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Sacha Baron Cohen Brüno ohne Maske

Mit schriller Satire feiert Sacha Baron Cohen Welterfolge. Doch privat ist er ein perfekter Gentleman

Brad Pitt nennt ihn ein Genie,

der Botschafter von Kasachstan "ein Schwein von einem Mann". Keine Frage: SachaBaron Cohen, besser bekannt als kasachischer Reporter "Borat" und als österreichischer Fashionista "Brüno", polarisiert. Und feiert mit seiner Extrem-Satire Welterfolge. Sogar Buckingham Palace bat jetzt um eine Privatvorführung seines aktuellen Kinohits "Brüno" - obwohl Cohen Prinz Harry bei der Londoner Premiere als "kleine Schlampe" bezeichnet hatte.

"Seit John Lennon hat kein britischer Star die Welt so bewegt", befand das Männermagazin "GQ" und wählte Cohen unter "Britain's Most Powerful", noch vor Prinz William. "People" zählte ihn bereits 2004 zu den "Sexiest Men Alive" - in der Rubrik "secretly sexy". Dabei tritt der attraktive 1,91-Meter-Mann selten unverfälscht in Erscheinung.

So schamlos er sich in seinen Filmen zeigt, so bedeckt hält sich Sacha Baron Cohen privat. Die englische Presse bezeichnet ihn als "ungelöstes Rätsel": Bei öffentlichen Auftritten fällt er nie aus seiner jeweiligen Rolle. "Es macht mich nicht lustiger, wenn die Leute wissen, wie es bei mir zu Hause aussieht", sagte er dem "Rolling Stone"in einem seiner raren Interviews.

Cohens Scheu ist Selbstschutz und berufsbedingt: Sein Metier ist die Demaskierung von Vorurteilen, und dazu braucht er die Maskerade. "Wir haben früh beschlossen, den Mund zu halten und die Gags für sich sprechen zu lassen", erklärt Dan Mazer, Cohens Schulfreund und Co-Autor. Zu viel Publicity ruiniert seine Guerilla-Taktik. Denn sein Humor kommt aus dem Hinterhalt: Als antisemitischer Chauvi "Borat" oder exaltierte Tunte "Brüno" hält er den Menschen gnadenlos den Spiegel vor. "Sacha bringt die Leute dazu, ihre Deckung aufzugeben", so Mazer. Und dafür schreckt er vor nichts zurück.

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Ist dieser Typ irre? "Sacha war nicht, was ich erwartet hatte", erzählt Johnny Depp, der 2007 mit ihn "Sweeney Todd" drehte. "Ein echter Gentleman, das Äquivalent zu Peter Sellers." Ein schöneres Kompliment hätte er ihm nicht machen können: Cohens Vorbild ist in der Tat der Verwandlungskünstler Peter Sellers ("Der rosarote Panther"), der einmal von sich selbst sagte: "Ich habe das Gesicht hinter der Maske chirurgisch entfernen lassen. Mich gibt es gar nicht." So weit geht Cohens Hingabe nicht. "Ich bin ein zurückhaltender Mensch. So habe ich die perfekte Lösung gefunden: Meine Figuren übernehmen das Berühmtsein, und ich kann ein normales Leben führen." Seine Verlobte, die Schauspielerin Isla Fisher ("Shopaholic"), Mutter seiner Tochter Olive, bestätigt, ihr Liebster bringe seine Charaktere nicht mit nach Hause. Aber zuweilen hinterlassen die Strapazen der Satire Spuren. Etwa der Ausschlag, den "Brüno" vom ständigen Enthaaren bekam. "Ich bin sein größter Fan", schwärmt die 33-Jährige. "Keiner bringt mich so zum Lachen wie Sacha. Deshalb heirate ich ihn auch!"

Das Paar lebt in London und Beverly Hills, für die Hochzeit fehlte ihnen bislang schlicht die Zeit. Cohen plant "eine ganz private Feier. Es werden keine Bilder veröffentlicht!" Vorgesehen ist eine jüdische Zeremonie: Vor zwei Jahren ist Isla Fisher für ihn konvertiert, sie ernährt sich wie er koscher. Die Religion dominierte sein Leben nicht, sagt Cohen, aber er pflegt ihre Traditionen. Sacha Baron Cohens Mutter stammt aus Israel, sein Vater aus Wales.

Nach dem Schulabschluss verbrachte er ein Jahr in einem Kibbuz. Anschließend studierte er in Cambridge Geschichte und trat mit der Studententheatergruppe auf. Damals beschloss er, dass er "lieber Leute zum Lachen bringen will, als allein in der Bibliothek zu hocken". Bevor Cohen 2000 als Möchtegern-Gangsta mit "Da Ali G. Show" zum TV-Star aufstieg, trat er mit seinem Bruder Erran als Rap-Duo in Londoner Clubs auf und jobbte als Model – der Grundstein für "Brüno". Und wie man hört, kann seine Familie sehr darüber lachen, wenn Sacha im Film in Hotpants durch ein jüdisch-orthodoxes Viertel stolziert und fast gelyncht wird.

Dabei hat der Kamikaze-Komiker im Nahen Osten durchaus Fans. Das fand er beim brisanten "Brüno"-Dreh heraus, als man ihm ein Treffen mit einem islamistischen Bombenattentäter vermittelte. Kein Witz. Inzwischen soll er Morddrohungen erhalten haben. "Es wäre schön, wenn Sacha in Zukunft weniger gefährliche Filme dreht", sagt Erran Baron Cohen, der seine Filmmusik schreibt. Immerhin: Nach "Ali G". und "Borat" schickt Sacha Baron Cohen nun auch "Brüno" in Pension: "Jeder Zuschauer ist einer weniger, dem ich etwas vormachen kann. Einen Film fertigzustellen, heißt Abschied nehmen."

Vielleicht wird er Pirat an der Seite von Johnny Depp. Oder er gewinnt eines Tages einen "Oscar" als Charakterdarsteller. Bei Sacha Baron Cohen muss man auf alles gefasst sein.

gala.de

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