Nur wenige verfügen über eine solche Bandbreite. Ob im Psycho-Drama "Gegen die Wand" oder dem Fantasy-Epos "Game Of Thrones": Sibel Kekilli, 39, spielt ihre Figuren so intensiv, dass es immer ein Vergnügen ist, ihr zuzuschauen. Jetzt ist sie in der TV-Serie "Bullets" zu sehen – als Terroristin. Und auch das macht die Hamburgerin wie immer richtig gut.
Sibel Kekilli: "Es braucht einen langen Atem"
GALA: Wie haben Sie sich in diese spezielle Rolle eingefühlt?
Sibel Kekilli: Schwierige Charaktere haben mich schon immer fasziniert. Was treibt sie an? Wie kann ich sie für mein Schauspiel fassen? Die psychologische Dimension zu ergründen ist mir wichtig.
Werden Ihnen oft komplizierte Charaktere angeboten?
Bisher zumindest hatte ich das Glück, dass ich ganz unterschiedliche, vielschichtige Figuren spielen durfte. Aber es braucht einen langen Atem, um diese Art der Rollenwahl durchzuhalten und sich nicht in eine Schublade stecken zu lassen. Ich sage tatsächlich lieber zweimal Nein. Dafür muss ich dann auch mal mit Existenzängsten klarkommen.
Keine Angst vor Hässlichkeit
Wie gelingt Ihnen das?
Indem ich Prioritäten setze. Ich lebe lieber finanziell auf kleinem Fuß, als etwas anzunehmen, was sich nicht richtig anfühlt. Meine Freiheit ist mir wichtiger.
"Game Of Thrones" hat Sie in den USA berühmt gemacht. Werden Sie mit Angeboten aus Hollywood überschüttet?
Es kommen natürlich welche. Aber oftmals sind es ähnliche Rollen oder ähnliche Welten wie in "Game Of Thrones" – da nähern wir uns ebenfalls einem Schubladendenken. Das ist für mich nicht ganz so interessant.
An welche Grenzen gehen Sie für Ihre Rollen?
Schauspielern ist immer ein Sich-Austesten, ohne sich vor den Konsequenzen zu fürchten. Ich habe keine Angst davor, in einem Film hässlich zu sein, zu weinen oder wenn mir die Nase läuft – weil es so unschuldig und ehrlich ist. Immer nur schön aussehen ist ja auch langweilig.
Sibel Kekilli: Kein Botox, bitte!
Ihr Gesicht ist Ihr Kapital. Ist Botox für Sie ausgeschlossen?
Das kommt für mich tatsächlich nicht infrage. Als Schauspielerin muss man durchlässig sein und Mimik zeigen. Mit Botox würde das nicht funktionieren. Aber man soll niemals nie sagen – vielleicht denke ich mit 60 anders?
Seit dem Dreh von "Game Of Thrones" sind Sie gut mit Peter Dinklage befreundet.
Das stimmt, aber vor allem mit dem Autor der Bücher, George R. R. Martin! Wir sind regelmäßig in Kontakt, schreiben uns oft Nachrichten. Und er lädt mich zu Thanksgiving immer zu sich nach Hause nach Santa Fe ein und es gibt einen riesigen Truthahn.
Hat er Sie auch schon mal in Hamburg besucht?
Ja. Er hat sogar mal extra wegen mir die Einladung zu einer Lesung hier angenommen. Ich habe mit ihm eine Fleetfahrt gemacht, und danach waren wir in Altona unterwegs, saßen in Decken eingemummelt draußen, haben einen Absacker getrunken und gequatscht. Er ist ein wichtiger Freund geworden, fast schon Familie.
Sie haben eine tolle Figur. Wie halten Sie sich fit?
Bei "Game Of Thrones" hatte ich einen Personal Trainer, das gönne ich mir zurzeit wieder. Und zum Yoga gehe ich auch, wenn’s passt. Das reicht dann aber auch. Weil ich so viel unterwegs bin, bin ich froh, wenn ich mal nur entspannt auf dem Sofa sitzen und es mir gemütlich machen kann.
Reisen und Freiheit haben Priorität
Wie gefällt Ihnen Ihr Leben zurzeit?
Sehr. Meine Arbeit und das Reisen bedeuten für mich, lebendig sein. Ich habe oft verpasst, den Moment zu genießen. Das gelingt mir gerade gut.
Gibt es einen Plan für die nächsten Jahre?
Haus, Familie, Garten – dafür ist mein Beruf zu unkonventionell. Ich weiß ja oft nicht mal, was morgen passiert.
Sind Haus und Familie überhaupt eine Option?
Reisen und meine Freiheit haben momentan Priorität. Mir geht’s sehr gut!
Verwendete Quelle: Instagram