Das Mittelmeer glitzert unter der Sonne
, sanft wiegen sich die Palmen in der Sommerbrise: traumhaft, dieser Ausblick auf die "Bucht der Engel". Angelina Jolie genießt ihn von ihrem Bett in der Frauenklinik Lenval Santa Maria in Nizza. Hier erwartet sie die Geburt ihrer Zwillinge – und die Welt fiebert mit.
Der Zeitung "Nice Matin" zufolge landete der Hubschrauber mit der Schauspielerin am Sonntagabend vergangener Woche auf dem Dach der Poliklinik in der Avenue de Californie. Vier Räume habe sie mitsamt Entourage in der Geburtsabteilung bezogen. Seitdem gibt es wohl kaum ein Gebäude in Frankreich, das mehr unter Beobachtung steht. Am Mittwoch dann ein Signal für die wartenden Reporter: Der behandelnde Gynäkologe Michel Sussmann beraumte eine Pressekonferenz an. "Es ist nur ein Besuch zur Beobachtung", beschwichtigte er die Journalisten. Die Geburt werde erst "in den nächsten Wochen" erwartet. In diesem Stadium der Schwangerschaft sei es normal, dass eine Frau, deren erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sei, ins Krankenhaus gehe. Madame Jolie wolle sich Ruhe gönnen.
Die hat sie auch dringend nötig. Zum einen leidet sie angeblich an Schwangerschaftsdiabetes. Zum anderen forderten Shiloh, Zahara, Pax und Maddox auch in den vergangenen Wochen ihre ganze Aufmerksamkeit. Inzwischen hat Brad Pitt diese Aufgabe hunderprozentig übernommen: Rührend kümmert er sich im 130 Kilometer entfernten Familienanwesen "Miraval" um die vier Kinder, nimmt sie abwechselnd mit zu Mama ins Krankenhaus. Die Kleinen sind außer sich vor Vorfreude, besonders Zahara. "Sie wünscht sich, dass es zwei Mädchen werden, damit sie dann alle zusammen Maddox und Pax übertrumpfen können", verriet ein Freund der Familie. Auch hätten alle Kinder bereits an Puppen geübt, wie man ein Baby wickelt und badet.
Für die Zwillinge sollen Angelina und Brad in ihrem Chateau für rund 100.000 Euro ein Zimmer in Weiß, Hellblau und Lila eingerichtet und liebevoll mit Malereien dekoriert haben. Zwei identische Krippen warten auf den Familienzuwachs, mit Bettwäsche des französischen Kinderausstatters "Bonpoint" sowie Kuscheltieren, die die größeren Geschwister aussuchen durften. Klingt nach perfekter Organisation. Aber wie gelingt es Angelina Jolie, ihre Großfamilie immer im Griff zu haben? Ähnelt sie eigentlich ihrer eigenen Mutter? Und wie sieht sie Brads aktuelle Rolle? Das alles erzählt sie im exklusiven GALA-Interview.
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Betrachten Sie Frankreich von jetzt an als Ihr Zuhause?
Wir würden hier zumindest gern viel Zeit verbringen. Dieses Fleckchen Erde ist wunderschön, außerdem stammt die Familie meiner Mutter von hier. Daher versuche ich, mein Französisch zu verbessern, und ich möchte auch, dass meine Kinder es sprechen können. Außerdem ist hier alles viel stressfreier als in den Staaten. In Frankreich zu leben, gibt uns die Möglichkeit, mehr Privatsphäre zu haben und uns freier zu fühlen.
Mit den Zwillingen wird es für Ihre Familie mit Sicherheit noch turbulenter...
(lacht) Zwillinge zu bekommen, ist schon etwas Besonderes. Und es bedeutet, dass wir eine Nanny brauchen, die rund um die Uhr da ist. Das ist neu für uns. Bislang haben wir immer versucht, so viel wie möglich allein zu schaffen. Doch mit zwei Säuglingen, um die man sich ständig kümmern muss, wird das natürlich schwieriger.
Was ist die größte Herausforderung, wenn man so viele Kinder hat?
Das Einzige, was wirklich kompliziert ist, ist das Reisen. Die Kinder wollen zu verschiedenen Zeiten schlafen, außerdem kommen sie ganz unterschiedlich mit der Zeitverschiebung klar. Ansonsten sind wir gut organisiert. Brad unterstützt mich sehr und ist sehr geduldig. Wenn ich sehe, wie er mit den Kindern spielt und wie eng er ihnen verbunden ist, könnte ich nicht glücklicher sein. Als Mutter fühlt man sich bestätigt, wenn sich der Partner den Kindern mit derselben Hingabe widmet wie man selbst. Wenn er da ist, wann immer man ihn braucht, wenn er mal das Kommando übernimmt, weil man sich erschöpft fühlt. Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, was für ein toller Vater Brad ist.
Er glaubt ja, dass Sie sich nicht genug entspannen.
Ja, er ist sehr besorgt um mich. Wenn ich mich nicht genug ausruhe oder er sieht, dass ich Maddox oder Pax auf den Arm nehme –was mein Arzt mir verboten hat –, dann sagt er immer: "Lass mich das doch machen!" Brad ist sehr fürsorglich, das genieße ich sehr. Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich dein Mann so um dich kümmert. Ich war immer sehr unabhängig, aber ich finde es toll, dass er für mich da ist.
Machen Sie sich manchmal Gedanken darüber, wie sich Ihre Beziehung durch die Kinder verändert hat?
Erst war ich ein wenig beunruhigt, aber als ich gesehen habe, wie sehr es Brad gefällt, mit den Kindern zusammen zu sein, wusste ich, dass es mit uns klappen würde. Wenn man eine so große Familie hat, muss man organisiert sein und jedem Kind ausreichend Zeit einräumen, damit sich keines vernachlässigt fühlt. Manchmal bedeutet das, dass man sich zu einer bestimmten Zeit einem bestimmten Kind widmen muss.
