Er ist der erfolgreichste Pilot der Formel-1-Geschichte, eine Sportlegende aus Deutschland. Michael Schumacher, 49, machte den Rennsport zum Zuschauermagnet und Millionengeschäft und wurde auch noch lange nach seinem Rücktritt 2006 für seine Fahrkünste gefeiert – erlernt hat er sie auf einer Kartbahn im rheinischen Kerpen. Nun soll das Mekka seiner Fans ersatzlos abgerissen werden. Die Schumi-Schmiede muss dem Braunkohletagebau weichen. In zwei Jahren wird das Gelände an den Energiekonzern RWE übergeben.
Suche nach neuem Standort
Seine Fans sind sich sicher: Wäre ihr Held in der Lage, sich vor Ort persönlich zu engagieren, sähe die Sache anders aus. Ihrer Meinung nach hätte er es geschafft, einen neuen Standort für die Kartbahn zu finden. Doch Michael Schumacher hat das Heft des Handelns seit seinem Ski-Unfall 2013 hier nicht mehr in der Hand. Schumacher besitzt die Bahn zu zwei Dritteln, das dritte Drittel gehört dem Kerpener Kartclub. Die dortigen Verantwortlichen waren auf der Suche nach Ausweichstandorten für die Motorsportstrecke zwar fündig geworden, doch es gab massive Widerstände von Bezirksregierung und Anwohnern. So befürchtete man zum Beispiel die Lärmbelästigung.
Das sagt der Fanclub-Vorsitzende
Reiner Ferling, Vorsitzender des Michael-und-Mick-Schumacher-Fanclubs Kerpen, bewundert Vater wie Sohn. Zum drohenden Schicksal der Kartbahn erklärt er gegenüber GALA: "Michael Schumacher hat sich früh um die Sache gekümmert. Er hat mit RWE-Boss Großmann schon ab 2009 verhandelt. Gemeinsam wurde das neue Gelände an der renaturierten Abraumhalde Sophienhöhe bei Niederzier gefunden. Der Aachener Formel-1-Architekt Hermann Tilke hatte schon die Pläne für eine neue Rennbahn entworfen, mit Werkstattgebäude, Gastronomie und Hotel. Doch dann hatte Michael leider seinen schlimmen Unfall und konnte nicht mehr helfen." Auch ein zweiter alternativer Standort ließ sich nicht durchsetzen.
Wie wird sich Corinna entscheiden?
In dieser Woche wird der Kartclub auf einer Mitgliederversammlung den Verkauf seiner Anteile an der Bahn bekannt geben. Und was ist mit Schumachers zwei Dritteln? Seine Frau Corinna, 48, muss entscheiden, was mit dem sportlichen Erbe ihres Mannes geschieht. Sie führt seit seinem Unfall die Geschäfte der Familie. Bisher gab die Sprecherin der Schumachers, Sabine Kehm, nur folgende Auskunft: "Die Familie Schumacher ist über die Entwicklungen auf dem Laufenden."
Was wird aus der Nachwuchsförderung?
Fanclub-Chef Ferling äußerst sich konkreter, auch über den Bruder von Michael Schumacher, der ebenfalls als Rennfahrer erfolgreich war: "Ralf Schumacher hat sich bemüht. Von Corinna haben wir leider lange nichts mehr gehört. Ich denke, wenn der Club verkauft, wird sie auch verkaufen. Aber ich bin sicher: Michael wäre öffentlich dagegen angegangen und hätte die Bahn erhalten. Jetzt befürchte ich, dass mit der Kartbahn auch Schumis sportliches Erbe stirbt. Wo sollen denn jetzt noch neue Rennfahrer herkommen?" Keine leichte Entscheidung für Corinna Schumacher. Mit der Bahn verschwindet ein Stück Kindheit der Schumacher-Brüder. Michael und Ralf haben dort viel Zeit verbracht. Vater Rolf war Bahnwart, Mutter Elisabeth betrieb die Gaststätte.
Neue Pilgerstätte für Fans
Dabei ist die Rennstrecke nicht die einzige Erinnerung, die Corinna schweren Herzens loslassen muss, um neue Kraft zu sammeln und sich aufs Wesentliche konzentrieren zu können: ihren Mann bei seiner Genesung bedingungslos zu unterstützen. In Michael Schumachers Heimat Kerpen wird es also demnächst deutlich ruhiger, ohne laute Motoren. Doch immerhin entsteht nur 30 Kilometer Luftlinie entfernt eine neue Pilgerstätte: Im April eröffnet in einem ehemaligen Kölner Hangar das Michael-Schumacher-Museum. Die Autos des siebenfachen Weltmeisters werden dort ausgestellt. Seine Formel-1-Wagen genauso wie ein Kart aus der Jugendzeit.