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Kesha Sexuelle Belästigung und Gewalt: Was steckt hinter dem Musikskandal?

Kesha
© Splashnews.com
2014 reichte Sängerin Kesha eine Klage wegen sexueller Belästigung gegen ihren Produzenten Dr. Luke ein. Seitdem tobt ein schmutziger Streit in der Branche

Es geht um Sex, Gewalt und viel Geld: Seit Kesha ihren langjährigen Produzenten Dr. Luke im Oktober 2014 wegen sexuellen Missbrauchs verklagt hat, tobt in der Branche ein schmutziger Streit gegenseitiger Beschuldigungen und vieler offener Fragen.

Keshas Vorwürfe sind schwerwiegend: Luke Gottwald, wie der Produzent mit bürgerlichem Namen heißt, soll die Sängerin mehrere Jahre lang sexuell, physisch und psychisch missbraucht haben - bis zu einem Punkt, an dem sie beinahe gestorben wäre. Unter anderem soll der 42-Jährige Kesha mit Drogen und Alkohol gefügig gemacht haben und in eine Essstörung getrieben haben.

Er soll sie unter Drogen gesetzt haben

Konkret nannte die 28-Jährige ein Beispiel: Demnach soll der Musikproduzent sie gezwungen haben, während eines gemeinsamen Fluges eine Substanz durch die Nase zu konsumieren. Anschließend soll er sich auf sie gelegt haben. Als sie am nächsten Tag nackt in seinem Bett aufwachte, konnte sich die Musikerin nicht mehr daran erinnern, was in der Zwischenzeit geschehen war.

Fest steht: Einer lügt

Eine von vielen Geschichten, mit der Kesha ihre Vorwürfe manifestieren möchte. Denn nur kurz nachdem die "Tik Tok"-Sängerin ihre Klage eingereicht hatte, reagierte Dr. Luke mit einer Gegenklage. Kesha sei eine Lügnerin. Ihre Klage nur Kalkül, um aus ihrem Vertrag herauszukommen.

Eine sehr teure Strategie, um aus dem Knebel-Vertrag herauszukommen. Denn seit ihrer Klage liegt die Karriere der Künstlerin auf Eis. Der Exklusivvertrag, aus dem sie versucht herauszukommen, erlaubt der Sängerin nicht, Musik mit anderen Produzenten aufzunehmen. Da Kesha auch nicht bereit ist, weiter mit Dr. Luke und seinem Label zu arbeiten, ist sie seit zwei Jahren quasi arbeitslos. Ihr bislang letzter großer Erfolg war der Song "Timber", den sie 2013 mit Rapper Pitbull aufnahm.

Die Klage hat sie finanziell ruiniert

Seitdem geht es für sie dementsprechend auch finanziell bergab. Deswegen kam ihr jetzt Kollegin Taylor Swift zu Hilfe: Sie unterstützt Kesha jetzt mit einer Spende von 250.000 US-Dollar, umgerechnet gut 225.000 Euro, in dem Prozess, der noch lange nicht erledigt ist und in dem Kesha zuletzt eine Niederlage einstecken musste.

Niederlage für Kesha

Am Freitag (19. Februar) lehnte das Gericht ihren Antrag auf einstweilige Verfügung ab. Der Antrag sollte ihr möglich machen, auch mit anderen Produzenten Musik aufzunehmen und jede weitere Zusammenarbeit mit Dr. Luke wollte vermeiden. Ein Wunsch, den ihr eine Richterin in New York verwehrt hat. Die Sängerin muss vorerst bei Sony bleiben und ihre vertraglich vereinbarten Pflichten erfüllen.

Kesha könne auch in dem Vertrag mit dem Label ohne Dr. Luke als Produzent Musik aufnehmen, erklärte Richterin Shirley Kornreich. Zudem seien die Missbrauchsvorwürfe nicht ausreichend durch medizinische Atteste belegt. Bilder zeigen, wie die Musikerin nach dem Urteilsspruch sichtlich mitgenommen das Gerichtsgebäude in Manhattan verlässt.

