Ein stürmischer Tag in Wijk aan Zee.
Der Badeort nahe Amsterdam liegt verlassen da, nur ein paar wenige Spaziergänger trotzen dem Wetter - so wie Sylvie van der Vaart. Sie lacht dem Wind entgegen, lässt ihn mit ihrem Haar spielen. Hin und wieder bleiben Leute stehen und schauen dem Gala-Shooting zu: Man kennt die Moderatorin ebenso gut wie ihren Mann, Fußballstar Rafael van der Vaart. Ganz in der Nähe haben die beiden ein Haus. Ein Familiennest. "Aber wenn ich allein hier bin, übernachte ich immer bei meinen Schwiegereltern", sagt Sylvie. "Da finde ich Wärme und Geborgenheit, es wird für mich gesorgt."
Ein Regenschauer unterbricht das Shooting. Das Team sucht Zuflucht in einem Strandrestaurant. Wir bestellen Kaffee und heiße Suppe, Sylvie wählt ein Bauernfrühstück, "ohne Speck und ohne Brot". Inzwischen sind ihre Schwiegereltern Ramon und Lolita vorbeigekommen, um Hallo zu sagen. Sylvie nutzt die Pause, um mit ihrem fünfjährigen Sohn Damián zu telefonieren.
Der Regen verzieht sich, kurz darauf posiert Sylvie wieder gut gelaunt, wie vorher auch schon. Als alle Fotos im Kasten sind, wollen wir ausführlicher reden. Am Strand? Im Restaurant? Sylvie schlägt vor, zu den Schwiegereltern zu gehen, "da ist es gemütlicher". Wir fahren nach Beverwijk. In der Doppelhaushälfte von Ramon und Lolita van der Vaart ist es richtig kuschelig: Die Schwiegermama kocht Tee, der Schwiegervater werkelt ein bisschen herum, und Rafaels jüngerer Bruder Fernando lümmelt auf dem Sofa.
Sylvie, Sie scheinen ein richtiger Familienmensch zu sein …
Absolut! Rafael und ich sind beide echte Familienmenschen. Seit wir im Ausland leben und unser Leben sehr hektisch geworden ist, spielt die Familie eine noch größere Rolle für uns. Uns ist es wichtig, dass man zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt.
Wie oft haben Sie noch die Gelegenheit, hierher zu kommen und die Familie zu sehen?
Leider nicht sehr oft. Als Gala mit der Idee eines Fotoshootings am Strand auf mich zukam, war deshalb für mich sofort klar: Das muss in der Nähe meiner Schwiegereltern stattfinden!

Am 16. September startet die neue Staffel der RTL-Castingshow "Das Supertalent" - Sie sitzen dort mit Dieter Bohlen und Motsi Mabuse in der Jury. Ihr Mann Rafael spielt für Tottenham Hotspur in der englischen Premier League. Bleibt da überhaupt Zeit zu zweit?
Die nehmen wir uns. Zeit zu zweit bedeutet Rafael und mir sehr viel. Wir verabreden uns zu Dates und gehen dann in ein schönes Restaurant oder machen ein bisschen Wellness. Manchmal buchen wir uns auch ein Hotelzimmer in London, um dem Alltag zu entfliehen und nur füreinander da zu sein. So kann man Zweisamkeit viel mehr genießen als in den eigenen vier Wänden.
Wer kümmert sich um Damián, wenn Sie arbeiten? Teilen Sie sich mit Ihrem Mann die Kindererziehung?
Selbstverständlich. Heute zum Beispiel hat Damián Fußballtraining bei Tottenham, und natürlich fährt Rafael ihn dorthin und guckt dann stolz zu. So wie es damals sein Vater mit ihm gemacht hat. Rafael trainiert auch zu Hause jeden Tag mit Damián, er übt mit ihm Tore schießen und Freistöße. Daran hat er einfach Spaß. Und wenn Rafael im Trainingslager ist, bin ich für Damián da. Ich bringe ihm dann eher die kulturellen Sachen näher: Wir besuchen Musicals oder gehen schick essen. Ich versuche auch, ihn immer mal eine Woche mitzunehmen, wenn ich in Deutschland drehe.
Würden Sie sagen, dass Rafael ein moderner Vater ist?
Oh ja! Er ist ein toller Papa und hat Damián, als der noch ein Baby war, selbstverständlich die Windeln gewechselt und ihn gefüttert.
Das entspricht nicht gerade dem Fußballer-Klischee ..
Nein, aber Rafael ist auch kein Klischee-Fußballer, und das ist das Schöne an ihm. Er ist natürlich tough, aber er hat auch eine ganz zarte Seite. Wenn ich gearbeitet habe, verwöhnt er mich mit einem Glas Wein an der Bar und kocht dann etwas für uns. Hähnchen aus dem Ofen oder Wokgemüse mit Gambas - gesunde, köstliche Sachen.
Wer von Ihnen beiden kocht besser?
Ich würde sagen, wir sind mittlerweile auf dem gleichen Level. (lacht)
Und dann unterhalten Sie sich bei Kerzenschein am Tisch darüber, wer erfolgreicher ist?
Nein, nein! Da würde ich ja nie gewinnen. ( lacht) Aber Rafael hat mittlerweile schon realisiert, welchen Erfolg ich in Deutschland habe. Spätestens, seit er bei einigen LiveShows von "Let’s Dance" im Studio war. Das ist ja wie beim Fußball: Erst im Stadion erkennt man die Dimension des Ganzen.


