Wenn noch vor ein paar Jahren der Name Wontorra fiel, war klar, dass es um Top-Sportmoderator Jörg Wontorra geht. Laura war dann "die Tochter von". Jetzt dreht sich das Ganze langsam ein wenig um. Klar ist Jörg Wontorra, 71, immer noch eine TV-Größe, sogar eine Legende, doch Laura Wontorra, 31, rückt als Fernseh- und Social-Media-Gesicht immer mehr in den Mittelpunkt.
Jörg Wontorra: Seine Tochter tritt in seine Fußstapfen
Fußballluft schnupperte sie schon mit vier Jahren am Spielfeldrand des Bremer Weser-Stadions. Heute präsentiert sie sich vor der Kamera so unbekümmert wie kenntnisreich und klettert wie einst ihr Vater die Karriereleiter hoch. Sie moderiert nicht nur Sport-Events, sondern auch Shows wie "Ninja Warrior Germany" oder – seit diesem Jahr – "Grill den Henssler". Jörg Wontorra kann gut damit leben, wenn manche ihn nun als "den Vater von" betrachten. Dafür ist dieses Papa-Tochter-Gespann einfach zu cool. Beide stehen sich nah, wissen viel voneinander. Trotzdem war es jetzt eine riesige Überraschung, als Jörg Wontorra bei "Grill den Henssler" als Hobby-Koch im Studio auftauchte.
GALA: Herr Wontorra, Sie sagen, Sie sind in der Kochshow Ihrer Tochter an einem Ort begegnet, wo Sie sich zuvor noch nie getroffen haben ...
JÖRG WONTORRA: Genau – in der Küche! (lacht) Das liegt zum einen daran, dass ich nicht unbedingt der Mensch bin, der voller Enthusiasmus in der Küche steht und für die Familie etwas zubereitet. Da habe ich andere Stärken. Und in der Hinsicht hat Laura vollumfänglich all meine Gene übernommen. Die guten wie die schlechten.
Wie hat sich Ihr Vater denn geschlagen, Laura?
LAURA WONTORRA: Er hat Steffen Henssler auf jeden Fall ordentlich ins Schwitzen gebracht, das ist schon mal eine Leistung. Und sein Tiramisu war erstaunlich gut. Das zeigt aber auch mal wieder, wie toll unsere Koch-Coaches sind.
JÖRG: Ich muss zugeben, dass meine Lebensgefährtin am Abend zuvor mit mir geübt hat. So bin ich zumindest nicht ganz unvorbereitet in dieses Abenteuer gegangen.
LAURA: Für mich war es eine komplette Überraschung, als Papa plötzlich im Studio auftauchte. Das Team und auch Steffen haben mich da ganz schön hinters Licht geführt! Sonst habe ich eigentlich ein Näschen dafür, wenn ich überrascht werden soll. Aber mit meinem Vater hatte ich wirklich als letztes in einer Kochshow gerechnet.
Jörg Wontorra: "Einen Fußballer heiratest du bitte nie!"
Wann hat Laura Sie denn zuletzt überrascht, Herr Wontorra? Vielleicht als sie Ihnen eröffnete, dass sie einen Fußballer heiraten will?
JÖRG: Das stimmt. Sie ist ja schon mit 17 in Bremen in den einschlägigen Discos unterwegs gewesen, und da traf sie natürlich auch junge Fußballer von Werder Bremen. Ich habe ihr gesagt: Einen Fußballer heiratest du bitte nie! Weil die in Sachen Beziehung auch schon mal lockerer unterwegs sind. Wegen meiner Vorbehalte hat Laura ihren heutigen Ehemann sogar eine Zeit lang vor mir verborgen. (2016 heiratete Laura den Fußballprofi Simon Zoller, der aktuell beim Zweitligisten VfL Bochum spielt; Anm. d. Red.)

Wie hat er sich dann doch in Ihr Herz geschlichen?
JÖRG: Wir sind an dem Abend, als sie ihn mir vorgestellt hat, zusammen in ein Restaurant gegangen, und dieses Kennenlernen ging bis zwei Uhr nachts. Da sind wir schon super klargekommen. Heute kann ich mir keinen besseren Schwiegersohn vorstellen.
Laura Wontorra: "Unser Papa-Urlaub ist wirklich unser größtes Familienritual"
Gibt es Familienrituale im Hause Wontorra?
JÖRG: Dieses Jahr war Laura vier Wochen bei mir in Spanien – ist ja nicht so normal, dass eine 31-Jährige einen Monat mit ihrem Papa verbringt. Aber genau das hängt mit einem unserer früheren Rituale zusammen: Es gab seit der Kindheit immer den Papa-Urlaub. Als Laura zwölf war und mein Sohn zehn, fing das an. Es war immer eine Städte- oder Studienreise. Das erste Mal ging es nach Paris – in diesem Alter mussten sich die Kinder im Louvre dann die Mona Lisa angucken! Das Wichtigste war aber, dass wir uns in diesen Urlauben immer eine Stammkneipe ausgesucht haben, in der wir jeden Abend einfach miteinander geredet haben. Weil ich durch meinen Beruf und die Trennung von meiner Frau ja nicht den alltäglichen Zugriff auf die Kinder hatte, war das extrem intensiv.
