Mark Zuckerberg Die zwei Gesichter des Mark Z.

Mark Zuckerberg
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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist mit 26 Jahren der jüngste Selfmade-Milliardär aller Zeiten - und heißestes Thema in Hollywood. Er selbst allerdings meidet die Glitzerwelt

Er trägt am liebsten Adiletten,

verwaschene Jeans und immer wieder das gleiche graumelierte T-Shirt - tagein, tagaus. Und weil seine Haut so weiß ist, sieht er stets so aus, als ob er zu selten an die frische Luft kommt. Im Gespräch wirkt er schüchtern, distanziert und irgendwie noch nicht ganz der Pubertät entwachsen. Kurzum: Mark Zuckerberg, 26, ist der klassische Nerd. Zu viel vor dem Computer gehockt, zu wenig soziale Kontakte gepflegt.

Doch genau dieser Mark Zuckerberg, Sohn eines jüdischen New Yorker Zahnarztes und einer Psychiaterin, ist heute über fünf Milliarden Euro schwer - und damit der jüngste Selfmade-Milliardär aller Zeiten. Mit 19 gründete er in seiner Harvard-Studentenbude Facebook, eine Internet-Plattform, auf der sich Menschen mit anderen austauschen können, flirten und streiten, Fotos und Videos einstellen, neue Freunde suchen und alte wieder finden. Heute ist Facebook eine der wichtigsten Seiten im Web. Mit über 500 Millionen Mitgliedern, Tendenz stetig steigend. "Wäre Facebook ein Land", verkündete Zuckerberg stolz, "wäre es das fünftgrößte der Welt. Noch vor Brasilien!"

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Der amerikanische Traum, wie er schöner kaum sein könnte. Genau aus diesem Grund hat nun Hollywood sich des digitalen Wunderkinds angenommen - und mit "The Social Network" dem kometenhaften Aufstieg des Internet-Milchbubis ein Bio-Pic gewidmet, das Kritiker schon als das "Wall Street" der Generation Internet feiern. Regie führte David Fincher ("Seven"), in einer der Hauptrollen glänzt Multitalent Justin Timberlake. Kurz vor dem US-Start wurde die aktuelle "Forbes"-Liste der Superreichen veröffentlicht - Zuckerberg steht schon auf Platz 35, sieben Plätze vor Apple-Chef Steve Jobs.

Luxus-Villa, Privatflieger und jede Menge Groupies? Man könnte meinen, der Entrepreneur lässt es jetzt richtig krachen. Doch das Gegenteil ist der Fall, Zuckerberg lebt äußerst bescheiden. Sein Häuschen im kalifornischen Palo Alto ist nur gemietet, die Einrichtung spartanisch. Bis vor Kurzem soll er noch auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen haben. Doch weil Anfang September seine Langzeitfreundin, die Medizinstudentin Priscilla Chan, zu ihm gezogen ist, gibt es nun auch ein richtiges Bett. Prompt postete Zuckerberg auf seiner Facebook-Seite - derzeit hat er übrigens erstaunlicherweise nur 900 knapp Freunde - "Wir haben jetzt zweimal Geschirr. Wer kann ein Set brauchen?"

Einen Fernseher besitzt er nicht, der Chef des Internet-Giganten steht im Privatleben auf eher altmodische Vergnügungen: Er liebt es zu rudern, geht gern mit seiner Freundin spazieren, und jeden Sonntag wird zu Hause asiatisch gekocht. Zuckerberg fährt einen unauffälligen Mittelklassewagen (schwarzer Acura TSX), den er so gut wie gar nicht nutzt - meistens radelt er morgens ins Büro, wo er zwischen skateboardfahrenden Anfangzwanzigern im Großraum 16 Stunden am Computer hockt. Ein Einzelbüro will er nicht.

Nerviger Nerd oder genialer Guru? Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg.
Nerviger Nerd oder genialer Guru? Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg.
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Der einzige Luxus, den sich Zuckerberg gönnt, ist eine private Sprachlehrerin. Die bringt ihm Mandarin bei, weil er im Dezember mit Priscilla Chan nach China fliegen will. Und ihre Familie mit seinen Sprachkenntnissen beeindrucken möchte. Jemanden beeindrucken - offenbar eine Maxime, die sich wie ein roter Faden durch Zuckerbergs Leben zieht. Mit zehn Jahren bekam er den ersten Computer von seinen Eltern geschenkt, einen Quantex 486DX. Allerdings haben ihn Computerspiele nie sonderlich interessiert. "Ich wollte nicht spielen, ich wollte etwas Größeres, Leute beeindrucken", erklärt Zuckerberg. Er brachte sich das Programmieren selbst bei, und schon bald stand sein erstes Programm: eine Computerversion seines Lieblingsbrettspiels "Risiko". "Rivalisierende Truppen, die darum kämpfen, die Welt zu beherrschen - das hat Spaß gemacht!" Weniger Spaß hatte das Internet-Genie offenbar in Harvard. Das Psychologiestudium gab er bereits nach zwei Semestern auf.

