Smartes Lächeln, fester Händedruck, ein Kumpeltyp und gleichzeitig ein Weltstar. Nico Rosberg, 34, ist zum Tech-Festival "Digital Kindergarten" in Hamburg eingeladen, um über seine Erfahrungen mit Sozialen Medien zu berichten.
Nico Rosberg: Seine Ziele nach der Formel-1-Karriere
Nachdem er 2016 Weltmeister wurde und seine Formel-1-Karriere beendete, hat Rosberg sich als Unternehmer und Investor von nachhaltigen Start-ups neu erfunden. "Meine Leidenschaft für Innovation hat mich auf grüne Technologien gebracht", erzählt er GALA und verrät seine nächsten Big Steps: Er will ein Produkt erfinden, durch dessen Verkauf er "dem Planeten etwas wiedergeben möchte", und er träumt davon, es als Autor auf die "New York Times"-Bestsellerliste zu schaffen. Sein Buch soll davon handeln, wie man seine Ziele konsequent verfolgt. "In meiner zweiten Karriere will ich also wieder etwas erreichen", sagt er.
GALA: Nach Ihrem Abschied aus dem Rennsport hatten Sie verkündet, sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Nico Rosberg: Generell ist mir das gut gelungen. Phasenweise kommt mir mein Unternehmertum dazwischen. Gerade war es mein "Greentech Festival", warum ich nicht zu Hause sein konnte. Jetzt waren wir aber ein paar Tage auf Ibiza im Familienurlaub. Vivian sagt dann schon mal was, wenn es ihr zu viel wird. Ich selbst trage diesen Kampf schon vorher mit mir aus. Auf der einen Seite möchte ich etwas bewegen und erreichen. Ich brauche Herausforderungen und will Vollgas geben. Auf der anderen Seite möchte ich mich bremsen und für meine Familie da sein.
Wie umweltbewusst leben Sie?
Ich lebe definitiv weit weg von perfekt. Ich bin kein Öko-Papst und nicht über Nacht ein Weltretter geworden. Aber ich lebe bewusster. Wir haben zu Hause keine Plastik-, sondern Glasflaschen. Es gibt Papierstrohhalme. In unserem Eisladen auf Ibiza haben wir jetzt Holzlöffel. Wir geben uns Mühe. Jeder muss bei sich anfangen.
Was hat sich an Ihrem Lifestyle noch verändert?
In der Formel 1 bin ich aus logistischen Gründen oft mit Privatjets geflogen, heute nehme ich, was passt, mal Easyjet oder andere Linienflieger. In Monaco fahre ich mit einem Elektro- Car-Sharing-Auto durch die Gegend. Und wenn nicht, dann nehme ich mein Elektro-Motorrad. Damit fährt man sauber rum, ist doch cool.
Ernähren Sie sich auch anders?
Wir sind zu Hause sehr bio unterwegs und essen wenig Fleisch. Das machen wir aber mehr aus einem Gesundheits- als aus Umweltbewusstsein heraus.
Ziehen Sie dabei mit Ihrer Frau an einem Strang?
Vivian hat den Anstoß gegeben. Sie hat schon viel früher auf solche Dinge geachtet. Gerade waren wir in einem Geschäft und haben für die Kiddies eingekauft. Da hatten Vivian und ich eine lange Diskussion, was wir mitnehmen und dort lassen. Denn Spielzeug und der ganze Kram sind eben doch häufig aus Plastik. Wir haben also einiges nicht gekauft.
Welche Werte vermitteln Sie Ihren zwei Töchtern?
Ich möchte meinen Kindern mit auf den Weg geben, wie bedeutend es ist, etwas für andere Menschen zu tun.
Wie machen Sie das?
Ich nehme meine Töchter mit zu Charity-Events, wenn ich kranke Kinder besuche. Das hat für mich oberste Priorität. Sie sollen verstehen, wie wertvoll es ist, dass man etwas gibt, wenn man die Möglichkeiten hat. Das ist in meiner Jugend leider zu kurz gekommen. Ich bin in so einer Blase in Monaco aufgewachsen. Und nun habe ich Nachholbedarf und gebe mir Mühe.
Wie hat sich Ihr Leben durchs zweite Kind verändert?
