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Lili Paul + Caroline Bosbach So lebt es sich mit berühmten Vätern

Lili Paul (r.) und Caroline Bosbach
Lili Paul (r.) und Caroline Bosbach
© Thomas Rabsch / Gala
Caroline Bosbach und Lili Paul haben Väter, die im Rampenlicht stehen. Was macht das mit ihnen? Zum ersten Mal sprechen sie über ihre Kindheit zwischen Politik, Zirkus und Familie – und wohin es sie jetzt selbst zieht

Für Lili Paul, 21, ist unser Treffen im Düsseldorfer Apollo-Varieté ein Heimspiel: Auf dieser Bühne hat sich die Akrobatin schon viele Male verbogen. Ihr Vater ist Bernhard Paul, 72, Besitzer und Direktor des Zirkus-Imperiums Roncalli, zu dem auch das Varieté gehört.

Lili Paul & Caroline Bosbach: Über ihr Leben mit berühmten Vätern

Für Caroline Bosbach, 29, wiederum geht ein Kindheitstraum in Erfüllung, als sie in den Luftring steigen darf. Mit ihrem Vater, CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, 67, schaut sie sich regelmäßig die Shows an. Persönlich kennengelernt haben sich die beiden Frauen jetzt bei den Dreharbeiten zur neuen Vox-Personality-Doku "7 Töchter". Hier geben sie neben fünf anderen Töchtern prominenter Eltern Einblicke in ihr Leben.

GALA: Frau Bosbach, Sie arbeiten als Referentin für die CDU-Fraktion in Wiesbaden. Hat sich Ihr Vater eine politische Laufbahn für Sie gewünscht?
Caroline Bosbach: 
Wir haben nie darüber gesprochen. Er hat sich aus der Erziehung – von mir und meinen beiden Schwestern – ziemlich herausgehalten. Was vor allem daran lag, dass er fast nie da war. Im Endeffekt ist ihm wichtig, dass wir glücklich sind.

Lili hatte ihren Vater stets um sich, weil sie mit dem Zirkus mitgewandert ist – Ihr Vater dagegen war weit weg in Berlin. Hätten Sie sich eine Kindheit wie Lili gewünscht?
Bosbach:
Das wäre was für mich gewesen, zumal ich schon immer gerne in der Welt herumgereist bin. Als die Regierung damals von Bonn nach Berlin zog, blieb ich mit meinen Geschwistern und meiner Mutter in Bergisch Gladbach. Daher haben wir nicht so viel von Papa gehabt. Noch heute ist es oft nicht leicht, an ihn heranzukommen. Manchmal muss ich sogar auf seiner Homepage gucken, bei welcher Veranstaltung er gerade steckt.

Waren Sie ohne seine Präsenz ein wilderer Teenager?
Bosbach:
Das kann schon sein. Aber mein Papa ist gar nicht so streng. Wenn er mal da war, hat er uns kaum Vorschriften gemacht. Ich hatte eine wilde Gothic-Zeit, mit lila Haaren, ich habe Lack und Leder getragen. Das hat Papa alles nicht gestört. (lacht)

Frau Paul, Ihre Jugend spielte sich an fremden Orten und umringt von der Familie ab. Konnten Sie auch mal ausbrechen?
Lili Paul:
Die meisten Leute gehen am Wochenende feiern, da arbeiten wir. Und wenn man beruflich etwas Sportliches macht, darf man nicht verkatert sein.
Bosbach: Das hast du nie vermisst?
Paul: Nein. Ich hatte ja meine Leute vom Zirkus. Man geht nicht jedes Mal in eine Stadt und sucht sich neue Freunde, das wäre zu anstrengend bei neun Städten im Jahr. Ich war auch nie so eine Party-Maus. Ich kenne keine Situationen, in denen ich betrunken nach Hause kam und von den Eltern ermahnt wurde.
Bosbach: Ich wünschte, ich hätte mehr von dir. (lacht)

Als Artistin sind Sie, Frau Paul, längst ein Teil von Roncalli. Irgendwann sollen Sie auch die Geschäfte übernehmen. Hatten Sie da ein Mitspracherecht?
Paul:
Das stand irgendwie fest. Ich habe schon mit sechs Jahren beschlossen, dass ich das will. Da habe ich die erste Kontorsionistin gesehen, und mir war klar: Ich will im Zirkus arbeiten.

Macht es Ihnen auch Angst, eines Tages das Erbe Ihres Vaters anzutreten?
Paul:
Ja, weil es ein großes Unternehmen mit vielen Mitarbeitern ist. Der Druck ist riesig, man trägt Verantwortung.