LAURA: Unser Papa-Urlaub ist wirklich unser größtes Familienritual, weil es immer nur wir drei sind. Vor anderthalb Jahren zu seinem 70. Geburtstag waren wir in Athen. Jeder von uns geht seinen Weg, und trotzdem können wir da noch mal so richtig Kind sein.
Was schätzen Sie aneinander am meisten?
LAURA: Dass er mich zu Selbstständigkeit erzogen und richtig gut aufs Leben vorbereitet hat. Mich kann so schnell nichts umwerfen. Er ist ein sehr strukturierter und klar denkender Mensch. Und auf der anderen Seite ist er sehr lebensbejahend. Von ihm habe ich den Spruch: Schnaps ist Schnaps, und Selters ist Selters. Papa weiß, wann Zeit ist zu feiern. Er weiß aber auch, wann man arbeiten muss.
JÖRG: Ich schätze sehr, dass Laura trotz dieses unsteten Berufes, der zudem voller Verlockungen steckt, ein absoluter Familienmensch geblieben ist – oder sogar noch mehr dazu geworden ist. Ihr Nest ist ihr unheimlich wichtig, und obwohl sie gerne mal mit ihrem Mundwerk vorangeht, ist sie ein sehr treuer Mensch, sehr ehrlich und aufrichtig. Nicht nur ihr Ehemann und ihr Papa können sich auf sie verlassen, sondern auch ihre Freunde.
Laura Wontorra übers Feiern mit ihrem Vater
Und wer hält beim Feiern länger durch?
JÖRG: Durchaus unterschiedlich. Es gibt noch eine weitere Person, an der man sich abarbeiten muss: Lauras beste Freundin.
LAURA: Da sie eine der wichtigsten Bezugspersonen in meinem Leben ist, haben wir immer viel zu besprechen. Da kann der Abend schon mal länger dauern. Aber ehrlich gesagt, Papa: Ich halte schon ein oder zwei Gläser Wein länger durch als du.
JÖRG: In meinem Alter brauche ich halt meine acht Stunden Schlaf. (lacht)
Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Laura das Talent hat, Menschen zu begeistern?
JÖRG: Ich habe sie getestet, als sie 18 war. Sie sagte nach dem Abi: "Ich will das werden, was du bist." Zuerst war ich strikt dagegen und habe ihr alle Nachteile aufgezählt. Willst du wirklich jedes Wochenende in irgendeinem Stadion oder Studio verbringen? Willst du wie ich auf Familienwochenenden weitestgehend verzichten? Ihre prompte Antwort: "Ja, das will ich!" Da habe ich ihr die Aufgabe gestellt, eine Minute lang ein fiktives Spiel zwischen Hamburg und Bremen zu moderieren. Das habe ich mit dem Handy aufgenommen. Der Text war noch suboptimal, aber ihre Ausstrahlung kam schon so sehr rüber, dass ich dachte: Dem Kind kann man seinen Wunsch nicht verbauen. Sie ist so präsent, wie gemalt für diesen Job.
Gibt es etwas, das Sie von Ihrer Tochter lernen können?
JÖRG: Wenn ich nie etwas von jungen Leuten annehmen würde, wäre die Welt an mir vorbeigezogen und ich hätte mich nicht so lange auf dem Markt gehalten. Ich finde es toll, wie sie in eine Sendung geht. Dieser Schuss Unbekümmertheit – den habe ich mir bei ihr abgeguckt.
Laura ist sehr aktiv in den Sozialen Medien, und sie macht auch da alles selbst.
JÖRG: Sie ist viel zu geizig, um jemanden dafür zu bezahlen. (lacht) Nein, im Ernst: Wer gerade Konjunktur hat, der muss in diesem Job den Schwung mitnehmen und ihn leben. Wichtig ist nur, dass sie die richtige Balance findet. Aber darüber sind wir regelmäßig als Papa und Tochter im Austausch.
Jörg Wontorra: "Ich habe früh gelernt, im Piranha-Teich zu schwimmen"
Wird bei Ihnen zu Hause viel gestritten?
LAURA: Nein, gar nicht. Meine Eltern haben sich ja getrennt, als ich zwölf war, aber streitend habe ich sie nie erlebt. Mein Vater war aber immer offen für eine gute Diskussion. Und natürlich musste er mir als Kind auch mal erklären, warum ich nicht die nächste 200-Euro-Jeans bekomme. Wir haben immer seinen Leitsatz praktiziert: "Nur redenden Menschen kann geholfen werden." Wir haben uns also hingesetzt und das ausdiskutiert. Und dann habe ich es auch verstanden.
JÖRG: Ja, Austausch war bei uns schon immer wichtig, auch kontrovers. Man diskutiert heiß, aber das endet nie in lauten Disputen.
Ist Ihr Vater Ihr engster Berater, Laura?
LAURA: Natürlich ist mir seine Meinung mit all seiner Erfahrung in der Medienbranche sehr wichtig. Er hat schon so ziemlich jede Situation erlebt. Das hilft mir sehr.
JÖRG: Ich habe früh gelernt, im Piranha-Teich zu schwimmen. Das versuche ich ihr weiterzugeben.
Wann gibt es die erste Wonti-Doppelpack-Show?
JÖRG: Ich bin dafür jederzeit offen. Aber es muss passen, und vor allem müssen uns die Inhalte überzeugen.
LAURA: Sehe ich genauso. Wenn das richtige Format kommt, sind wir da.
Verwendete Quellen:eigenes Interview