Ist Rafael stolz auf Sie?
Ja, sehr! Auch weil er Deutschland liebt. Den HSV nach drei Jahren zu verlassen war damals sehr schwierig für ihn. Die Zeit in Hamburg war bislang die schönste, und es ist unser großer Wunsch, eines Tages nach Deutschland zurückzukehren.
In Deutschland wurden Sie zur beliebtesten Moderatorin gewählt. Werden Sie auch in London auf der Straße erkannt?
Wenn ich alleine unterwegs bin, ist es nicht so schlimm. Erst wenn Rafael dabei ist, geht es los mit den Paparazzi.
Gerade in England geht es bei vielen Fußballern hoch her - exzessive Partys, Seitensprünge, Skandale. Vertrauen Sie Rafael voll und ganz?
Ich bin mir seiner Liebe hundertprozentig sicher. Als ich während meiner Chemotherapie vor zwei Jahren meine Haare verlor, sagte er mir, dass ich immer noch die schönste Frau der Welt für ihn bin. Warum sollte ich jetzt an seiner Treue zweifeln?
Hat Ihre Krebserkrankung Sie beide noch enger zusammengebracht?
Absolut. Deshalb haben wir im Juli in Las Vegas auch unser Eheversprechen erneuert und eine zweite Hochzeit gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Steht denn nun ein zweites Kind an?
Wir würden sehr gern ein zweites Kind bekommen. Aber leider rät mir mein Arzt, bei dem ich immer noch alle drei Monate einen Checkup machen muss, bislang davon ab. Berichte, in denen steht, ich sei schwanger, verletzen mich deshalb sehr. Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf meine Arbeit bei RTL.
Ihre Karriere hat in den vergangenen zwei Jahren noch mal richtig angezogen. Hat das auch etwas mit einer neuen Lebenseinstellung zu tun?
Ich habe durch die lebensbedrohliche Krankheit gelernt, dass ich im Leben nicht auf "Pause" schalten kann. Vorher habe ich immer überlegt, ob ich arbeiten oder doch lieber zu Hause bleiben soll. Jetzt weiß ich, dass es zwei Dinge gibt, die mich glücklich machen: meine Familie und meine Arbeit. Und ich traue mich zu sagen: Ich möchte beides!
Was hat sich noch geändert?
Ich bin entspannter geworden, lasse die Dinge mehr auf mich zukommen. Früher hätte ich beim Angebot, "Let’s Dance" zu moderieren, erst alle Risiken abgewogen. Heute sage ich: Warum nicht! Durch diese Lockerheit bringe ich viel mehr Spaß ein, und ich denke, das macht den Erfolg aus.

Bei "Supertalent" und "Let’s Dance", das im Winter in die nächste Staffel geht, werden die Zuschauer wieder gespannt auf Ihr Styling schauen. Bestimmen Sie den Look für die Sendungen selbst?
Ich habe sehr viel Einfluss auf die Kleidung, die ich trage, sowohl auf dem Red Carpet als auch in den Sendungen. Bei "Let’s Dance" ist es Teil des Konzepts, die Zuschauer jede Woche zu überraschen. Aber es bringt mir auch persönlich Spaß, mit den Looks zu spielen.
Wie unterscheidet sich Ihr privater Modestil von den TV-Outfits?
Der private ist natürlich etwas lässiger. Ich vereine zwei Frauen in mir: die glamouröse Sylvie, die High Heels und große Roben liebt - und die private, die sich zwar auch gerne stylt, aber auf eine entspannte Art. Die lässige Sylvie sehen die Zuschauer selten. Deshalb finde ich es so toll, dass ich diese Seite von mir in der Gala zeigen kann. Anne Meyer-Minnemann