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Lena Gercke "Es ist eine Stärke, sich Schwächen einzugestehen"

Lena Gercke posiert für die Fotograf:innen.
© Gisela Schober / Getty Images
Offen wie nie spricht Lena Gercke über ihr Leben als Mama, Model und Firmenchefin – und sie verrät, was ihre Familie zusammenhält.

Der große Industrie-Fahrstuhl hält im dritten Stock des luxussanierten Berliner Altbaus in Prenzlauer Berg. Strahlend kommt uns Lena Gercke, 35, in einem veganen Leder-Outfit entgegen. Sie hält ihre Tochter Lia im Arm, die jetzt drei Monate alt ist, und schaut die Kleine verliebt an. Rund 40 Mitarbeiter von Lenas Modelabel LeGer wuseln derweil durch die großzügige Büroetage. Als unser Interview am großen Konferenztisch starten soll und der Kaffee eingegossen wird, fordert Lia ihr Recht: Ihre Mama beginnt sie zu stillen.

Wie bunt und erfolgreich Lena Gerckes Leben heute ist, das konnte niemand ahnen, als sie die erste Staffel von "Germany’s Next Topmodel" gewann. Lena nutzte den Schwung der Casting-Show für die größte Karriere unter allen ehemaligen Kandidatinnen. Mittlerweile modelt und moderiert sie nicht nur, sondern ist mit 35 Jahren auch Chefin ihrer eigenen Firma. In GALA erzählt sie, wie sie ihren Alltag als Zweifach-Mama und Unternehmerin managt.

Lena Gercke im großen GALA-Interview

GALA: Man kann es kaum glauben, so jung wie Sie aussehen – aber Sie wurden schon 2006 als Model entdeckt.
Es kommt mir vor, wie ein halbes Jahrhundert. (lacht) Mit 17 bin ich durch "GNTM" ins Model- und Mode-Business reingestolpert. Dass ich dort heute immer noch arbeiten darf, ist echt ein Wunder für mich.

Was war damals anders als heute?
Es fängt schon damit an, dass ich öfter im Hotel geschlafen habe als zu Hause. Ich war in Mailand, Paris, London, bin lange zwischen Madrid und New York gependelt, war einfach nur unterwegs.

Wie entstand der Wunsch, etwas Eigenes aufzubauen?
Ich wollte nicht mehr nur für andere Leute arbeiten. Also habe ich meine erste eigene Firma gegründet. Meine Familie hat meine Idee unterstützt, mein Vater war ja auch Unternehmer.

2018 ist er verstorben. Was haben Sie von ihm gelernt?
Dass man nicht "bossy" sein muss, um ein Unternehmen zu führen. Er hat immer gemacht, was ihm Spaß macht. Und er hat sich selten angepasst – das fand ich bewundernswert.

Was werden Sie Ihren Töchtern Zoe und Lia später vom Opa erzählen?
Ich wünschte, sie hätten ihn noch kennenlernen können! Ich glaube, er konnte sich nie wirklich vorstellen, dass ich irgendwann mal Kinder haben würde. Ich, die nur unterwegs ist, von einem Job zum nächsten reist. Jetzt kann ich ihnen nur von ihm erzählen, von seinem Witz – und wie naturverbunden er war.

Das Model vertraut bei allen Entscheidungen auf ihre Intuition

Sind Sie mehr Kopf- oder Bauchmensch?
Sagen wir es so: Ich habe ein großes, gesundes inneres Urvertrauen in das, was ich tue. Manche Leute würden vielleicht sagen, dass ich etwas naiv bin.

Aber die weibliche Intuition ist das stärkste Gut, das wir Frauen besitzen.

Ich habe mit Anfang, Mitte 20, als ich in New York lebte, begonnen, mich selbst richtig kennenzulernen. Was ich schnell herausgefunden habe: Sobald ich in meinen Entscheidungen bei mir selbst geblieben bin, hat immer alles funktioniert. Jeder Mensch hat seine Schwächen, und auch ich mache Fehler. Aber ich habe auch die Stärke, mir genau das einzugestehen – und so ist alles immer zu einem guten Ende gekommen.

Wie waren Sie denn früher?
Ich war eher der schüchterne Typ, auch ängstlich, hatte nicht so viel Selbstvertrauen. Ich habe trotzdem immer geglaubt, es wird schon alles gut gehen. Das ist bis heute so. Aber immer, wenn ich mal meine Komfortzone verlassen habe, hat mich das weitergebracht, und etwas Größeres ist entstanden. Zu agieren, statt nur zu reagieren – das macht den Unterschied. Ich bin dankbar für Erfahrungen in meinem Leben. Ich sage jetzt bewusst nicht "Hürden".

Können Sie ein Beispiel nennen?
Meine Modelagentur in New York wollte immer, dass ich komplett nach New York ziehe. Ich habe "Nein" gesagt. Ich wollte Deutschland nicht aufgeben, das ist ja meine Heimat. Und ich brauche dieses heimische Umfeld, in dem ich das Gefühl habe: Mit denen kann ich das zusammen machen. Ich brauche alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil sie alle etwas können, das ich eben nicht liefern kann. (lacht)  

Wie sind Sie als Chefin?
In meiner Firma sehe ich mich als Mitglied einer Familie, in der ich eine Art Ideengeberin bin. Ich möchte, dass wir hier auch alle Spaß haben.

