Warum Robert Redford schon in den Siebzigerjahren Frauenherzen schneller schlagen ließ, kann man auch Jahrzehnte später noch in seinem Gesicht erkennen. Tiefenentspannt lässt er sich im "Waldorf Astoria" in New York in einen Sessel sinken. Sundance Kid hat nichts von seiner Magie verloren, die Stimme markant, der Geist messerscharf. Mit dem neuen Seefahrerdrama "All Is Lost" meldet sich die Filmlegende eindrucksvoll zurück und könnte in der diesjährigen Filmpreis-Saison noch für Überraschungen sorgen.
Herr Redford, stimmt es, dass Sie auch mit 77 Jahren noch alle Stunts selber machen?
Nicht alle, aber die meisten. Das ist eine Mischung aus Altersstarrsinn und dem Versuch, es sich und anderen noch mal beweisen zu wollen. Ich mag es, an meine Grenzen zu gehen. Daran hat auch das Alter nichts geändert. Manchmal zahlt man aber auch den Preis dafür. Beim Mountainbiken habe ich es einige Male mächtig übertrieben, da hat es mich prompt auf die Nase gelegt. (lacht)
Man hat Sie längere Zeit nicht auf der Kinoleinwand gesehen. Nun scheinen Sie wieder Lust auf Film bekommen zu haben und arbeiten an mehreren Projekten.
Ich habe mich ja nie in die Rente verabschiedet, aber wenn man wie ich in den Bergen von Utah lebt und damit sehr weit entfernt von Hollywood ist, wird man auch schnell mal vergessen. Ich bin aber mittlerweile auch ziemlich wählerisch geworden, was meine Rollen betrifft. Ich möchte nur noch an Projekten arbeiten, die künstlerisches Neuland für mich sind. In "All Is Lost" spiele ich etwa einen Bootsführer, der ganz allein auf dem Meer in ein Unwetter gerät. Reden musste ich in dem Film nicht viel. Die Herausforderung bestand darin, auch ohne Worte etwas ausdrucksstark zu vermitteln.
In dem Film blicken Sie dem Tod ins Gesicht. Welche Erfahrungen haben Sie selbst mit der Vergänglichkeit gemacht?
Ich weiß, wie sich Einsamkeit, Verzweiflung und auch die Angst vor dem Tod anfühlen. Die Leute sehen in mir meist den Filmstar, aber ich habe persönlich viele Höhen und Tiefen erlebt.
Sie sind ein halbes Jahrhundert im Filmgeschäft, haben zweimal den Oscar erhalten. Wie wichtig sind Ihnen Preise?
Ich war nie scharf darauf, öffentlich ausgezeichnet zu werden. Bei meinen Filmen ging es mir vielmehr darum, Geschichten zu erzählen, die ich für wichtig und erfahrenswert gehalten habe. Viele meiner Filme hatten deshalb einen politischen Hintergrund. Leider wird es in Hollywood immer schwieriger, solche Stoffe zu realisieren. Sie werfen einfach viel weniger Geld ab als beispielsweise die großen Comic-Verfilmungen.
Apropos: Was sagen denn Ihre Enkel dazu, dass der Opa demnächst auch in der Comicverfilmung "Captain America" dabei ist?
Das finden sie cool. Dann haben sie endlich auch mal Lust, den Opa im Kino zu sehen, denn meine anderen Filme interessieren sie leider herzlich wenig.