So wunderschön es ist, so hart ist es auch manchmal. Zwei Kinder sind schon sehr intensiv. (lacht) Unsere älteste Tochter, sie wird bald vier, geht in die Vorschule und steckt in einer diktatorischen Phase. Wenn etwas nicht so läuft, wie sie will, dann ist sie schnell mal auf Anschlag. Die Jüngste ist Gott sei Dank noch ganz easy.
Ist Ihre Familienplanung eigentlich inzwischen abgeschlossen?
Ich denke schon. Die Schwangerschaften waren für Vivian nicht leicht. Sie litt an schlimmer Übelkeit. Wir haben gesagt: Jetzt ist gut, und wir genießen das Leben zu viert.
Sie sind seit 16 Jahren ein Paar. Was ist Ihr Rezept für eine so lange Liebe?
Man muss sich vorstellen, was wir alles miteinander erlebt haben. Wir haben uns in der Schule verliebt. Sie ging weit weg zum Studieren und wurde eine erfolgreiche Interior-Designerin. Ich wurde Rennfahrer und ein Weltstar, der plötzlich Millionen verdiente. Dazwischen sind wir zusammengezogen. Hochzeit, Kinder, mein Rücktritt. Wir haben uns ständig verändert. Ohne Vivians Gelassenheit wäre das alles gar nicht gegangen. Sie ist die Basis des Ganzen. Wir haben uns immer vertraut, und wir arbeiten konstant an unserer Beziehung.
Was heißt das?
Vivian und ich diskutieren viel. Gestern Abend saßen wir zusammen auf der Couch, als die Kinder im Bett waren, doch jeder war nur mit seinem Handy beschäftigt. Sie scrollte durch Amazon, ich irgendwo anders rum. Dann haben wir drüber gesprochen und gesagt: So geht’s nicht weiter. Jetzt haben wir die Regel, dass bei uns ab 19.30 Uhr keine Handys mehr erlaubt sind, sondern Zeit zu zweit ansteht.
Und dann?
... haben wir eine geniale Serie gefunden, die wir nun zusammen schauen: "This Is Us". Bei der ersten Folge saßen wir mit Tränen in den Augen zusammen auf dem Sofa. Ich bin nämlich nah am Wasser gebaut. (lacht)
Tatsächlich?
Mir kamen neulich erst in der Schule meiner Tochter die Tränen. Ihre Lehrerin erzählte mir, wie sie sich um einen neuen Jungen gekümmert hatte. Er hatte geweint ohne Ende, als seine Mutter weg war. Alaïa, die ihn zuvor gar nicht kannte, nahm seine Hand und tröstete ihn. Dass meine Dreijährige so viel Empathie besitzt, rührt mich.
Sie sprachen das Handy an. Wie gut können Sie ohne?
Es ist der blanke Horror. Ich bin so süchtig nach Social Media geworden. Neulich habe ich mein Smartphone gegen ein uraltes Nokia getauscht, um davon loszukommen. Ich konnte nachts von dem blauen Licht des Bildschirms schon nicht mehr einschlafen, weil ich bis abends irgendwo gescrollt habe. Ich habe es nicht lange ausgehalten, weil ich mir verloren vorkam. Smartphones, Social Media sind zu einem Problem in unserer Gesellschaft geworden. Die Kids hängen auch nur noch am Handy rum und sind nicht mehr in der Natur.
Gibt es für Ihre Kinder deshalb Regeln?
Natürlich versuchen wir, den Konsum zu begrenzen. Manchmal ist ein Tablet aber der absolute Retter. Wenn man im Flieger sitzt und es gleich doppelt um einen herum schreit, hilft nur noch das, um Ruhe zu bekommen. (lacht)
Sie sind Fan von Greta Thunberg bei Instagram.
Ich verfolge sie mit Interesse. Im Zuge meines Festivals habe ich auch ihre Mutter kennengelernt.
Dürfte Ihre Tochter die Schule schwänzen, um für den Umweltschutz zu protestieren?
Ich weiß es nicht. Natürlich muss man als Eltern seine Kinder unterstützen und sie machen lassen. Andererseits gibt es Aspekte, die wirklich schwierig sind: So gar nicht zur Schule zu gehen? Das würde ich wohl auch nicht gutheißen können.
