Bevor die DFB-Elf am kommenden Samstag (23. Juni, 20 Uhr, ARD) bei der Fußball-WM ihr zweites Gruppenspiel gegen Schweden bestreiten wird, erklingt traditionell die deutsche Hymne im Stadion. Einer wird dann - ebenfalls traditionell - nicht in den Chor seiner Teamkameraden einstimmen: Mesut Özil, 29. Den Grund dafür verrät der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Eltern im Interview mit dem Magazin "Mission Titelverteidigung".
Mesut Özil erklärt die Sache mit der Nationalhymne
"Während die Hymne gespielt wird, bete ich. Und ich bin sicher, dass diese Einkehr mir und damit auch meiner Mannschaft Kraft und Zuversicht gibt, um den Sieg nach Hause zu fahren", sagte Özil. Er habe das schon als kleiner Junge so gemacht und so halte er es bis heute, erklärt der 29-Jährige. Dass er (und auch andere Mitglieder) der Mannschaft für ihr Schweigen bei der Nationalhymne angegangen werden, bedauert er. "Ich finde es schade, wenn ich oder ein Mitspieler dafür verurteilt werden - denn ich bin sicher, dass die Leute gar nicht wissen, warum nicht jeder lauthals mitsingt", sagt Özil.
Wirbel um Foto mit Erdogan
Zuletzt hatte der Mittfeldspieler wegen eines Fotos mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, 64, viel Kritik einstecken müssen. Aufeinandergetroffen waren er, Fußball-Kollege Ilkay Gündogan, 27, und der Politiker in einem Hotel in London. Die Öffentlichkeit reagierte in weiten Teilen empört: Zwei deutsche Nationalspieler in trauter Eintracht mit einem Mann, der in seinem Land einen anti-demokratischen Regierungsstil an den Tag legt? Für viele, auch DFB-Chef Reinhard Grindel und Teammanger Oliver Bierhoff ("naiv, gedankenlos"), war das nicht vereinbar.
Özil schweigt
Während Gündogan gegenüber des Sport-Informations-Dienstes Stellung bezog ("Wir haben durch unsere türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin") hat sich Özil bis heute in den Medien nicht zu dem Vorfall mit Erdogan geäußert. Er sei "noch nie ein Freund vieler Worte" gewesen, sondern "eher verschlossen", erklärt Teammanager Bierhoff gegenüber der BILD-Zeitung.
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