Brütend heiß ist es in Berlin. An Stefanie Graf jedoch scheint die Hitze abzuperlen - sie ist solche Temperaturen aus Las Vegas gewohnt, wo sie mit Ehemann Andre Agassi sowie Sohn und Tochter lebt. Frisch wirkt die 44-Jährige, als sie Mitglieder ihrer Fitnesskette "Mrs. Sporty" für deren Erfolge auszeichnet. Sie selbst galt bis zur Beendigung ihrer Tennislaufbahn vor 13 Jahren als eine der engagiertesten und ehrgeizigsten Sportlerinnen überhaupt.
Beim Sport haben Sie Grenzen ausgetestet. Fehlt Ihnen das?
Überhaupt nicht! Ich werde zwar häufig gefragt, ob mir die Erfolge fehlen. Aber darum ging es mir nie. Tennis war eine so intensive Zeit, die mich körperlich und mental sehr beansprucht hat. Ich habe immer viel von mir erwartet und bin froh, dass ich dem heute nicht mehr ausgesetzt bin. Als dieser Druck von mir abfiel, hatte ich das Gefühl, zu mehr Ausgeglichenheit und Balance zu finden.
Was haben Sie von sich erwartet? Immer zu gewinnen?
Es kam durchaus vor, dass ich ein Turnier gewonnen habe und trotzdem nicht zufrieden war, weil ich einfach unter meinen Möglichkeiten gespielt habe. Für mich war die Weiterentwicklung als Tennisspielerin und die Verbesserung meines Spiels immer am wichtigsten. Wenn ich das Gefühl hatte, dass es nicht so gelaufen ist, wie ich wollte, war ich eben unzufrieden. Ein mentales Gleichgewicht zu finden war unglaublich schwierig.
Wobei stoßen Sie heute an Ihre Grenzen?
Bei der Bewältigung des Alltags. Wir sind eine sehr aktive Familie. Meine geschäftlichen Aktivitäten wie "Mrs. Sporty" und meine Stiftung fordern auch ihre Zeit. Und natürlich möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meinem Mann verbringen.
Sie sind für Ihre Fitnesskette in Berlin - wie sieht Ihr eigenes Trainingsprogramm aus?
Ich liebe Ausdauertraining! Heute jogge ich noch ab und zu, aber nicht mehr so viel wie früher. Ich fahre viel Fahrrad, und manchmal steht Powerwalking auf dem Programm. Dieses Jahr habe ich wieder mit Gewichtstraining für den Oberkörper angefangen, da ich gemerkt habe, dass ich diesen Bereich stärken muss.
Spüren Sie als ehemalige Leistungssportlerin Verschleißerscheinungen?
Allerdings. Und ich bin etwas überrascht, wie früh sie aufgetreten sind. Wie man weiß, hatte ich schon gegen Ende der Karriere mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Der Körper will das Pensum einfach nicht mehr mitmachen. Tennis spielen Andre und ich nur noch ganz selten, außer bei Charity- Matches für unsere Stiftungen. Es fällt allerdings von Jahr zu Jahr schwerer.
Sie sind fast zwölf Jahre verheiratet. Da kommt bei manchen Paaren Routine auf …
In unserem Leben gibt es keine Routine! Wir haben uns jetzt elf Tage nicht gesehen, was ungewöhnlich ist, weil wir selten längere Zeit getrennt sind. Und wir freuen uns schon sehr aufeinander.
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Was machen Sie, wenn Sie zusammen relaxen? Fernsehen?
Eher selten. Aber bei uns lieben alle den Kanal "National Geographic". Unsere ganze Familie ist tierverrückt, wir hätten am liebsten einen Zoo. Aktuell sind wir bei zwei Hunden angelangt, einem schwarzen Retriever und einem Yorkshire-Terrier. Er ist der Chef im Haus, er hat alles im Griff.
Wer muss mit den Hunden vor die Tür?
Die Mama! Ich hatte an einem Tag mal einen Schrittzähler dabei und kam auf 20 000 Schritte! Davon verdanke ich den Hunden sehr viele.
Hört sich anstrengend an.
Manchmal ist es das schon. Der erste Hund kam mir tatsächlich vor wie ein drittes Kind.
Sie haben eine tolle Figur. Funktioniert Ihr Stoffwechsel so gut wie zu aktiven Zeiten?
Fast so gut, obwohl ich Süßes, Kuchen und Backwaren liebe und mir öfter etwas gönne. Durch die Erfahrungen während meiner Sportkarriere bin ich aber automatisch darauf gepolt, im Ausgleich dafür mehr Obst und Gemüse zu essen. Und ich trinke keinen Alkohol. Er hat mir einfach nie geschmeckt.
Kochen Sie zu Hause selbst?
O ja, sehr oft. Unsere Kleine hat auch schon angefangen zu kochen. Jeder, der bei uns frühstückt, bekommt von ihr Omelett in verschiedenen Variationen serviert. Und Andre kann wunderbar grillen und perfekte Schnitzel machen.
Wie nennt er Sie: Steffi oder Stefanie?
Er hat seine eigene Variante und sagt Stef zu mir. Das mag ich auch sehr gern.