Zudem kommt auch mein Mann jetzt häufiger mit nach Seoul.

GALA: Haben Sie beruflich viel in Südkorea zu tun?

Schröder-Kim: Ich habe noch immer mein Dolmetscherbüro, eine Beratungsfirma und zudem bin ich Repräsentantin für den Wirtschaftsstandort Nordrhein- Westfalen. Mein Mann besucht wichtige Konferenzen, hält Reden und hat nun auch ein paar neue Freunde dort. Die Wiedervereinigung Koreas ist im Moment erneut ein großes Thema. Da ist ein ehemaliger Bundeskanzler aus Deutschland sehr gefragt. Wer hätte noch vor ein, zwei Jahren gedacht, dass Gerhard Schröder ein Teil seines Lebens in Südkorea verbringt. 

GALA: Wie verbringen Sie Ihre gemeinsame Freizeit?

Schröder-Kim: Wir gehen gemeinsam zum Golfen. Das ist sehr förderlich für unsere Beziehung. Wie ein langer Spaziergang mit Unterhaltung, nur eben mit einem Ball dabei. Das macht dann mehr Spaß. Mein Mann spielt erst seit einem Jahr Golf und zwar sehr ehrgeizig. Sein Handicap wird er erst in zwei Jahren offenbaren. Ich bin noch ein bisschen entfernt von einem Bogey-Golfer, aber ich arbeite leidenschaftlich daran.

GALA: Und Sie verbindet die Kunst.

Schröder-Kim: Sagen wir mal so: Ich würde mich nicht als Sammlerin bezeichnen, aber ich schaue mir Kunst auf der ganzen Welt an. Gerade jüngere Künstler, deren Arbeiten mir gefallen, kaufe ich gern, wenn ich etwas Interessantes darin sehe. Als ich meinem Mann meine kleine Sammlung in Seoul zeigte, staunte er nicht schlecht. Einiges davon hätte er auch gekauft, sagte er.

GALA: Was lernen Sie voneinander?

Schröder-Kim: Ich lerne immer mehr dazu in Sachen Fußball, weil ich ja auch oft mit Gerhard ins Stadion gehe. Sowieso sind wir beide sportbegeisterte Menschen. Etwas, was ich meinem Mann noch näherbringe, ist die klassische Musik, ein großer Teil meines Lebens. Mein Mann und ich gehen jetzt immer häufiger in Konzerte, zum Ballett oder in die Oper.

GALA: Spielen Sie ein Instrument?

Schröder-Kim: Als Kind habe ich Klavier gespielt, später Geige, im Studium dann klassische Gitarre in einem Ensemble. Heute spiele ich allerdings kaum noch. Vor ein paar Jahren wollte ich mein Geigenspiel verbessern, weil ich mir wünschte, mit meiner Tochter gemeinsam zu musizieren. Die wollte aber nicht – und ich würde mein Kind nie dazu zwingen. An Musik muss man Spaß haben. Die Träume der Mütter erfüllen sich leider nicht immer.

GALA: Haben Sie ein Lieblingslied, das sie früher gespielt haben?

Schröder-Kim: Auf der Gitarre spielte ich "Recuerdos de la Alhambra". (Sie summt den spanischen Klassiker von Francisco Tárrega und schwingt leicht den Kopf.) Ach, ich liebe diese Melodie! Es ist schwer zu spielen, ich war nicht perfekt, aber ich habe es wirklich sehr gern gespielt.

GALA: Auch bei Ihrer Hochzeit haben Sie musiziert.

Schröder-Kim: Ja, das Lieblingslied meines Mannes ist "My Way" von Frank Sinatra. Das konnte ich aber nicht singen, da geht es ja um den Abschied vom Leben. Das passt nun gar nicht, wo wir gerade unser neues Leben beginnen. Also textete ich es um, auch mit deutschen Zeilen: "Our way, wo das Leben beginnt". 

GALA: Hatten Sie Lampenfieber?

Schröder-Kim: Ich habe Gesangsunterricht genommen und vor einigen Gästen, die ich vorher eingeladen hatte, geprobt. Am Tag selbst blieb mir dann die Stimme weg. Es war mir sehr peinlich, aber danach kamen die Gäste und sagten, es wäre ein wunderschöner Moment gewesen. Das war er dann auch für mich.

Gerhard Schröder betritt sein Büro und spaziert heran, in der Hand eine Tüte mit Schokoladenkeksen. "Falls du deine Gäste noch ein bisschen verwöhnen willst, damit sie anständig schreiben", sagt er. "Also Gerd, wenn er anständig schreiben soll, ist ein bisschen mehr nötig als Schokolade." Beide lachen, und der Bundeskanzler a. D. verlässt den Raum.