Lena Gercke: So hat sich ihr Leben durch ihre Kinder verändert

Seit Sie Doppel-Mama sind, hat sich sicher viel verändert.
Viel? Alles! Ich mache im Moment mehr Homeoffice. Da kommt es auch mal zu witzigen Situationen. Kürzlich war ich in einem Businessplan-Videocall. Drei Männer und ich. Während meiner Meetings stille ich auch, die Kamera ist dann allerdings aus. Beim Bäuerchen machen schalte ich sie wieder ein. 

Und plötzlich merke ich, wie sich mein weißes Oberteil grün-gelb färbt. Ich sehe es auf meinem Bildschirm, checke es aber erst gar nicht. Sie ahnen es: Lias Windel war leider voll. Die Herren haben zum Glück nichts davon mitbekommen.

Und wie ging es dann weiter?
Ich habe Lia einfach Dustin übergeben. Es war halt ein wichtiges Meeting.

Wie wuppen Sie mit Dustin das gemeinsame Familienleben?
Wir wechseln uns ab und versuchen uns gegenseitig auch Freiräume zu schaffen. Wenn einer sagt: "Hey, pass auf, ich habe heute ein super langes Meeting, ich kann das nicht verschieben" – dann versucht der andere einzuspringen. Zum Glück haben wir einen guten Support, eine Nanny und auch Omas und Opas, das hilft sehr.

Wie hat sich die Beziehung mit Ihrem Freund verändert, seitdem Sie Eltern geworden sind?
Extrem. Es ist eine Belastungsprobe, man kommt an seine persönlichen Grenzen. Das macht etwas mit dir und mit der Beziehung. Entweder du wirst ein gutes Team – oder die Beziehung scheitert. Ich bin sehr froh, dass wir ein verdammt gutes Team geworden sind.

Wie ist Ihnen das gelungen?
Das Wichtigste ist, nicht alles auf die Goldwaage zu legen und nicht ständig abzumessen, wer am meisten für wen macht. Kommunikation ist hier das A und O. Und wenn man sich zwischendurch einfach mal in den Arm nimmt, um zu zeigen: Ich bin für dich da.

Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Wir stehen früh auf. Also, ich stehe gerade sehr früh auf, meistens zwischen drei und sechs Uhr. Dustin und Zoe können ein bisschen länger schlafen. Wenn ich Lia fertig gemacht habe, versuche ich ein paar Stunden am Tag zu arbeiten und nehme sie einfach mit. Und wenn die Kids im Bett sind, gibt’s entweder noch ein bisschen Arbeit oder halt all das, was sonst zu Hause so anfällt. Oder wir besprechen, was in den nächsten Tagen und Wochen anliegt. Und wir pflegen Rituale. Beim gemeinsamen Essen liegt kein Handy auf dem Tisch.

So hat Tochter Zoe ihr Geschwisterchen empfangen

Wie macht sich Zoe als große Schwester?
In diese Rolle musste sie erst hineinwachsen. Ein Geschwisterchen zu bekommen, ist nicht für jedes Kind einfach.

Für Zoe war es schwer am Anfang, und das heißt, dass es auch für uns als Eltern schwer war. Wir brauchten viel Zeit und ganz viel Geduld und Liebe.

Jetzt nähern sich die beiden Schwestern immer mehr an, und die Liebe wächst jeden Tag.

Was wünschen Sie sich für Ihre Töchter?
Dass sie selbstbewusste Frauen werden, die aussprechen können, was sie möchten und was nicht. Mir ist wichtig, dass sie lernen, über ihre Gefühle sprechen zu können. Das braucht man in der Partnerschaft und auch mit seinen Kindern. Kürzlich kam Zoe zu mir und fragte mich: "Bist du glücklich, Mama?" Sie hat totale Sensoren und spürte, dass es gerade wohl nicht der Fall war.

Was war los?
Es war einfach ein anstrengender Tag. Ich war gar nicht traurig, aber eben gestresst. Das kennt doch jeder. Wir sind ja keine Roboter.

Was haben Sie Zoe dann gesagt?
Genau das: dass es auch solche Tage gibt und wir alle nur Menschen sind.

Wie kommt Dustin mit drei Frauen in einem Haushalt klar?
Dustin liebt das, er liebt uns alle. Er sagt immer, wir sind seine "Mädels".

Hätten Sie gerne einen Sohn?
Warum nicht? Vielleicht bekommen wir irgendwann einen. Ich lasse alles offen. Ich lasse Dinge generell gerne auf mich zukommen.

So stellt das Model sich ihr zukünftiges Leben vor

Wollen Sie auch heiraten?
Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wir führen eine moderne Beziehung, komplett auf Augenhöhe.

Sie könnten sich eigentlich ganz bequem zurücklehnen mit all dem, was Sie sich aufgebaut haben.
Das würde mir ehrlich gesagt nicht reichen. Ich liebe meine Familie und meine Kinder. Aber ich gehe auch sehr gern arbeiten und versuche beides unter einen Hut zu bekommen.

Was ist Ihnen heute wichtiger als früher?
Was mir zuerst in den Kopf kommt: Ich kann heute besser loslassen. Weniger wichtig ist mir vielleicht das Reisen, obwohl das meine große Leidenschaft war und ist. Für unsere Verhältnisse reisen wir trotzdem noch relativ oft. Dustin und ich versuchen unseren Kindern möglichst viele schöne Erinnerungen mitzugeben.

Gala

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