Das Yellow Cab hält an der Madison Avenue, Ecke 34. Straße.
Eine junge Frau steigt aus dem Taxi, betritt durch die Schwingtür das Foyer des Gebäudes mit der Hausnummer 183. Begrüßt wird sie vom Duft der Blumengestecke und einem Portier in blauer Uniform. Sie nimmt den Fahrstuhl, fährt in den siebten Stock. Suite 715 ist die US-Dependance der World Childhood Foundation - Madeleine von Schweden hat ihren Arbeitsplatz erreicht. Wenn sie ihren Job beginnt, weiß sie schon, mit wem sie nach Feierabend die Nachlese machen wird: mit Christopher O’Neill, ihrem steten Begleiter in diesen Tagen.
Seit April vergangenen Jahres lebt die 28-jährige Prinzessin in New York, unterstützt von hier aus die Stiftung, die sich weltweit um ausgebeutete und missbrauchte Kinder kümmert. Gründerin und Schirmherrin ist ihre Mutter, Königin Silvia. Von langer Hand geplant war es nicht, dass Madeleine einmal in den USA leben würde.
Sie hatte sich auf ein Leben in Schweden eingerichtet, wollte sich dort humanitären Projekten widmen und vor allem ihre Beziehung mit Jonas Bergström, 32, genießen. Seit 2002 war sie mit dem Rechtsanwalt liiert, seit 2009 mit ihm verlobt. Doch dann kam alles anders. Nachdem schwedische Medien über eine angebliche Affäre Bergströms berichtet hatten, gab der Hof im April 2010 bekannt, dass die Verlobung gelöst worden sei. Madeleine wollte nur noch weg.
Raus aus Stockholm, raus aus Schweden, irgendwohin, wo sie keiner kennt. Sie entschied sich für New York, für die Anonymität der Großstadt. Hieß es anfangs vonseiten des Königshofs, Madeleine werde nur für eine befristete Zeit dort arbeiten, so scheint das mittlerweile überholt.
Während der ersten Monate wohnte die Prinzessin noch bei Lovisa de Geer, die in Stockholm eine ihrer engsten Freundinnen war und schon seit einer Weile in New York lebt. Mit ihr gründete Madeleine einen Ableger der World Childhood Foundation: C2G - die Abkürzung steht für Childhood 2nd Generation. Mittlerweile bewohnt Madeleine ihr eigenes Zwei-Zimmer-Apartment. Alles passt jetzt. Der Trubel um das Beziehungs-Aus liegt weit hinter ihr, auch die Aufregung um die Enthüllungsbiografie über ihren Vater Carl Gustaf war für sie weit, weit weg. Zudem hat sie einen Job gefunden, der sie erfüllt. Auf ihrem Terminplan stehen Reisen zu verschiedenen Childhood-Projekten, sie war zum Beispiel in Minneapolis, in San Francisco. Kürzlich glänzte sie auf einer Charity-Gala in Florida, warb auch dort für die Childhood-Foundation.
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"Meine Mama ist ein Vorbild für mich", so Madeleine. "Sie hat ein sehr großes Herz, und sie hat sich immer für Kinder und Jugendliche in Not eingesetzt. Dies inspirierte auch mich, deren Situation verbessern zu wollen." Die Prinzessin besucht viele Seminare und Symposien zu diesem Thema. Und sie genießt die Anerkennung, die sie ganz persönlich in Amerika für ihre Arbeit bekommt.
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Genauso wichtig ist ihr jedoch, dass sie in ihrer Freizeit nahezu unbeobachtet bleibt. Essen gehen, ein bisschen feiern - dass hier eine Prinzessin unterwegs ist, interessiert die New Yorker kaum. Sie sind Prominente gewohnt, und europäische Adlige kennen sie eh kaum. In der Nähe von Madeleines Büro liegen "Mendy's Deli", "Austin's Café", der "Duane Reade"-Drugstore - viele Läden bieten wegen der Touristen auch europäische Hochglanzmagazine an. Fragt man die Mitarbeiter jedoch, ob sie die junge Frau auf dem ein oder anderen Cover kennen, zucken sie nur mit den Schultern. "Eine hübsche Blondine", sagt der Sandwich-Mann in "Austin's Café", "aber davon laufen hier viele rum." Mit ihren Freundinnen trifft sich Madeleine gern zum Dinner. Neben Lovisa de Geer ist auch Sofi Fahrman oft dabei, die als Modejournalistin arbeitet. Mal geht man ins Nobel-Bistro "Le Bilboquet", mal ins "The Boathouse" im Central Park. Ganz entspannt.
An einem dieser Abende, im Frühsommer 2010, wurde "er" ihr dann vorgestellt: Christopher O'Neill, genannt Chris, 36 Jahre alt, ein smarter Typ, wohlhabend, Investmentbanker und Finanzberater. Im August trafen sich die beiden dann auf der 200-Jahr-Feier der Bernadotte-Dynastie in Stockholm wieder. Chris hat europäische Wurzeln: Seine Mutter Eva Maria O’Neill stammt aus Österreich. Seine Ausbildung ist exquisit: Er besuchte das Internat "Institut auf dem Rosenberg" in St. Gallen, studierte an der Columbia-Universität in New York. Er liebt das Leben in der New Yorker Upper Class, besucht Vernissagen, Partys und Events. "Chris ist großartig", schwärmt eine ehemalige Arbeitskollegin. "Er ist intelligent und erfolgreich. Ich kann nur Gutes über ihn sagen. Die Prinzessin kann glücklich sein, dass sie ihn getroffen hat", sagte sie der schwedischen Zeitung "Expressen". Und der Doorman seiner ehemaligen Wohnung an der Park Avenue berichtet: "Er ist ein sehr netter Typ. Immer gut gekleidet und mit sehr höflichem Benehmen. Ein Gentleman."
Der perfekte Mann also? Klingt ganz danach. Und was zunächst nur wie ein kleiner Flirt aussah, scheint jetzt immer mehr zu werden. Wie Gala aus dem Bekanntenkreis von Eva Maria O'Neill erfuhr, soll es zwischen Chris und Madeleine "etwas Ernsteres" sein. Die beiden treffen sich immer häufiger. In New York dinierten sie unlängst romantisch im "The Greenwich Hotel", das Hollywood-Star Robert De Niro gehört. Vergangene Woche dann verschwand das Paar abends in Christophers Stadthaus im East Village - und verließ es am nächsten Vormittag gemeinsam. Dass Madeleine sich wenige Tage darauf im Laden von Vera Wang Brautkleider anschaute, sorgte in Schweden für reichlich Spekulationen. So eindeutig alles auch aussieht - offiziell ist Madeleines neue Liebe noch nicht. Bertil Ternert, Sprecher des Königshauses: "Das gehört zu Madeleines Privatleben, deshalb geben wir dazu keinen Kommentar."
Auch Madeleines Schwester Victoria, 33, suchte einst schon in den USA das Leben in der Anonymität. Als 1998 bekannt wurde, dass die Kronprinzessin an Magersucht litt, begann sie ein Studium an der Elite-Universität Yale. Die Abkapselung endete mit einem Happy End: Gesund kehrte sie nach Schweden zurück, meldete sich in einem Fitnessstudio an und lernte dort Daniel kennen, ihre große Liebe. Ein Happy End hätte auch die kleine Schwester verdient.
, Mitarbeit: Corinna Karl, Julide Tanriverdi