GALA: Woher kommt Ihre Verbindung zu Deutschland?

Schröder-Kim: In meiner Familie gab es immer viel deutsche Musik, Beethoven, Schubert – und auch Literatur. Als Kind habe ich "Demian" von Hermann Hesse gelesen. So richtig verstanden habe ich es damals nicht, bestimmt war es schlecht ins Koreanische übersetzt. Dann bin ich 1995 zum Studium nach Marburg gezogen, eine aufregende Zeit. Das erste Mal war ich ohne meine Familie, in einem Studentenwohnheim.

GALA: Was haben Sie noch gesehen?

Schröder-Kim: Als der Reichstag von Christo verhüllt war, bin ich mit einer Freundin nach Berlin gefahren. Ich weiß noch: Ich war ganz in Rot, mit Hotpants. 

GALA: Ihr Mann war damals Ministerpräsident. Haben Sie ihn schon wahrgenommen?

Schröder-Kim: Nein, den nahm ich erst 1997 war. Ich war damals zurück in Südkorea an der Dolmetscherschule, wo wir viele Reden von deutschen Politikern übersetzten. Wir schauten auch deutsches Fernsehen. Deshalb kaufte ich mir für meine Wohnung eine zwei Meter große Satellitenschüssel. Ich verfolgte den Wahlkampf meines heutigen Ehemanns also am Fernsehen in Südkorea.

GALA: Ist Ihr Mann auch so technikbegeistert wie Sie?

Schröder-Kim: Als ich mir damals die große Satellitenschüssel kaufte, hatte ich einen richtigen Streit mit meinem Hausmeister. Der verstand nicht, was ich damit wollte. Ich investiere gern in Technik und Maschinen. Dass mein Man in dieser Hinsicht besonders begabt oder interessiert ist, würde ich nicht gerade behaupten. Aber für die technischen Fragen hat er ja mich. Man muss im Leben nicht alles selber können.

GALA: Ihr beruflicher Weg ist in Südkorea für eine Frau keine Selbstverständlichkeit, oder?

Schröder-Kim: In meinem Land wird bei der Erziehung bis heute ein großer Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht. Ich hatte großes Glück: Meine Oma war früh Richtung Westen orientiert und hat großen Wert darauf gelegt, dass man in der Gesellschaft etwas leistet. Mir wurde nie gesagt, ich müsse Kochen und Nähen lernen. Wichtiger waren Schule und Universität.

GALA: Wie haben die Männer auf Sie reagiert?

Schröder-Kim: Als ich als Dolmetscherin anfing, bin ich immer wieder älteren Männern begegnet, die mich nicht ernst nahmen. Es störte mich. Aber ich dachte mir: Jetzt erst recht. (haut mit der flachen Hand leicht auf den Tisch.) 

GALA: Sie haben zweimal Angela Merkel für die südkoreanischen Regierung übersetzt. Bewundern Sie die Kanzlerin?

Schröder-Kim: Ich empfand Angela Merkel als sehr sympathisch, wie ich es bei jeder neuen Begegnung tue.

GALA: Ist ihre Zeit bald zu Ende?

Schröder-Kim: Zu aktuellen Entwicklungen möchte ich mich nicht äußern. Aber sicher ist, das ist eine Lebenslektion, die ich gelernt habe: Es gibt immer ein Ende.

GALA: Wie meinen Sie das?

Schröder-Kim: Ich sage mir immer: Soyeon, glaube nie, außer dir kann es niemand. Jeder ist ersetzbar. Nur eines kann mir keiner nehmen: die Mutterschaft meiner Tochter. Bei Politikern oder im Berufsleben sehe ich immer wieder, dass Menschen nicht den richtigen Zeitpunkt für ein Ende finden. Viele glauben wirklich: Ohne mich wird das nicht mehr richtig laufen. Das ist aber eine Illusion – es gibt immer Menschen, die genauso qualifiziert sind. Das Leben geht weiter, es gibt immer neue Akteure in neuen Abschnitten.

GALA: Noch mal zu Ihrem neuen Lebensabschnitt: Die Ex-Frau Ihres Mannes, Doris Schröder-Köpf, sagt, Sie hätten den Zeitablauf Ihrer Beziehung zu Gerhard Schröder bei einer Pressekonferenz in Südkorea nicht richtig dargestellt.

Schröder-Kim: Ich habe es nicht nötig, die Unwahrheit zu sagen. Dazu will ich mich nicht äußern, weil ich keinen Streit möchte. Das Leben sehe ich positiv.

GALA: Sie wirken sehr gelassen. Macht Ihr neues Leben Sie glücklich?

Schröder-Kim: Ich bin so glücklich wie noch nie.

Gala

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