Als Uwe Ochsenknecht seinen Sohn Wilson vor der Kamera sieht, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Geiler Typ!“ Ein wenig Ironie liegt wohl in seinen Worten, denn wie ähnlich sich Vater und Sohn sehen, ist beiden bewusst. Trotzdem hat Wilson, der wie Papa seit seiner Jugend im Schauspielgeschäft ist, dies nie zum Vorteil genutzt. Einzig und allein in der Satire „Die Udo Honig Story“ (8. September, 20.15 Uhr auf Sat.1.), in der Uwe Ochsenknecht die Rolle des Uli Hoeneß übernommen hat, hat Wilson davon profitiert: Er spielt denselben Charakter in jungen Jahren. Ansonsten gibt es von Vater Uwe, wie im GALA-Interview deutlich wird, selten etwas geschenkt.
Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal als Hoeneß aus der Maske kamen?
Uwe Ochsenknecht Gott sei Dank kann ich den Bauch heute Abend wieder abschnallen! Ich war ehrlich gesagt ziemlich erstaunt, wie groß die Ähnlichkeit ist.
Viele waren von Uli Hoeneß enttäuscht, als die Wahrheit über seine Steueraffäre ans Licht kam. Wie haben Sie das erlebt?
Uwe Ochsenknecht Hoeneß war anscheinend selber gar nicht klar, in welchen Schwierigkeiten er steckte. Falls Spielsucht im Spiel war, verliert man irgendwann den Bezug zur Realität. Zudem bekommt man eine Art Größenwahn. Denkt, dass man sich alles erlauben kann und unantastbar ist.

Was ist Ihr größter Suchtfaktor?
Wilson Ochsenknecht Musik und Schauspielerei. Ich schau jeden Tag mindestens ein bis zwei Filme.
Uwe Ochsenknecht Ich habe dieses kranke Suchtgen nicht. Aber ich bekomme ebenfalls von der Schauspielerei und der Musik nie genug. Alkohol vertrage ich auch nicht viel. Nach zwei Gin-Tonic bin ich bedient. Leider.
Wilson Ochsenknecht Das spart Geld. (lacht)
Wie wurde bei Ihnen zu Hause mit dem Thema Drogen umgegangen?
Uwe Ochsenknecht Ich habe immer offen mit meinen Kindern über dieses Thema gesprochen und sie vor den Folgen gewarnt. Es ist kein Geheimnis,dass ich meine Erfahrungen gesammelt habe. Ich habe meinen Kids auch immer versucht klarzumachen, dass wir uns in einer besonderen Situation befinden, weil wir in der Öffentlichkeit stehen. Auf der anderen Seite müssen sie natürlich auch den gleichen Quatsch machen dürfen wie andere Kinder in ihrem Alter.
Wilson, Sie waren durch Ihre Rolle in "Die Wilden Kerle" schon sehr früh selbst eine kleine Berühmtheit. Haben Sie das je als Bürde empfunden?
Wilson Ochsenknecht Es war nie eine Last. Ich habe immer eher die Vorteile gesehen.
Wie groß ist der Druck, wenn der eigene Vater so erfolgreich ist wie Ihrer?
Wilson Ochsenknecht Ich will gar nicht besser sein als er. Ich möchte der beste Wilson Ochsenknecht werden.

Was haben Sie von Ihrem Vater geerbt?
Wilson Ochsenknecht Ich mache gerne Ansagen. Zum Beispiel meiner Schwester oder meiner Freundin gegenüber. Ich weiß genau, was ich will und wie ich mir mein Leben vorstelle.
Und was unterscheidet Sie beide?
Wilson Ochsenknecht Kann sein, dass ich etwas gemütlicher bin.
Uwe Ochsenknecht Es gibt eigentlich mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. Der Wilson hat schon als Kind immer eher an andere gedacht als an sich selbst. Süßigkeiten wurden zum Beispiel immer erst für Jimi gekauft, bevor Wilson sich was ausgesucht hat. So war ich auch.
Wilson Ochsenknecht Ich vergesse öfter mal, auch an mich selbst zu denken.
Uwe Ochsenknecht Wir sind beide sehr gutmütig. Das wurde schon von vielen ausgenutzt. Gemerkt haben wir das meist erst hinterher. Trotzdem behalten wir diesen Charakterzug bei, das ist uns wichtig, auch wenn wir manchmal auf die Schnauze fallen.
Ihre äußerliche Ähnlichkeit ist auffällig. Haben Sie deswegen die Rolle des jungen Hoeneß bekommen, Wilson?
Wilson OchsenknechtIch musste nicht zum Casting gehen, das stimmt. Das hat vom Äußerlichen einfach gepasst.
Wie stehen Sie zu Vitamin B?
Uwe Ochsenknecht Man muss einen realistischen Weg finden. Im Falle von Udo Honig habe ich Wilson für die Rolle des jungen Hoeneß vorgeschlagen. Das würde ich aber nicht machen, wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass die Rolle zu ihm passt. Das würde auch kein professioneller Regisseur mitmachen. Vitamin B ums Verrecken ist Quatsch, das muss schon Sinn machen. Die guten Leute besetzen dich sowieso nicht, nur weil du einen Kumpel hast. Es muss vieles stimmen: Talent, Chemie, Teamgeist.