Dr. Luke nimmt auf Twitter Stellung

Jetzt geht der Streit in die nächste Runde. Der Beklagte, Luke Gottwald, nahm das Urteil zum Anlass sich zu den schweren Vorwürfen zu äußern: Auf seinem Twitter-Account feuerte er in kürzester Zeit 22 Kurznachrichten ab und stellte er klar: "Ich habe Kesha nie vergewaltigt."

Der Produzent ging sogar noch weiter und teilte via Twitter mit, er habe niemals Sex mit ihr gehabt. Er betonte zwar, dass dieser Fall vor Gericht entschieden gehöre, dennoch setzte er eine Welle an Tweets ab. Dr. Luke erklärte, Kesha habe unter Eid ausgesagt, dass ihre Anschuldigungen nicht der Wahrheit entsprächen. Diesem Satz hängte er einen Auszug des US-Portals "TMZ" an, die Auszüge ihrer Zeugenaussage veröffentlicht haben, in denen die Sängerin verneint, jemals eine sexuelle Beziehung zu ihrem Produzenten gehabt zu haben.

Er führte an, dass es zwischen ihm und Kesha künstlerische Differenzen gab. Er sei zudem traurig, dass sie die Vertragsverhandlungen mit etwas Unwahrem so aufbausche. Dr. Luke schrieb weiter, er sei aber zuversichtlich, dass die Lügen aufgedeckt würden und die Wahrheit ans Licht komme.

In den sozialen Netzwerken traf die Entscheidung des New Yorker Gerichts auf Unverständnis. Unter dem Hashtag #freekesha machten viele Fans ihrer Empörung Luft. Eine Online-Petition, die zum Boykott des Musikriesen Sony und zur Unterstützung der Musikerin aufruft, haben bereits über 240.000 Menschen unterzeichnet.

Und auch zahlreiche Prominente solidarisieren sich mit Kesha, darunter etwa Lady Gaga, Ariana Grande, Lorde und Lily Allen.

Auch Sängerin Kelly Clarkson, die selbst schon mit Dr. Luke gearbeitet hat, reihte sich in die Reihe der Kesha-Unterstützer ein: "Ich versuche nichts zu sagen, da ich nichts Freundliches sagen kann. Daher sage ich hier nichts über Dr. Luke."

Nun meldete sich auch US-Schauspielerin Lena Dunham zu Wort - mit einem eindringlichen Appell: Bei dem Fall Kesha gehe es um mehr als allein Kesha. "Ich fühlte mich krank, als ich das Ergebnis vor Gericht mitbekam", schreibt die 29-Jährige in dem Blog "Lenny Letter".

Unzureichender Schutz für Frauen

"Der Fall Kesha zeigt die Art und Weise, wie das amerikanische Rechtssystem Frauen verletzt", so die Schauspielerin weiter. Die Justiz scheitere daran, Frauen vor Vergewaltigern zu schützen, die aus ihrer Sicht Vergewaltiger sind. Außerdem attackiert Dunham den Musikriesen Sony: Die Firma könne den Vertrag auflösen, doch habe sich für einen Kampf vor Gericht entschieden - und setze so die zukünftige physische und psychische Gesundheit der Musikerin aufs Spiel.

Kesha wird ihre Aussage nicht beweisen können

"Tatsache ist, Kesha wird nie ein ärztliches Attest haben. Sie wird nie ein Videoband haben, das uns zeigt, wie Gottwald sie bedrohte und erniedrigte. Über ihre Aussage hinaus wird sie nie einen Beweis dafür erbringen können, dass sie sich unsicher dabei fühlt, mit diesem Mann arbeiten zu müssen."

Die Zeiten von Angst und Scham sind jetzt vorbei

Aber diese Zeiten seien jetzt vorbei, betont Lena Dunham. Die Frauen, die sich jetzt für ihre Kollegin einsetzten, seien der Beweis dafür. "Wir haben keine Angst davor, unseren Job zu verlieren, hysterisch genannt oder von mächtigen Männern zum Schweigen gebracht zu werden."

jkr Gala

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