Wenn sich Johnny Depp ankündigt, scheinen selbst gestandene Frauen wieder zu Teenagern zu werden. Nervös rutschen einige Journalistinnen auf ihren Plätzen hin und her, bevor er den Raum betritt, um bei einer Pressekonferenz in Berlin am Freitag (19. Juli) seinen Film "Lone Ranger" vorzustellen.
Depp feiert die Deutschlandpremiere des actionreichen Disney-Abenteuers, in dem er den Indianer "Tonto" spielt und für dessen Dreharbeiten er einiges auf sich nahm. Stundenlang saß er in der Maske und fiel dann auch noch von einem galoppierenden Pferd, das anschließend auf ihm herumtrampelte.
Wohl ähnlich wie die amerikanischen Kritiker. Bereits Anfang Juli startete der Film in den USA und gefiel weder Rezensenten noch Publikum. Zu lang, zu verwirrend, zu wenig Charme, so das Urteil. Als ob er sie Lügen strafen will, ist Johnny Depp in Berlin äußerst gut drauf und, ja, sehr charmant. Er scherzt mit Kumpel Armie Hammer, der den titelgebenden "Lone Ranger" spielt, und unterhält mit seinen Deutschkenntnissen.

"Mein Vater ist ein Stierkämpfer, ich bin eine Wassermelone, ich bin wahnsinning, ja", ist sein deutscher Standardsatz. Er möge es einfach, verschiedene Dinge in unterschiedlichen Sprachen zu lernen. "Hallo" sei dabei nicht unbedingt sein Lieblingswort und spielt wohl darauf an, dass er sonst als scheuer Star gilt.
Ohnehin scheint ihm das Brimborium um ihn - auch bei dieser Pressekonferenz wird fast ausschließlich er von den Journalisten angesprochen - eigentlich zuwider. Das wird besonders deutlich, wenn er Sätze sagt wie: "Die Arbeit an einem Film bedeutet für mich Spaß. Alles andere ist ...", hier machte er eine lange Pause. "... extra."
Zu diesem "extra" gehören eben auch die Kritiken, die er versucht, an sich abprallen zu lassen. "Wir sollten irgendwann über US-Kritiker reden, die sind wirklich eine besondere Sorte", sagt der 50-Jährige, grinst und erntet Lacher im Publikum. "Um ehrlich zu sein, ich gebe absolut nichts auf die Meinungen von US-Journalisten."
Worauf er allerdings Wert lege, sei die Meinung seiner beiden Kindern Lily-Rose, 14, und Jack, elf. "Sie lieben den Film. Sie liebten den wilden Ritt durch den Film", erzählt Depp. "Vielleicht sind sie auch parteiisch", zieht Johnny Depp dann doch in Erwägung. Seine Kinder hätten aber auch nach zehn Minuten vergessen, dass es "Daddy" ist, den sie da auf der Leinwand in Indianermontur mit einer toten Krähe auf dem Kopf sehen. "Ich vertraue meinen Kindern mehr als den Kritikern."

Nach Berlin hat er Lily-Rose und Jack mitgebracht. Während sich Papa den Fragen der Journalisten stellt, verbringen sie den Tag mit Depps Freundin Amber Heard. Gemeinsam wurden die drei unter anderem am Fenster des Hotels Adlon gesichtet. Nach dem Frage-Antwort-Spiel der Pressekonferenz verlässt der Schauspieler den Raum schnell wieder. Wahrscheinlich um seine Familie zu treffen. Denn mit der hat er sicher mehr Spaß, ganz ohne Extras.