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Olivia Jones Ihr Wunsch? Eine Audienz beim Papst

Olivia Jones
© Getty Images
Olivia Jones ist vieles: Drag Queen, Entertainerin, Buchautorin und und und. Wie sie wurde, wer sie heute ist, welcher Wunsch möglichst zeitnah in Erfüllung gehen soll und wie ihre Verwandlung von Oliver zu Olivia von statten geht, hat sie uns anlässlich des Pride Month verraten. 

Olivia Jones kennt in Deutschland gefühlt jeder Mensch. Dass sie trotz ihrer jahrelangen Präsenz in der Öffentlichkeit und unzähligen Interviews doch noch die ein oder andere gute Geschichte zu erzählen hat, bewies sie unlängst mit ihrem Buch "Ungeschminkt – Mein schrilles Doppelleben". Im Rahmen des Pride Month' sprachen wir mit ihr über ihre Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft – inklusive eines besonderen Plans. 

Olivia Jones: "Nur gemeinsam sind wir stark"

GALA: Sie berichten in Ihrem Buch, dass Sie bereits in der Schule gerne Make-up und Nagellack trugen. Bei Ihren Lehrern oder auch den Eltern Ihrer Mitschüler kam das nicht immer gut an –  bei Ihren Klassenkameraden allerdings schon. Haben die Freunde das einfach akzeptiert oder war es mal Thema? 

Olivia Jones: Ich war auch schon in der Schule das schrille Huhn vom Dienst. Es gab neben den Lehrern auch einige Schüler, die das abgelehnt und die mich deshalb verachtet, angefeindet und ausgegrenzt haben. Aber es gab auch viele, die mich für mein Unangepasstheit und meine Extrovertiertheit gefeiert haben. Gerade Mädels fanden es lustig, mit mir Lippenstift und Nagellack tauschen zu können.

Dann zogen Sie nach Hamburg. Ein Befreiungsschlag für Sie? Endlich die sein können, die Sie im Grunde schon immer waren?

Auf der einen Seite ja. Ich hatte mit St. Pauli endlich das Nest gefunden, in dem ich mich frei entfalten konnte. Hier habe ich fliegen gelernt. Aber ich hätte damals nicht mit so viel Gegenwind der Travestie-Szene gerechnet. Von den alten Hasen hat natürlich keiner auf mich gewartet und fast jeder hat sein kleines Revier erbittert verteidigt. Daher habe ich auch mein Durchsetzungsvermögen, aber auch den Wunsch, es den Mitgliedern meiner Olivia-Jones-Family heute leichter zu machen, als ich es früher hatte. Nur gemeinsam sind wir stark. Ich konzentriere mich auf das große Ganze. Nicht auf das Kleine.

War es beim Schreiben der Biografie aufreibend, in der Vergangenheit zu wühlen? Welche Passagen in Ihrem Leben forderten besonders Kraft herunterzuschreiben?

Die Auseinandersetzung mit dem ganzen Gegenwind, die ich als Jugendlicher in einer kleinen Stadt ohne Vorbilder oder Identifikationsfiguren hatte, das war hart. Das Schreiben war wie eine Zeitreise zu den Dämonen meiner Vergangenheit. Ich hatte vieles verdrängt, habe aber beim Schreiben gemerkt, dass mich all die Anfeindungen oder Kämpfe zu dem gemacht haben, was ich heute bin: eine starke Persönlichkeit.

"Ich wurde auch schon angespuckt"

Als TV-Bekanntheit und Deutschlands berühmteste Drag Queen schlägt Ihnen gemeinhin viel Sympathie entgegen. Haben Sie dennoch gelegentlich mit Anfeindungen zu kämpfen? Wie reagieren Sie dann?

Ja, sogar auf St. Pauli bei meinen Kiezführungen gibt es immer noch ein paar Idioten, die mich bepöbeln. Ich wurde auch schon angespuckt. Ich nehme das aber inzwischen gelassen und weiterhin auch als Ansporn und Erinnerung, dass unser Kampf für Toleranz und Vielfalt noch lange nicht vorbei ist. Aber ich konzentriere meine Energie inzwischen weniger auf die paar verirrten Idioten und dafür mehr auf positive Projekte wie "Olivia macht Schule", um gegen Mobbing und Ausgrenzung zu kämpfen.

Was macht es mit Ihnen innerlich, wenn Sie Schminke auftragen, Ihr Kostüm und Ihre Perücke anziehen und sich in Olivia “verwandeln”. Löst das besondere Gefühle aus?

Für mich ist das Schminken meditativ. Es ist die Zeit, die ich für mich brauche, um mich mental auf die verschiedenen Herausforderungen vorzubereiten. Seien es Interviews, Kieztouren, Auftritte oder Shows. Außerdem ist das ein Schalter, den ich umlege: von intro- zu extrovertiert. Von Oliver zu Olivia.

Ihr Wunsch? Eine Audienz beim Papst

Beim "Pride Month" geht es schon lange nicht mehr "nur" um Homosexuelle oder Bisexuelle – immer mehr stehen trans Menschen, Personen, die sich als non-binär empfinden und überhaupt Diversität in all ihren Facetten im Mittelpunkt. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Blick auf Sexualität, Geschlecht und Vielfalt geändert?

Ein Teil der Gesellschaft ist viel lockerer geworden: Drag Queens bei "GNTM", sogar eine Transsexuelle als Siegerin. Oder Formate wie "Prince Charming". Das wäre vor Jahren alles noch nicht möglich gewesen. Auch Drag ist inzwischen ein viel weiter gefassterer Begriff geworden, ganz im Sinne von RuPaul: "We’re all born naked, the rest ist Drag". Das ruft aber auf der anderen Seite auch wieder immer mehr offenen Hass hervor. Und daran müssen wir arbeiten.

In Ihrem Leben haben Sie schon so einiges erreicht. Gibt es dennoch etwas, was Sie sich für die Zukunft wünschen?

Als Drag Queen das Wort zum Sonntag anzumoderieren oder als Wahlmannfrau von den Grünen nominiert den Bundespräsidenten mitwählen zu dürfen, das war schon großes Kino und ein wichtiges Signal. Die Bilder von mir als buntem Farbtupfer im Reichstag gingen ja sogar um die Welt. Aber einen besonderen Wunsch musste ich wegen Corona aufschieben: eine Audienz beim Papst. Ich möchte mit ihm über die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche und das Verhältnis des Vatikans zur Homosexualität sprechen. Ich hoffe, dass ich das bald nachholen kann.

Verwendete Quelle: olivia-jones.de

Gala

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