Affenlaute und Bananenwürfe: Die Zeit als Erfolgstorwart war für Oliver Kahn alles andere als rosarot. Im Gegenteil, der heute 53-Jährige empfand viele Aktionen von gegnerischen Fans als "erniedrigend". Im WM-Finale 2002 in Japan dann der Tiefpunkt: Deutschland verliert 0:2 gegen Brasilien, Kahn hat einen verheerenden Fehler gemacht. Ein Wendepunkt für seine mentale Gesundheit.
Oliver Kahn: "Irgendwo hat es sich nicht mehr gut angefühlt"
"Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu", sagt Oliver Kahn heute in seinem neuen Podcast, den er gemeinsam mit seinem langjährigen Therapeuten Florian Holsboer aufgenommen hat. In dem Gespräch spricht Kahn offen über seine Scham nach der Niederlage, den Erfolgsdruck sowie zahlreiche Misserfolgserlebnisse.
Zuerst in einer TV-Sendung 2017, dann in einem Buch dieses Jahr hat Oliver Kahn einige Male darüber gesprochen, wie seine Verbissenheit und seine Fehler ihn in einen Tunnel trieben. Er nennt es "Burnout" oder "Ausgepowert sein". Gemeint ist die Volkskrankheit Depression. Mit seiner Offenheit will Oliver Kahn Betroffene ermutigen, die Krankheit zu entstigmatisieren und sich professionelle Hilfe zu suchen. Der Sportler tut das seit Ende der Neunzigerjahre bei Florian Holsboer. Der renommierte Medizinprofessor leitete bis 2014 das Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie.
"Ich habe sogar nachts Waldläufe gemacht, um mich abzulenken"
Mit seiner neuen Rolle als Bayern-Funktionär habe er zudem Abstand vom Fußball gewinnen können. "Anfangs wurde ich um neun Uhr abends, wenn die Champions League beginnt, total unruhig. Ich habe sogar nachts Waldläufe gemacht, um mich abzulenken", gibt er zu, verrät aber auch: "Als wir in der Champions League gegen Villarreal ausgeschieden sind, bin ich gelassen geblieben. Das kommt nicht immer gut an." Diese Widerstandskraft im stressigen beruflichen Umfeld mit professioneller Hilfe zu entwickeln, ist für Kahn auch eine der Empfehlungen aus seinem eigenen Fall: "Ich wollte die Dinge, meine Person in meinem Beruf verändern, ich wollte nicht flüchten."
Verwendete Quellen: youtube.com, Deutsche Presse-Agentur, zdf.de