Im Rahmen des aktuellen "She Boss"-Projekts von "Lascana" hat GALA Lili Paul-Roncalli, 23, zum Gespräch getroffen. Dabei wirkte die Tochter von Zirkusdirektor Bernhard Paul, 74, trotz einer stressigen Woche entspannt und locker. Sie verrät, was die Beziehung zu ihren Geschwistern so besonders macht und warum sie dankbar für ihren turbulenten Alltag ist.
GALA: Liebe Lili, Sie werden gemeinsam mit Ihren Geschwistern Vivian und Adrian das Roncalli-Familienunternehmen übernehmen. Wir befinden uns immer noch in der Corona-Pandemie, alles kann sich jeden Tag ändern: Warum haben Sie sich entschieden, diesen Schritt gerade jetzt zu gehen?
Lili Paul-Roncalli: Wir sind im Unternehmen eingebunden, seitdem wir klein sind, aber besonders die letzten Monate waren die perfekte Zeit, um uns noch mehr ins Projekt einzuarbeiten: Wir waren viel zu Hause und konnten über unsere Zukunft sprechen.
Hat jede:r ein besonderes Aufgabengebiet?
Meine Schwester bringt sich viel in die Castings ein und sucht die neuen Artist:innen für die Vorstellungen aus. Mein Bruder leitet das "Apollo Varieté" in Düsseldorf – und ich war schon immer sehr viel wegen der Events unterwegs. Durch meine Selbstständigkeit, wie zum Beispiel aktuell im Rahmen eines Fashion-Shootings für "Lascana", konnte ich auch Eindrücke und Erfahrungen außerhalb unseres Unternehmens sammeln, mit denen wir jetzt weiterarbeiten können.
Es klingt, als hätten Sie sich schon perfekt aufgeteilt. Wie ist Ihre Geschwister-Beziehung untereinander?
Wir waren schon immer sehr eng und wurden durch unser erstes gemeinsames Projekt auch für die Arbeitswelt sehr stark zusammengeschweißt. Das war die Rollschuh-Akrobatik-Nummer, bei der wir das erste Mal so richtig an einem Strang gezogen haben.
Das klingt nach einer sehr harmonischen Familie.
Als wir jünger waren, gab es natürlich Streit, wenn ich mal was aus dem Kleiderschrank meiner Schwester geklaut habe (lacht). Aber durch das gemeinsame Projekt sind wir immer lockerer geworden. Wenn man als Familie so eng zusammenarbeitet, braucht man das auch einfach. Und das ist ein großer Vorteil!
Haben Sie Sorge, dass durch die große Verantwortung und die noch engere Zusammenarbeit Ihre Geschwister-Beziehung leiden wird?
Wir sind eben ein Familienunternehmen – wir wurden dort hineingeboren und kennen es nicht anders. Aber mit uns ist auch die Verantwortung gewachsen. Es wird immer Themen geben, bei denen wir uns nicht einig werden können.
Wie lösen Sie Streitigkeiten untereinander wieder auf?
Wenn wir uns streiten, machen wir immer einen Cut und treffen uns erst am nächsten Tag wieder. Da sind die Köpfe dann wieder kühler, das hat bisher immer ganz gut geklappt. Manche Sachen nehmen wir auch einfach nicht so ernst (lacht).

Es klingt kompliziert, Ihre Aufgabe als Unternehmerin und das viele Reisen mit Ihrem Privatleben zu vereinbaren …
Ich sehe das viele Reisen eher als einen Vorteil für mein Privatleben: Ich habe zwar keinen geregelten Alltag, stelle es mir aber viel schwieriger vor, einen festen Job und eine Partnerschaft unter einen Hut zu bekommen. Als Selbstständige kann ich bei einigen Projekten selbst entscheiden, ob ich sie machen möchte – und mir dadurch mehr Freiheiten und Vorteile herausnehmen.
Sie sind schon immer sehr viel unterwegs gewesen. Was bedeutet der Begriff „Heimat“ für Sie?
Für mich hat Heimat nicht so viel mit einem Ort oder etwas Materiellem zu tun. Wenn ich viel unterwegs bin und meine Mama oder meinen Hund dabeihabe, fühle ich mich auch in Hotelzimmern wie daheim. Ich habe so oft Weihnachten im Hotel verbracht und hatte nie das Gefühl, ich wäre jetzt lieber Zuhause – weil alle Menschen, die mir wichtig waren, um mich herum gewesen sind. Und das ist viel wichtiger als irgendein Ort.
Wünschen Sie sich, dass Sie einen Ort finden, an dem Sie zur Ruhe kommen können?
Ich bin mit dem vielen Reisen aufgewachsen – ich werde eher unruhig, wenn ich zu lange an einem Ort bin. Ich fand es besonders im Lockdown ganz komisch, dass ich drei Monate am Stück in Köln war. Es hat schon in mir gekribbelt! (lacht)
Wo finden Sie für sich Ruhe?
Für mich hat ein Ort selbst kein Gefühl von Ruhe. Ich kann überall Ruhe für mich finden, egal, wo ich gerade bin. Wenn es ein gemütlicher Ort ist (lacht). Und darüber bin ich auch sehr glücklich. Ich weiß nur nicht, ob ich jemals an einem einzigen Ort glücklich werden kann.
Gibt es eine Entscheidung, die Sie im Nachhinein anders treffen würden?
Es gibt immer Kleinigkeiten, die man hätte besser oder anders machen können. Aber dann wäre ich vielleicht auch nicht dort, wo ich jetzt bin – und mit diesem Wissen würde ich alles noch mal genauso machen. Im Moment bin ich sehr zufrieden, weil ich spannende Projekte, wie die Zusammenarbeit mit "Lascana", umsetzen kann. Und ich wäre noch glücklicher, wenn "Roncalli" als Unternehmen wieder richtig durchstartet. Wir haben die Zeit wirklich gut genutzt.