Seit heute, dem 11. Oktober, ist Kostja Ullmann zurück im Kino. Zumindest teilweise: Im Animationsfilm "Smallfoot - Ein eisigartiges Abenteuer" leiht er der Hauptfigur Migo seine Stimme. Was ihn mit dem Yeti Migo verbindet, wie er zum Thema Freundschaft steht und wem er privat gerne Geschichten erzählt, das verriet Kostja nun im Interview mit GALA.
GALA: Herr Ullmann, was hat Sie gereizt, einen Kinderfilm zu synchronisieren?
Kostja Ullmann: Ich würde erst einmal sagen, "Smallfoot" ist ein Familienfilm, aber Kinder werden ihn sicher lieben. Ich hab zwei Nichten und am tollsten ist es für mich, wenn ich den Film mit denen zusammen gucken kann – und vielleicht erkennen sie ja dann meine Stimme. Ich würde sagen, ich mache das vor allen Dingen für sie und freue mich, wenn sie so schöne Filme mit so einer tollen Message gucken können.
GALA: Identifiziert man sich anders mit einer Rolle, die man synchronisiert und nicht spielt?
Kostja Ullmann: Am Anfang schon, aber irgendwann wird man dann auch zu dieser Figur. Das ist wirklich abgefahren, das hätte ich auch so nicht gedacht. Du legst alles in die
Stimme, bewegst dich vor dem Synchronpult genau wie dein Charakter Migo auf der Leinwand. Und irgendwann bist du plötzlich dieser riesengroße Yeti der die unglaublichsten Sachen erlebt.
GALA: Wie bereitet man sich auf das Synchronisieren vor?
Kostja Ullmann: Ich hab Stimmübungen gemacht, damit ich nicht nach dem dritten Take schon heiser bin und nichts mehr sagen kann. Dann hab ich noch jeden Morgen Ingwertee getrunken, allerdings auch nur bis mir ein erfahrener Sprecher sagte das zu viel Ingwer die Stimmbänder reizt (lacht). Dann habe ich nur noch Honig mit Wasser getrunken.

GALA: Hatten Sie Angst, Ihre Stimme zu sehr zu reizen? Sie haben ziemlich viel geschrien.
Kostja Ullmann: Extrem viel sogar. So oft wie Migo irgendwo runterfällt. Da ich kein ausgebildeter Sprecher bin, habe ich natürlich immer Vollgas gegeben - bei jeder Szene. Das war heftig für meine Stimmbänder. Nach dem ersten Tag haben wir gemerkt, dass wenn wir so weiter machen, meine Stimme bald weg ist. Ab dem zweiten Tag haben wir es dann so gemacht, dass wir die ganzen Schrei-Szenen am Ende des Tages eingesprochen haben. So hat meine Stimme dann gehalten. Zudem hat das Schreien extrem viel Spaß gemacht!
GALA: „Smallfoot“ soll nicht nur Spaß machen, sondern auch eine Botschaft
vermitteln. Können Sie diese kurz zusammenfassen?
Kostja Ullmann: Es geht darum, Dinge zu hinterfragen – überhaupt Fragen zu stellen und auch keine Angst vor dem Fremden zu haben. Das ist aktueller als je zuvor. Das ist auch das, was Migo und mich ein Stück weit verbindet. Dass wir am Anfang vielleicht noch nicht ganz so viel hinterfragt haben. Als Kind habe ich den Großteil einfach so hingenommen, wie es kam. Ich hab nicht viele Fragen gestellt, bis ich
irgendwann merkte, dass ich in meinem Leben damit nicht wirklich weiter komme. Man kann sich eben keine eigene Meinung bilden, wenn man immer nur alles so annimmt wie es einem vorgelebt wird.
GALA: Im Film gibt Ihnen Ihr Vater den Ratschlag „Frei heraus zu sein“. Sind Sie damit schon einmal in ein richtiges Fettnäpfchen getreten?
Da ich immer viel zu viel über das Nachdenken was ich sage, passiert das nicht so häufig. Aber ich arbeite daran, dass ich mal in so ein richtiges Fettnäpfchen trete (lacht).
GALA: „Smallfoot“ handelt außerdem von engen Freundschaften und Zusammenhalt. Was ist für Sie das Wichtigste an einer Freundschaft?
Kostja Ullmann: Wenn ich an meine Kumpels denke ist es schön zu wissen, dass trotz meiner ständigen Abstinenz ich immer weiß, dass sie für mich da sind. Und umgekehrt natürlich auch. Und es ist wichtig, dass man sich auch immer ehrlich die Meinung sagen kann.
GALA: Dann doch frei heraus?
Kostja Ullmann: Ja, total frei heraus! In dem Fall ganz sicher.
GALA: Migo verlässt im Film seine Heimat. Können Sie sich vorstellen, Hamburg zu verlassen?
Kostja Ullmann: Niemals! (lacht) Ich bin Hamburger durch und durch. Ich bin für ein Jahr in Berlin gewesen und direkt wieder zurückgekommen. Für mich ist ‚Zuhause‘ extrem wichtig. Heimat ist für mich ein großer Begriff. Gerade in meinem Beruf ist es ganz wichtig, dass ich zu Hause schnell zur Ruhe kommen kann. Das kann ich in Hamburg extrem gut. Wenn ich mal weggehen sollte, dann nur ins Ausland – oder irgendwohin, wo es wärmer ist und ich den HSV ohne Zeitverzögerung gucken kann (lacht).
GALA: Sie haben das Vorlesen jetzt gut geprobt. Lesen Sie bald auch Ihren eigenen Kindern Bücher vor?
Kostja Ullmann: Wenn meine Nichten da sind, dann lese ich ganz viel vor (lacht). Die beiden sind jetzt eins und drei und sind die süßesten Nichten, die man sich nur vorstellen kann. Da lese ich sehr gerne und viel vor. Das finde ich schon toll, wenn man in die großen
Augen der Kinder guckt und eine Gute Nacht-Geschichte liest.