Nicht mal ein Drittel der benötigten Kosten sind seit dem Start der Kampagne am 11. Februar auf der Crowdfunding-Website "Indiegogo.com" zusammengekommen: 150.000 US-Dollar wollen die Macher von "Jenny's Wedding" bis zum 28. März 2014 bei Fans und Unterstützern sammeln, um den Independent-Film über ein lesbisches Paar fertigzustellen. Bislang sind es aber erst 32.736 Dollar (Stand: 26. Februar), die gesammelt wurden. Und das, obwohl der einstige Hollywood-Liebling Katherine Heigl die Titelheldin spielt und "Gilmore Girls"-Star Alexis Bledel ihre Zukünftige.
Was berühmte Kollegen wie Zach Braff oder Kristen Bell in der Vergangenheit erfolgreich vorgemacht haben, scheint offenbar nicht immer so zu funktionieren, wie die Filmemacher sich das vorgestellt haben - trotz der Unterstützung durch bekannte Hollywood-Gesichter. Im Falle von "Jenny's Wedding" liegt der Fall zudem ein bisschen anders. Während Braff und Bell mit ihren Projekten "Wish I was Here" und "Veronica Mars" die Hilfe ihrer Fans suchten, um die Filmprojekte überhaupt auf den Weg zu bringen, erhoffen sich die "Jenny's Wedding"-Macher von ihren Unterstützern sozusagen nur die Verzierung auf der Hochzeitstorte: Sie wollen Geld für die Nachbearbeitung, also Filmmusik, Schnitt, Farbkorrekturen und vieles mehr.
Das dürfte für Verwunderung unter vielen Fans sorgen, denn offensichtlich war es zunächst ja gelungen, den Film umzusetzen und abzudrehen. Dass plötzlich niemand mehr bereit sein sollte, auch die Nachbearbeitungskosten zu tragen, lässt schlimmstenfalls an der grundsätzlichen Qualität des Werkes zweifeln. Drehbuchautorin und Regisseurin Mary Agnes Donoghue erklärt zwar auf der Crowdfunding-Homepage, dass man bereits mit einem sehr kleinen Budget gestartet sei und nun die Gelder für eine Nachbearbeitung auf hohem Niveau fehlten, doch das wiederum wirft Fragen danach auf, weshalb man die Kosten nicht von vornherein entsprechend berechnet und eingeteilt hat.
Im einem zur Kampagne gehörenden Video auf "indiegogo.com" gibt sich Hauptdarstellerin Katherine Heigl zuversichtlich und vollends von "Jenny's Wedding" überzeugt. Sie sei stolz darauf, ein Teil davon zu sein. Da verwundert es ein bisschen, dass die Schauspielerin nicht selbst mit gutem Beispiel vorangeht, um das Projekt zu unterstützen. In den Jahren 2008, 2010 und 2011 schaffte es Heigl schließlich auf die berühmten Top-Ten-Listen des "Forbes"-Magazins, das jährlich die bestbezahlten Hollywoodstars kürt. Für eine millionenschwere Schauspielerin sollte es daher doch kein großes Problem darstellen, einen größeren Betrag in ein Projekt zu stecken, das ihr am Herzen liegt - zumal Heigl im Gegensatz zu den Internetspendern das Geld bei guten Einspielergebnissen wieder zurück erhalten würde und es sich ja nicht um Kosten in Millionenhöhe handelt.
Doch dazu scheint die Blondine nicht bereit zu sein. Wie sie gegenüber dem Online-Portal "TMZ.com" vor wenigen Tagen erklärte, habe sie nicht die Absicht, das eventuell noch fehlende Geld am Ende der Projektlaufzeit aufzustocken. Der Grund: Sie habe in den vergangenen Jahren nicht sehr viel verdient, wie sie in dem Video erklärt. Und sie habe schließlich eine Familie zu ernähren.
Eines stimmt: In den vergangenen zwei Jahren hat die 33-Jährige, die einst als Hollywoods Romantic-Comedy-Queen galt, nur noch Kassenflops zustande gebracht. "Einmal ist keinmal" aus dem Jahr 2012 spielte laut "Box Office Mojo" mit knapp 37 Millionen US-Dollar nicht einmal die Produktionskosten von 40 Millionen Dollar ein. "The Big Wedding" lag 2013 trotz Megastaraufgebot (unter anderem Robert De Niro, Diane Keaton und Amanda Seyfried) mit knapp 36 Millionen Dollar Einspielergebnissen nur leicht über den Produktionskosten von 32 Millionen Dollar. Dass sie aufgrund der Flops jedoch kaum Geld verdient hat, stimmt dagegen nicht, denn im Jahr 2013 belegte sie Platz 2 der "Forbes"-Liste der "überbezahltesten Schauspieler". Für jeden Dollar, den man ihr für eine Rolle bezahlte, spielte sie demnach nur 3,50 Dollar ein. Zum Vergleich: Mit dem Zehntplazierten der Liste, Ryan Reynolds, konnten die Filmemacher immerhin 10,80 Dollar pro einem Dollar Bezahlung verdienen.
Darüber, ob sich hinter der Aussage Heigls, sie könne sich eine Beteiligung an "Jenny's Wedding" kaum leisten, also tatsächlich Geldsorgen verbergen oder einfach bloß mangelndes Interesse, sich mit eigenen Mitteln an dem Projekt zu beteiligen, kann nur spekuliert werden. Welche Auswirkungen derartige Aussagen aber auf die Bereitschaft der Fans haben wird, den Spendentopf weiter zu füttern, wird sich zeigen. Übrigens: Co-Star Alexis Bledel, deren Mitwirkung an "Jenny's Wedding" erst am 14. Februar über "indiegogo.com" bekannt gemacht wurde, hält sich bislang komplett aus der Angelegenheit um die Nachfinanzierung heraus und tritt in Zusammenhang mit der Produktion bislang überhaupt kaum in Erscheinung.
Vielleicht geht es ihr ähnlich wie manchen Kritikern, die das Eintreiben von Spenden für Filmproduktionen durch berühmte Persönlichkeiten eher ablehnend betrachten. Ihrer Meinung nach sollten Crowdfunding-Plattformen wie "Kickstarter.com" (auf der Braff und Bell für ihre Produktionen warben) jenen vorbehalten bleiben, die eben nicht über eigenes Startkapital und weitreichende Kontakte in der einflussreichen Filmwelt verfügen. Außerdem werde den spendenen Fans so gleich doppelt das Geld aus den Taschen gezogen. TV-Kritiker Tim Goodman, der für das Magazin "Hollywood Reporter" schreibt, fragte nach dem Crowfunding-Erfolg von "Veronica Mars" im März 2013 beispielsweise sarkastisch via Twitter, ob die nächste "Kickstarter"-Kampagne dann die Gehälter von "Warner Bros"-Bossen finanzieren werde.
Von Millionenbeträgen, wie sie für "Wish I Was Here" oder "Veronica Mars" seinerzeit zusammen kamen, ist "Jenny's Wedding" bislang noch weit entfernt. Und ob der Film letztlich die privat investierten Gelder wert sein wird, kann man erst feststellen, wenn er in den Kinos anläuft. Oder vielmehr: falls er das überhaupt tut.