Gucken Sie alle Filme Ihres Sohnes an?
Uwe Ochsenknecht Klar.
Kritisieren Sie Ihren Sohn dann auch?
Uwe Ochsenknecht Mit Kritik gehen wir offen um. Manchmal sage ich ihm zum Beispiel, dass er sich mehr Mühe hätte geben können. Oder ich mache ihm Vorschläge, wie er es hätte anders spielen können.
Ist das andersherum genauso?
Wilson OchsenknechtNein, dafür habe ich zu viel Respekt vor seinem Talent.
Uwe Ochsenknecht Er sagt mir zwischen den Zeilen, wenn ihm ein Film nicht gefällt. Das spüre ich genau.
Wie beschreiben Sie Ihr Verhältnis?
Uwe Ochsenknecht Ich finde, eine Vater-Sohn-Beziehung sollte auch immer partnerschaftlich sein. Man muss sich gegenseitig aufeinander verlassen.
Wilson OchsenknechtEs ist eben eine Beziehung ...
Uwe Ochsenknecht ... die sich im Laufe der Jahre verändert. Wenn die Kinder klein sind, muss man sie beschützen. Später ist das anders. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder wissen, dass ich immer da bin, wenn es brennt. Ansonsten sollen sie ihr Leben gefälligst selber leben. Wenn sie eine eigene Wohnung haben wollen, müssen sie zusehen, wie sie diese finanzieren. Es gibt keine permanenten Zugaben, nur weil man der Vater ist. Ich lege die Scheine nicht einfach auf den Tisch.
Wilson Ochsenknecht Das haben wir wirklich nie erlebt, und das ist auch gut so.
Was war Ihnen bei der Erziehung Ihrer Kinder besonders wichtig, Uwe?
Uwe Ochsenknecht Dass sie nicht denken, sie seien etwas Besseres, nur weil der Vater ein erfolgreicher Schauspieler ist. Mir war es wichtig, dass meine Kinder verstehen, dass ihre Lebenslage nicht selbstverständlich ist und sehr viel mit Glück zu tun hat.
Wilson Ochsenknecht Ich war eh nie der Typ, der gerne angegeben hat. Ich halte mich lieber zurück. Ich hasse, es im Mittelpunkt zu stehen. In der Öffentlichkeit stehe ich nur, weil ich gerne Filme mache.
Uwe Ochsenknecht Mir wurde schon oft gesagt, dass meine Jungs sehr bescheiden, höflich und respektvoll sind. Das ist toll.
War Uwe ein strenger Vater?
Wilson Ochsenknecht Es gab nichts mal eben umsonst. Wenn man zu spät nach Hause gekommen ist, gab es ...
Uwe Ochsenknecht ... Hausarrest. Was ich schon alles für Ausreden gehört habe: Akku alle, kein Empfang. Ich lass mich doch nicht verarschen. Im Gegensatz zu meinem Vater, bei dem es noch die Prügelstrafe gab, bin ich aber eher antiautoritär. Man muss den Kids auf eine liebevolle Art klarmachen, dass sie sich an Regeln zu halten haben.
Wie war das Verhältnis zu Ihrem Vater?
Uwe Ochsenknecht Schlecht. Wir hatten gar kein Verhältnis. Er war einfach nur streng. Als Person war er gar nicht greifbar oder anwesend. Mein Vater hat mich nie in den Arm genommen oder mir gesagt, dass er mich liebt. Ich habe versucht, das anders zu machen.
Mischen Sie sich manchmal in die Beziehungen Ihrer Söhne ein?
Uwe Ochsenknecht Schon, ja. Das habe ich bei einer früheren Freundin auch gemacht (gemeint ist Bonnie Strange, Anm. d. Red.). Die hat Wilson ja nur ausgenutzt, um berühmt zu werden. Das habe ich ihm ehrlich gesagt und ihr auch. Am Ende sind das natürlich nur Ratschläge. Wie er damit umgeht, ist seine Entscheidung.
Mögen Sie denn seine neue Freundin?
Uwe Ochsenknecht Lorraine ist ein super Mädchen! Ich sehe eine positive Entwicklung, was das Thema Freundinnen angeht. (lacht)