Eine Note von Kälte und Unnahbarkeit umgibt Mark Zuckerberg. Dazu passend steigt auch "The Social Network" mit einer Abfuhr für ihn ein, mit einem Date, das er gründlich in den Sand setzt: Er produziert sich als allwissendes Superhirn und versucht dabei immer wieder, seine Freundin kleinzumachen. Die verlässt ihn mit den Worten: "Mark, du wirst Erfolg haben und reich werden. Und du wirst immer denken, dass die Mädchen dich nicht leiden können, weil du ein Nerd bist. Aber das ist nicht wahr. Sie können dich nicht leiden, weil du ein Arschloch bist."

"The Social Network" geht hart ins Gericht mit dem Jungmilliardär, zeigt ihn als unsympathischen Egomanen, sozial inkompetent und feige. Ein spackiger Sonderling, auf dessen Visitenkarte tatsächlich stand: "I'm CEO, Bitch!" ("Ich bin der Chef, Schlampe!"). Rücksichtslos sei er Freunden in den Rücken gefallen. So soll er seinen damaligen besten Feund Eduardo Saverin, einen der Mitgründer von Facebook, skrupellos aus dem Unternehmen gedrängt haben. Angeblich hat er sogar die Idee zu Facebook geklaut. Jedenfalls musste Zuckerberg seinen Kommilitonen, den Brüdern Tyler und Cameron Winklevoss, 2008 bei einem gerichtlichen Vergleich 35 Millionen Euro hinblättern.

Nach außen wirkt es allerdings so, als ob die wenig schmeichelhaften Anschuldigungen das Computer-Genie kalt lassen. Vergangenen Monat äußerte er sich in der Show von Ophrah Winfrey über seine Kino-Biografie, die er sich übrigens nicht anschauen will: "Es ist nur ein Film. Eine Menge darin ist Fiktion. Es ist schließlich mein Leben, und ich weiß am besten, dass es nicht derart dramatisch ist." Seinen TV-Auftritt nutzte er gleich noch für einen geschickten PR-Schachzug: Live und vor einem Millionenpublikum verkündete Zuckerberg, dass er der verschuldeten Stadt Newark 74 Millionen Euro spendet, um deren Schulsystem zu verbessern. Pünktlich zur US-Premiere des Films lässt so etwas die negativen Schlagzeilen fast verblassen.

Wie geht es weiter mit dem digitalen Wunderkind? Zuckerbergs neues, ganz großes Ziel ist der Börsengang, den er für 2012 plant. Vor fünf Jahren bot MTV-Chef Michael Wolf dem Facebook-Gründer 55 Millionen Euro für dessen Firma - Zuckerberg lehnte ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Jahr später versuchte es Yahoo! mit einem Angebot über 74 Millionen Euro. Gezuckt hat Zuckerberg diesmal schon, wie seine Freundin Priscilla Chan jüngst im "The New Yorker" verriet: "Wir haben sehr lange darüber geredet - und uns noch mal daran erinnert, was wir am Leben wirklich lieben. Und das sind die einfachen Dinge." Erneut verzichtete der Web-Guru auf sehr viel Geld. "Es geht mir nicht ums Geld. Facebook ist mein Baby, ich will es weiter wachsen sehen", erklärte Zuckerberg seine Entscheidung.

Freunde vermuten, dass Zuckerberg seine Freundin demnächst heiraten wird und eine eigene Familie gründen will. In der Zwischenzeit umgibt er sich mit den Mächtigen dieser Welt, wird von Bill Gates und Warren Buffett eingeladen, wie 2008 beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Dass er zwischendurch immer wieder vor Gericht muss, weil diverse Leute auch etwas vom ganz großen Kuchen abhaben wollen und den Facebook-Chef verklagen, läßt ihn relativ kalt. Wie heißt es doch so schön im Fim: "Du kannst keine 500 Millionen Freunde haben, ohne dir ein paar Feinde zu machen."

Hili Ingenhoven

gala.de

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