Lebensfroh, offenherzig und kommunikativ war Jochen Schropp, 39, schon immer. Doch irgendwie umgibt ihn jetzt, wo er in der Öffentlichkeit kein Geheimnis mehr aus seiner Sexualität machen muss, eine neue Form der Gelassenheit. Beobachtet man den TV-Moderator spürt man, dass er vollkommen mit sich im Reinen ist.
Ihr öffentliches Coming-out ist jetzt einen Monat her. Wie fühlen Sie sich heute?
Die ersten Tage waren aufregend und überfordernd zugleich. Während ich zunächst von einer Nachrichtenwelle übermannt wurde, erhielt ich später viele längere Zuschriften von Eltern homosexueller Kinder und Menschen, die eine ähnliche Geschichte teilen. Ich habe auch einige Male weinen müssen, weil ich so berührt war.
Haben Sie ein Beispiel?
Eine Frau Mitte 50 schrieb mir, dass sie früher oft abfällig über Homosexuelle gesprochen hat, ohne je wirklich Berührungspunkte gehabt zu haben. Sie hat sich dafür bedankt, dass ich sie zum Nachdenken angeregt habe und sagte, sie schäme sich für manche Aussagen und Gedanken.
Wie hat Ihre Familie reagiert?
Meine Mutter wurde von einer Nachbarin auf die Berichterstattung angesprochen. Sie war der Meinung, ich hätte meine Eltern ins schlechte Licht gerückt, indem ich Beispiele ihrer anfänglichen Überforderung nannte. Das hat meine Mutter sehr beschäftigt. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und keinen Unterschied gemacht, nachdem ich mich mit 18 bei ihnen geoutet hatte. Aber die Überforderung am Anfang war nun einmal da und für mich auch nachvollziehbar. Die größte Sorge war sicherlich, ob ich es durch meine Sexualität schwerer haben würde als andere.
Gab es auch negatives Feedback?
Hetz-Kommentare in den Sozialen Medien nehme ich nicht sonderlich ernst, melde sie aber den Plattform-Betreibern. Ich finde es schade, dass manche Homosexuelle der Meinung sind, ich würde mit meinem öffentlichen Outing Homosexualität stigmatisieren. 99,9 Prozent der Zuschriften waren allerdings unterstützend, und wenn ich nur die Sichtweise der Frau ändern konnte, die sich früher abwertend geäußert hat, bin ich froh, den Schritt gegangen zu sein.
Fühlen Sie sich nun befreit?
Ein Freund sagte vor meinem Coming-out zu mir, ich würde meine Social-Media-Kanäle filtern und mich nicht hundert Prozent so darstellen, wie ich bin. Ich wusste damals nicht genau, was er meint, merke allerdings, dass ich mich jetzt authentischer zeige. Ob das im Urlaub, auf dem Konzert von Helene Fischer oder sonstwo ist, wo man stereotypisch sagen würde: "Da gehen doch nur Schwule hin!"

Bekommen Sie jetzt mehr Fanpost von Männern?
Auch nicht weniger als vorher ... (lacht)
Wie muss der ideale Partner an Ihrer Seite sein?
Hier halte ich mich genauso allgemein wie zu der bisherigen Frage, wie die Traumfrau sein sollte: Humor muss er haben, das ist mir wichtig! Und selbstbewusst soll er sein, das ist sexy. Sozusagen meine beste Freundin Birthe als Mann!
Was macht in Ihren Augen eine perfekte Beziehung aus?
Die Mischung macht es! Mein Partner muss mit der Schnelligkeit meines Lebens mithalten können. Genauso sollte er Tage genießen können, an denen ich mich nicht von der Couch bewege, viel zu viel Essen bestelle und einen Serienmarathon mache.
Wie stehen Sie zum Thema "Ehe für alle"?
Wie soll ich dazu stehen? "Ehe für alle" sollte genauso selbstverständlich sein wie die sexuelle Identität!
Ist Heirat für Sie eine Option?
Warum nicht!?
Mit dem besten Freund machen Promo-Touren gleich doppelt Spaß