Muss sich eine Tochter von Wolfgang Bosbach zwangsläufig für Politik interessieren?
Bosbach:
Man muss nichts – aber ich wollte. Ich fand Politik schon immer spannend. Bei meinen Schwestern ist das anders, die interessieren sich kaum für Politik. Natalie arbeitet als Stewardess, Viktoria hat eine Ausbildung bei der Bank gemacht und studiert jetzt. Wir drei sind total verschieden. Ich bin sicher diejenige, die von Papa am meisten mit- und abbekommen hat.

Sind die Paul-Geschwister auch so unterschiedlich?
Paul:
Wir haben alle verschiedene Interessen, aber der Zirkus verbindet uns. Mein Bruder spielt Gitarre, er ist bei den Shows eher am Regieführen und Entwickeln interessiert. Meine Schwester arbeitet auch als Artistin.

Sie wurden privat unterrichtet. Haben Sie dadurch vielleicht etwas Wichtiges verpasst, das typische Schulleben?
Paul:
Die ersten zwei Jahre war ich auf einer normalen Schule in Köln. Ich fand’s furchtbar. Um sieben Uhr aufstehen, im Dunkeln zur Schule fahren, stundenlang sitzen – Horror! Als ich dann mit dem Zirkus mitreisen durfte, ging die Online-Schule für mich los. Die fiel mir viel leichter. Man bekommt das Material geschickt, und am Ende des Jahres kommen die Prüfungen.

Sie mussten Ihr Abitur wiederholen, weil Sie beim ersten Mal durch die Deutschprüfung gefallen sind …
Paul: 
Ich habe mein Abi immer noch nicht. Ich setze nun aus, weil ich es gut machen will, wenn ich es mache. Im September besuche ich einen sechswöchigen Business-Kurs in New York. Irgendwann möchte ich schon gerne studieren. Marketing interessiert mich, das ist auch für den Zirkus sehr wichtig.

Ihr Vater sagt, Sie seien Legasthenikerin. Regt es Sie auf, wenn er so offen redet?
Paul:
Es ist ja die Wahrheit. (lacht) Ich muss mich dafür nicht schämen. Ich habe es trotzdem bis zur mittleren Reife geschafft, mit guten Noten. Auf die Palme kann er mich eh nicht bringen: Ich bin die Ruhigste von allen. Wenn er sich aufregt, höre ich einfach nicht hin.

Caroline Bosbach und Wolfgang Bosbach
Caroline Bosbach und Wolfgang Bosbach
© Action Press

Hören Sie denn bei Ihrem Vater hin, Frau Bosbach?
Bosbach:
Ich glaube, es ist immer so, dass die Menschen, die man liebt und mit denen man besonders eng ist, einen am ehesten aufregen. Wenn meine Eltern etwas sagen, reagiere ich sehr schnell darauf.

Stimmt es, dass Sie sich über Ihren Vater geärgert haben, weil er mit der Presse über das Ausmaß seiner Krebs-Erkrankung sprach, nicht aber mit Ihnen?
Bosbach:
Wenn man als Tochter liest, wie sich der eigene Vater seine Beerdigung vorstellt, ist das schon heftig. Mein Papa ist einer der klügsten Menschen, die ich kenne. Er wird seine Gründe gehabt haben. Nichtsdestotrotz möchte ich als Tochter sagen dürfen, dass mir das nicht gepasst hat. Alles andere wäre unglaubwürdig.

Haben Sie im Nachhinein mit ihm darüber gesprochen?
Bosbach:
Nein. Nie. Es hätte auch nichts geändert.

Sind Sie beide Ihren Vätern ähnlich?
Bosbach: 
Ich habe sicher seinen Ehrgeiz, viel im Leben erreichen zu wollen. Wenn wir für etwas brennen, dann sind wir um nichts in der Welt davon abzubringen. Wir sind auch beide kleine Rampensäue. Und leidenschaftliche Karnevalisten!
Paul: Ich habe auch Papas Ehrgeiz. Und seinen Stursinn.

Kennen Sie fieses Geläster nach dem Motto "Das hat sie nur geschafft, weil der Papa berühmt ist"?
Paul:
Unter Kollegen kommt das schon mal vor.
Bosbach: Manchmal hat man Vorteile, wenn man "die Tochter von" ist. Und oft genug Nachteile. Daran denkt allerdings selten jemand.