Wie sieht das genau aus?
Wir haben ein richtiges Programm. So vermeiden wir, dass sich die Kinder um unsere Aufmerksamkeit streiten. Mit Maddox verbringen wir zum Beispiel immer die halbe Stunde vorm Schlafengehen allein, denn als Ältester darf er am längsten aufbleiben. Um Shiloh kümmere ich mich meist morgens, weil sie als Erste aufwacht. In der Zwischenzeit ist Brad bei den anderen. Wenn wir damit durch sind, bleibt noch ein wenig Zeit für uns – es sei denn, wir sind so müde, dass wir sofort einschlafen.
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Wie koordinieren Sie beide Ihre Jobs?
Wir wechseln uns einfach ab. Uns ist klar geworden, dass wir es nicht mehr schaffen würden, gleichzeitig zu arbeiten, also planen wir weit im Voraus. Wir genießen diese Zeit sehr, in der wir nichts anderes zu tun haben, als zusammen zu sein und uns auf die Zwillinge zu freuen. Was nicht bedeutet, dass uns die Arbeit nicht trotzdem sehr wichtig ist.
Wann werden Ihre Kinder Ihren neuesten Film „Wanted“ sehen dürfen?
Das dauert noch. Aber irgendwann werden sie sehr stolz auf ihre Mami sein und denken, dass sie echt cool ist – schließlich kann sie Leute zusammenschlagen und ein Maschinengewehr bedienen … Dabei ist das schon komisch, denn Maddox ist gerade in seiner Waffenphase und spielt am liebsten Soldat oder Geheimagent.
Wie passt das zusammen, dass Sie sich humanitär engagieren, aber in recht gewalttätigen Filmen spielen?
Unsere Welt wird leider ständig von Krieg, Gewalt und Tod bedroht. Im Film versuche ich dagegen anzukämpfen und andere zu schützen, insofern finde ich Gewalt in dem Fall gerechtfertigt. Ich kann inzwischen gut mit Waffen umgehen. Brad und ich gehen auch mal auf den Übungsplatz und testen unsere Treffsicherheit. Das ist prima, wenn man Aggressionen abbauen will!(lacht)
Klären Sie Maddox darüber auf, wie gefährlich Waffen sind?
Für ihn ist das jetzt alles noch Teil seiner Phantasiewelt. Aber irgendwann wird er verstehen, wie schlimm Gewalt ist und wie wichtig es ist, in einer gerechten und friedvollen Welt zu leben. Er weiß, dass seine Mutter in verschiedene Länder fährt, um zu helfen, wo sie kann. Deshalb denke ich, dass er selbst einen Sinn für soziale Gerechtigkeit und politisches Verständnis entwickeln wird.
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Sprechen Sie mit Brad oft über Politik?
Ja, wir streiten uns gern über politische Themen. Ich habe Brad schon immer für sein soziales Engagement bewundert. Er hat hohe Ideale und engagiert sich sehr für die Umwelt, für grüne Politik und den Wiederaufbau von New Orleans. Umgekehrt imponiert ihm meine Arbeit für die Vereinten Nationen im Bereich Flüchtlingshilfe und Kinderrechte. Wir wollen beide unseren Beitrag leisten. Wir stimmen zwar nicht immer überein, was Strategien und Lösungen angeht, aber wir haben immer lebhafte Diskussionen darüber. Das liebe ich! Wir sind beide leidenschaftliche Menschen, die daran glauben, dass man so viel wie möglich tun sollte, um zu helfen.
Wie hat Sie die Arbeit für die UNO verändert?
Meine humanitäre Arbeit beeinflusst mein Leben enorm. Sie ist einer der Gründe dafür, dass ich meine Familie habe – sonst hätte ich vielleicht keine Kinder aus den verschiedensten Regionen der Erde adoptiert.
Schon als Teenager wollte ich für etwas Feuer und Flamme sein, etwas, woran ich glauben und wofür ich kämpfen kann. Ich möchte nicht nur an mich denken. Manchmal fühlt es sich im Leben so an, als hätte alles keinen Sinn, man fühlt sich in vielen Bereichen hilflos. Aber ich habe gelernt, dass man viel bewegen kann, indem man die Öffentlichkeit auf das Leid anderer Menschen aufmerksam macht. Daran bin ich gewachsen, dadurch bin ich stärker geworden.
Auch in Ihrem Privatleben mussten Sie schon großes Leid ertragen: Anfang 2007 starb Ihre Mutter. Wie gehen Sie heute mit diesem Verlust um?
Ich bin meiner Mutter unglaublich dankbar. Sie hat mir geholfen, selbst eine bessere Mutter und ein besserer Mensch zu werden, durch sie habe ich viel über Leben und Tod gelernt. Sie war herzensgut und wollte mir immer das Allerbeste ermöglichen. Ich versuche es ihr gleichzutun: Ich möchte für meine Kinder leben und ihre Welt schön, glücklich und sicher machen. Meine Mutter ist meine Inspiration – heute umso mehr.
Worin unterscheiden Sie sich von Ihrer Mutter, worin sind Sie ihr ähnlich?
Da war eine Wärme und Herzlichkeit in ihr, die ich so nicht habe. Ich kann recht kalt und direkt sein, manchmal sogar sehr hart. Dabei habe ich auch die Verletzlichkeit meiner Mutter geerbt. Ich habe nur gelernt, diese Seite zu verstecken, um mich zu schützen. Aber es ist schön zu wissen, dass ich ihren Geist in mir trage.