Diamantencollier, Seidenrobe, Blitzlichtgewitter. Mit Grandezza steigt Fürstin Gracia Patricia aus einer Limousine, schreitet über den roten Teppich. Reporter rufen ihren Namen, sie lächelt verhalten, mit traurigen Augen. Cut! Aus! Zurück in die Zukunft: 2013 statt 1962. Nicole Kidman schüttelt die Prinzessinnenpose ab und steigt zurück in den Wagen. Die Szene wird noch einmal gedreht. Es wird eine weitere Sequenz sein, die den Kindern der Fürstin - Prinz Albert, 54, und seinen Schwestern Prinzessin Caroline, 55, und Stéphanie, 47 - nicht gefällt.
Mit ungewohnt drastischen Worten distanzierte sich das monegassische Fürstenhaus von der Filmbiografie "Grace Of Monaco". Das sogenannte Biopic bilde nicht die Realität ab, sondern sei "umgeschrieben und unnötig glamourös". Das Fürstenhaus könne nicht zulassen, "dass die Produzenten aus kommerziellen Gründen den Eindruck erwecken, als ob Ihre Hoheiten in irgendeiner Weise hinter dem Film stünden", hieß es in der Erklärung. "Grace Of Monaco" enthalte erhebliche historische Ungenauigkeiten und sogar vollständig ausgedachte Szenen.
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Die Sprache der Diplomatie, ansonsten typisch für Royals, klingt anders. Auf eine gemeinsame Premierenfeier mit Hauptdarstellerin Nicole Kidman und Fürst Albert an der Croisette sollte Regisseur Olivier Dahan nun nicht mehr hoffen. Er hatte kürzlich noch in der französischen Illustrierten "Paris Match" den Eindruck erweckt, die 15-Millionen-Dollar-Produktion entstehe in enger Zusammenarbeit mit Monacos Fürstenfamilie. Tatsächlich hatte Fürst Albert Einblick in die Drehbücher. Doch ihn ärgerte, dass seine Änderungswünsche nicht berücksichtigt wurden.
Ursprünglich, so erfuhr "Gala", waren die Grimaldis über das Projekt des renommierten Filmemachers, der mit "La Vie En Rose" bereits das Leben der legendären Edith Piaf auf die Leinwand brachte, hoch erfreut gewesen. Schließlich macht der Mythos ihrer 1982 durch einen Autounfall gestorbenen Mutter einen Großteil der Strahlkraft des High-Society-Paradieses an der Côte d’Azur aus. Thilo Wydra, Autor des vor Kurzem erschienenen Buchs "Grace: Die Biographie" (Aufbau Verlag, 400 S., 22,99 Euro), sagt im Gespräch mit "Gala": "Es überrascht mich überhaupt nicht, dass diese Reaktion vom Palast kommt." Zumal der Film lediglich sechs Monate des Jahres 1962 behandelt. "Das war ein politisch wie privat ein extrem heikles Jahr für die Fürstin und für Monaco."
1962 ist die einstige Leinwandlegende Grace Kelly bereits sechs Jahre lang Fürstin Gracia Patricia, verheiratet mit dem Regenten des zweitkleinsten Staates der Erde, Mutter zweier Kinder. Als Alfred Hitchcock ihr die Titelrolle in "Marnie" anträgt, würde sie am liebsten sofort in eine Transatlantikmaschine steigen. Doch das katholische Volk Monacos empört sich: Ihre Landesmutter als frigide Kleptomanin? Sogar Papst Johannes XXIII. drängt sie zu einer Absage.
Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Gala. Sie ist ab Donnerstag, 24. Januar, am Kiosk erhältlich.