Wie schwer haben es Ihre Partner bei den Vätern?
Bosbach:
Generell hat es ein Mann nicht schwer bei ihm. Wenn er aber Sozialdemokrat ist, hat er die ein oder andere Hürde zu überwinden. (lacht)
 

Nun sind Sie seit einem Jahr mit dem SPD-Politiker Oliver Strank liiert. Wie hat Ihr Vater reagiert?
Bosbach:
Bei Oliver und mir war es Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste vorher nicht, was er macht und dass er schon für den Bundestag kandidiert hat. Und schon gar nicht, für welche Partei. Papa hat am Anfang seine Sprüche gemacht. Er wies mich vorsorglich darauf hin, dass sich "Genossen ja eigentlich nicht vermehren sollen". Und als Oliver das erste Mal bei uns war, sagte er: "Du weißt, dass der im Garten bleiben muss?" (lacht)
Paul: Deshalb bin ich Single und stelle meinem Vater keinen Freund vor. Papa ist so streng. Das habe ich bei den Partnern meiner Geschwister gemerkt – die fand er meistens blöd. (lacht)
Bosbach: Bei uns ist es schon spannend, wenn die beiden aufeinandertreffen. Sie hatten von Anfang an ein sehr respektvolles Verhältnis. Beide sind Rechtsanwälte und Politiker, beide lieben Fußball. Da haben sie schon eine Kommunikationsebene.

Caroline Bosbach (l.) und Lili Paul
Caroline Bosbach (l.) und Lili Paul
© Thomas Rabsch / Gala

Man sagt, dass Frauen ihre Partner oft nach den Charaktereigenschaften der Väter aussuchen. Wie ist das bei Ihnen?
Bosbach:
Bewusst sicher nicht. Jetzt habe ich aber jemanden, der meinem Vater in vielen Dingen recht ähnlich ist. Sogar meine Mutter sagt: "Er ist wie dein Vater. Was hast du denn da gemacht?" (lacht)
Paul: Mein Papa ist ein Unikat, da ist es eher schwierig.
Bosbach: Vielleicht brauchst du genau das: ein Unikat. Ich finde schon, dass Töchter sich letztlich oft am Vater orientieren, wenn auch unbewusst. Weil er einfach Maßstäbe setzt. Gerade wenn man Väter hat wie wir, die viel geschafft und bewegt haben.

Wünschen Sie sich später selbst eine Familie?
Bosbach
: Was heißt hier später? Ich werde dieses Jahr 30, und ich möchte mindestens drei Kinder.
Paul: Ich möchte auch drei haben.

Schreitet die Babyplanung also bereits voran?
Bosbach:
Nicht direkt. Aber ich traue mir schon zu, Kinder und Karriere gut unter einen Hut zu bekommen.

Was würden Sie bei Ihren Kindern anders machen?
Paul:
Mein Vater ist liebevoll, aber oft sehr gestresst. Ich würde mir ein ruhigeres Zusammenleben wünschen.
Bosbach: Ein bisschen öfter zu Hause sein.

Haben Sie das Ihrem Vater jemals zum Vorwurf gemacht?
Bosbach:
Als Kind hätte ich natürlich gerne mehr Zeit mit ihm verbracht. Es ist aber sein Leben. Er hat sich für die Karriere entschieden, auch wenn er das vielleicht manchmal anders darstellt. Aber wenn ich zurückblicke, kann ich schon sagen, dass ich sehr viel von ihm gelernt habe.

Kommen wir zum anderen Elternteil: Ihren Müttern.
Bosbach:
Ich habe ein sehr schönes und enges Verhältnis zu meiner Mutter. Sie hält mir immer den Rücken frei.
Paul: Das geht mir genauso. Wenn ich etwas dringend brauche, ist meine Mama immer für mich da. Ich rufe sie an – sie kommt. Sie hat immer nur das Wohl der Familie im Blick.
Bosbach: Ohne unsere Mütter hätten unsere Väter vielleicht nie diese Karrieren machen können.

Denken Sie manchmal an die Zeit, wenn die Eltern einmal nicht mehr da sind?
Paul:
Ich möchte nicht darüber nachdenken. Mein Papa ist Anfang 70. Er arbeitet unheimlich viel, aber das hält ihn jung, sagt er. Ich achte darauf, dass er nicht so viel raucht oder Getränke mit Zucker zu sich nimmt.
Bosbach: Viele fragen mich immer, wie es mir damit geht, einen todkranken Vater zu haben, der noch so viel arbeitet. Aber er braucht es, gebraucht und gefragt zu werden. Er soll ruhig weitermachen, solange er mag. Wenn er damit glücklich ist, bin ich es auch.

Gala

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