Spricht Patricia Kelly, 52, von ihrer Musik, dann spricht die Songwriterin gleichzeitig über ihr Leben. Ihre liebsten Menschen, ihr Kummer, ihre Freuden und gleichzeitig der Schmerz: all das fließt in die Lieder der Musikerin ein. "Meine Songs sind für mich wie ein Tagebuch. Wenn man mich kennt und die Songs hört, wissen Freunde und Familie über was und wen ich da singe", erklärt Patricia Kelly im GALA-Interview.
Doch hinter ihrem neuen Album, das sie am 30. Dezember 2021 veröffentlicht hat, steckt noch mehr. Es ist eine Hommage an ihre Ehe und die Widerspieglung eines "Reifungsjahres", das mit zwei schmerzhaften Verlusten einherging.
Patricia Kelly über die zwei schwersten Jahren ihres bisherigen Lebens
GALA: Wenn ich den Song 'Unbreakable' höre, dann klingt für mich vor allem eines heraus: Dankbarkeit. Das Lied ist eine Hommage an Ihre Ehe und Familie. Wie war es für Sie, diese Liebe in einen Song zu packen – schwieriger oder leichter?
Patricia Kelly: Ich kann es gar nicht besser beschreiben. Ich kriege Gänsehaut, wenn Sie es sagen. Es freut mich so sehr zu hören, dass Sie Dankbarkeit aus dem Song mitnehmen – genau das ist meine Lebenseinstellung: Dankbar zu sein für die Menschen, die wir haben. Ich bin froh, dass es mir mit dem Song gelungen ist, dieses Gefühl zu vermitteln. Tatsächlich ist es für mich aber viel schwieriger, über Liebe zu schreiben. Es ist für mich leichter, über Wut, Ärger, Gier oder Schmerz und dunkle Gefühle Songs zu schreiben. Wenn man glücklich ist, ist das schwer in Worte zu fassen.
In dem Lied steckt so viel. Wir haben dazu ein Video gemacht mit Bildern aus unserem Privatarchiv. Es zeigt den Werdegang, den ich und meine Familie gemeistert haben: Dort sieht man unsere Hochzeit und auch unsere Kinder, die ich sonst immer aus der Öffentlichkeit gehalten habe. Jetzt wollten sie es selber. Das Video zeigt unsere glücklichen, aber auch schweren Momente.
Sie und Ihr Mann sind seit 20 Jahren verheiratet. Sie hatten eine kirchliche Hochzeit, richtig?
Ja, eine kirchliche Hochzeit war mir sehr wichtig. Ich bin irisch-katholisch erzogen und gläubig. Das hat mir also sehr viel bedeutet. Tatsächlich hätten mein Mann und ich im Kölner Dom heiraten können. Nach dem Heiratsantrag sagte mein Vater sofort: 'Ich habe eine Idee. Ich habe schon mit dem Bischof gesprochen und ihr könnt im Kölner Dom heiraten.' Da habe ich sofort Nein gesagt. Mein Mann und ich wollten es familiär. Wir sind nach Frankreich gefahren und haben in einer kleinen, uralten Kirche geheiratet, umgeben von 50 Gästen.
Die Ehe ist für mich keine Show – und so wollte ich sie auch nicht beginnen. Ich habe erlebt, wie Freunde in meinem Umkreis Ehekrisen erlebt haben und wusste dadurch von Anfang an, dass es kein Witz ist. Umso wichtige waren unsere Gelübde und diese kleine, intime Feier.
Wenn man Ihren Song 'Unbreakable' hört und dann die Geschichte über ihre Hochzeit kennt, klingt das nach der ganz großen Liebesgeschichte …
Da treffen Sie grade genau in mein Herz. Als Kind war ich schon sehr wählerisch mit den Jungs, wurde oftmals als Zicke bezeichnet, weil ich Jungs, die an mir interessiert waren, keine Beachtung schenkte. Ich war immer auf der Suche nach der ganz großen Liebe – das war mein Ziel. Ich habe tatsächlich gewartet. In der Hinsicht bin ich einfach eine Romantikerin.
Sie sagten bereits öfters in der Öffentlichkeit, dass Musik und Songs Ihre Art sind, um Vergangenes zu verarbeiten. Aber ist es auch manchmal ein Blick in die Zukunft?
Meine Songs sind für mich wie ein Tagebuch. Wenn man mich kennt und die Songs hört, wissen Freunde und Familie über was und wen ich da singe. Meistens schreibe ich nach dem Tag, setze mich abends ans Klavier oder die Gitarre und komponiere. Dort fließt alles ein, was mich an Tag beschäftigt hat und bewegt. Und natürlich bewegt uns auch die Zukunft. Was wären wir ohne Visionen, Träume und voller Hoffnungen? Das ist etwas, das wir nie greifen werden, nie vorhersehen können – und das ist auch gut so. Viele meiner Lieder sind eher an die Zukunft gerichtet, vor allem die positiven Stücke.
Welche Emotionen kommen jetzt gerade in Ihnen auf?
Die letzten zwei Jahre waren für mich eine der härtesten Phasen meines Lebens. Viele Verluste, die mich mitten ins Herz getroffen haben. Ich habe nicht nur meine Schwester verloren, sondern auch eine enge und langjährige Freundin. Dann die Coronapandemie, die für uns Künstler eine neue und extrem andere Existenzangst geweckt hat. Ich blicke hoffnungsvoll auf das Jahr 2022, denn das letzte Jahr war definitiv das schwierigste meines Lebens.
Wenn Sie diesem Kapitel Ihres Lebens einen Titel geben müsste, wie würde es heißen?
Wow, bei dieser Frage werde ich sehr sentimental. Dieses Jahr war ein Reifungsjahr für mich. Ich habe sehr viel Zeit gehabt, um meine Vergangenheit aufzuarbeiten und viel nachzudenken. Ich habe tatsächlich unglaublich viel verarbeitet, was nötig war: Meine Jugend, meine Vergangenheit. Ich glaube, dass dieses Jahr – so schwer es auch gewesen sein mag – ein ganz wichtiges Jahr für mich war. Ein Gamechanger. Ich habe viele Dinge erkannt, die mir nicht so bewusst waren. Ich habe mich verändert. Das ist ein Veränderungsjahr gewesen; im positiven Sinn. Aber große Veränderung ist auch mit großem Schmerz verbunden. Dieses Kapitel 2021 wäre für mich genau in der Mitte des Buches. Ich habe das Gefühl, dass ich endlich erwachsen geworden bin, ohne die Fröhlichkeit und die Liebe eines Kindes zu verlieren. Jetzt kann ich tatsächlich sagen, dass Zeit sehr vieles heilt.
Verwendete Quellen: eigenes Interview