Sie sind nebeneinander aufgewachsen, wohnten beide in der Mannheimer Neubausiedlung Vogelstang. Bewusst wahrgenommen haben sie den jeweils anderen damals nicht. Trotzdem: Das Jugendzentrum, der Bäcker, bei dem sie Streuselkuchen kauften - das verbindet. "Man hat so viele gemeinsame Eindrücke aus der Kindheit", sagt Uwe Ochsenknecht, als wir ihn und Oscar Ortega Sánchez in Berlin treffen. Kennengelernt haben sich die beiden schließlich, als sie schon um die vierzig waren, 1999 am Set von "Fußball ist unser Leben". Die Chemie stimmte sofort, denn, so Ochsenknecht: "Wir sind auf die gleiche Art bescheuert." Seither sind er und Oscar "die besten Freunde". Als Erwachsene haben sie nun schon viel miteinander erlebt, nur auf eine Sache mussten sie lange warten. Sánchez: "Wir wollten immer gemeinsam Theater spielen!" Dieser Wunsch geht jetzt in Berlin mit der Komödie "Schlechter Rat" in Erfüllung.
In dem Stück hatte einer von Ihnen einen One-Night-Stand mit der Partnerin des besten Freundes. Würde Ihre Freundschaft das im wahren Leben aushalten?
Uwe Ochsenknecht: Schwierig zu sagen, wie man sich verhalten würde.
Oscar Ortega Sánchez: Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Ich war noch nie gefährdet, die Freundin eines guten Freundes sexuell anziehend zu finden. Da habe ich eine Firewall. Vielleicht bin ich zu spießig, aber für einmal Vögeln setze ich keine Freundschaft aufs Spiel.

Was macht Ihre Freundschaft so besonders?
Sánchez: Das uneingeschränkte Vertrauen, Nähe, Zuneigung, Verständnis. Und der gleiche Humor.
Ochsenknecht: Dass man den anderen so lässt, wie er ist. Bei uns spielt Sex keine Rolle, das macht es wesentlich einfacher. Immer wenn Erotik und Verliebtheit im Spiel sind, verkompliziert das eine Beziehung: Dieses supertolle Gefühl ist wie ein Virus, man ist wie auf einem anderen Stern. Nach ein paar Jahren flaut aber alles ab, man sieht die wahre Person, und dann geht das Genörgel los. Das fällt bei uns alles weg. Wir müssen uns nicht beweisen, dass wir das tollste Paar sind. Wir müssen auch nicht heiraten. Wir dürfen einfach nur Freunde sein.
Gibt es viele Parallelen zwischen Ihrer wahren Freundschaft und der im Stück?
Sánchez: Im Stück bin ich total aufgedreht und verzweifelt. Im richtigen Leben steht Uwe eigentlich viel mehr unter Strom als ich.
Müssen Sie Uwe manchmal zur Ruhe bringen?
Sánchez: Das mache ich unbewusst. Meine Anwesenheit bewirkt automatisch, dass er ein bisschen runterfährt.
Ochsenknecht: Er gleicht sich meinem Rhythmus einfach nicht an. Er lässt sich nicht stressen. Eines ist sicher: An einem Herzinfarkt stirbt Oscar nicht.
Wie wirkt sich Ihr enges Verhältnis auf die Arbeit am Theater aus?
Ochsenknecht: Da wir nur eine kurze Probenzeit haben, ist das von Vorteil. Die Kennenlernphase fiel weg und wir konnten uns sofort in den lustvollen Spielrausch schmeißen.
Spielen Sie gern in Komödien?
Ochsenknecht: Ich zeige den Leuten gerne auf eine komödiantische Art und Weise Schwachstellen auf. Aber genau solche Rollen muss man immer sehr ernst nehmen.
Was würden Sie jungen Menschen raten, die Schauspieler werden wollen?
Ochsenknecht: Erst einmal ins Dschungelcamp, dann ist die Karriere vorprogrammiert. Nein, im Ernst: Das Handwerk lernen, das ist wichtig!
Haben Sie sich etwa gerade als Dschungelcamp-Gucker geoutet?
Ochsenknecht: Ich habe es manchmal eingeschaltet, aber ich finde es blöd und stumpfsinnig. Schlimm, auf welchem Niveau Fernsehen sich heute manchmal bewegt.
Als Ihr Sohn Rocco 2012 im Camp war, haben Sie die Sendung da verfolgt?
Ochsenknecht: Ab und zu. Aber ich war nicht begeistert. Ich verstehe nicht, warum solche Sendungen überhaupt zugelassen werden.
Wie sieht es vor Ihrer Premiere in Berlin aus - haben Sie nach all den Jahren im Beruf noch Lampenfieber?
Sánchez: Total. Ich merke jetzt schon, dass ich unruhiger schlafe, und es ist ja wirklich nicht so, dass ich unerfahren bin.
Ochsenknecht: Ich kann die Nervosität bis zur Premiere unterdrücken, doch zehn Minuten vorher geht es los. Schweißnasse Hände, der Puls geht hoch, trockener Mund - sehr günstig für einen Schauspieler … Aber nach drei Minuten auf der Bühne ist das vorbei.