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Schöneberger + Meyer-Burckhardt Talks, Tabus und Orgasmen

Als Gastgeber der "NDR Talk Show" sind Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt ein Hit. Ihr Rezept: trockener Humor und Charme, den sie auch im GALA-Interview versprühen

Sind Madonnas muskulöse Oberarme sexy?

Daran scheiden sich die Geister. Auch Barbara Schöneberger, 34, und Hubertus Meyer-Burckhardt, 52, finden im GALA-Interview in dieser Frage keinen gemeinsamen Nenner: Sie sagt ja, er nein. Wie gut, dass die zwei ansonsten nahezu perfekt harmonieren.

Und so moderieren sie seit 2008 gemeinsam erfolgreich die "NDR Talk Show", die am 9. Februar 30-jähriges Jubiläum feierte. Vor zehn Jahren saß Barbara Schöneberger zum ersten Mal im Fernsehstudio in Hamburg-Lokstedt - als Gast. Doch bereits damals war ihr klar: Da will ich irgendwann einmal selbst die Fragen stellen. "Ich wusste aber nicht, dass man das darf, bevor man fünfzig ist", grinst die Entertainerin. Sie durfte. Und heute sind sie und Meyer-Burckhardt mit viel Witz und Ironie bei der Sache - als Talkshow-Moderatoren ebenso wie beim GALA-Interview in Hamburg.

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Seit einem Jahr arbeiten Sie jetzt eng zusammen.Da müssten Sie doch inzwischen auch privat befreundet sein, oder?

BARBARA SCHÖNEBERGER: Hubertus hat mir gesagt, dass wir erst in fünf Jahren richtige Freunde sein können. Es dauert also noch ein bisschen.
HUBERTUS MEYER-BURCKHARDT: Stimmt, aber wenn wir bis 2013 so weitermachen, ist eine Freundschaft tatsächlich nicht mehr ausgeschlossen. (lacht)

Sind Sie beide bei besonders berühmten Gästen besonders aufgeregt?

BS: Bei Richard von Weizsäcker war ich schon ziemlich gehemmt, denn ich bewundere diesen Mann. Er hat uns gezeigt, wie der Hase läuft.
HMB: Er war tatsächlich in ziemlich guter Stimmung.
BS: Du versuchst, ins Private vorzudringen, und er stellt sofort einen global politischen Zusammenhang her. Dann fühlst du dich wie ein Schulmädchen und denkst: Wie konnte ich nur nach so profanen Dingen fragen, wo die große Geschichte doch vor der Tür steht? Hach, von Weizsäcker war schon toll. Da fällt mir ein: Für die Sendung hatten wir auch die 68er-Zwillinge eingeladen. Wie heißen die noch mal?
HMB: Gisela Getty und Jutta Winkelmann.
BS: Genau! Und die meinten nur trocken: Was interessiert mich die große Weltpolitik, wenn ich Orgasmusprobleme habe. Da musste dann auch von Weizsäcker lachen.

Sie meinen die Kommunen-Zwillinge?

HMB: Ja, die Zwillinge aus Kassel. Gisela war mit John Paul Getty, dem Vater von Balthazar Getty, verheiratet.


BS: Also ist sie quasi die Schwiegermutter von Sienna Miller. (lacht)

Wäre eine Kommune nicht auch was für Sie beide - wenn Sie in vier Jahren endlich Freunde geworden sind?

HMB: Ich lebe allein und genieße das auch sehr. Also Kommunenfantasien, wo jeder morgens mit der Zahnbürste in der Schlange steht, sind nicht meins.
BS: Wir hätten bestimmt zwei Badezimmer.
HMB: Trotzdem nein.
BS: Das finde ich jetzt echt voll nicht okay von dir, dass du das gleich so ablehnst. Ich glaube, jetzt bekomme ich bald Orgasmusprobleme.

Wo wir beim Privaten sind: Wie schalten Sie ab?

HMB: Ich suche die Ruhe und fliege zum Beispiel nach Irland. Ich habe Freunde, die zieht es nach Ibiza. Für mich der Horror! Allein durch Avignon zu schlendern, das ist für mich die Definition von Luxus.
BS: Ich lebe privat das Gegenteil von dem, was ich beruflich tue. Meine Arbeit steht für Spaß und Freude. Ich schleppe mich morgens nicht an den Schreibtisch und denke: Wann ist es endlich 17 Uhr? Ich komme vor Amüsement ja fast um in meinem Job.
HMB: Tolle Formulierung!
BS: Mir kann niemand erzählen, dass es gesund ist, abends aus dem Studio oder runter von der Bühne zu kommen; danach in die Disco zu rennen, zu saufen, bis fünf Uhr morgens rumzuhüpfen und Leute abzuschleppen. Da drehst du irgendwann durch. Ich schlüpfe lieber in meine Jeans, mache mir was zu essen und gehe früh ins Bett.

Allein? Es heißt, dass Sie neu verliebt sind …

BS: Ja, es gibt einen neuen Mann in meinem Leben, und darüber bin ich wahnsinnig glücklich. Auch über meine persönliche Entwicklung.

Was hat sich geändert?

BS: Man wird einfach älter, und da lösen sich viele Probleme von selbst. Wenn man 30 ist, wird man doch von allen Seiten zugeballert, wie das berufliche und private Glück angeblich auszusehen hat. Zeitweise war ich deshalb orientierungslos, aber das ist jetzt vorbei.

Privat läuft also alles in ruhigen Gewässern - wie auch bei der "NDR Talk Show". Warum gibt’s eigentlich keine Skandale mehr?

HMB: Weil die Gesellschaft viel lockerer geworden ist. Hätte Charlotte Roche vor 20 Jahren aus "Feuchtgebiete" im Fernsehen vorgelesen, hätte der Staatsanwalt sofort an der Studiotür geklopft und der Rundfunkrat getagt. Heute gibt es dagegen kaum noch Tabus.
BS: Da musst du schon mit anderen Sachen kommen. Und dafür ist die "NDR Talk Show" nicht gemacht. Wenn ich heute auf einen Skandal aus bin, dann lasse ich mich gynäkologisch ausleuchten und die Bilder in einem Krawallblatt drucken.

Ganz ehrlich: Schauen Sie privat eigentlich auch mal Trash-Sendungen?

BS: Also mich interessieren grundsätzlich nur Arte-Dokus! Im Ernst: Ich schalte schon ganz gern mal beim "Dschungelcamp" ein. Je peinlicher es dort abgeht, desto lieber schaut man doch hin. Ich bin gern mal Voyeur. Und Mitleid habe ich auch nicht wirklich. Wer da mitmacht, ist doch nicht ganz bei sich.
HMB: Ich kann mit solchen Formaten nur wenig anfangen. Am Konzept der "NDR Talk Show" hat sich seit 30 Jahren fast nichts verändert. Wie wäre es denn mit einer Dreiermoderation? Oliver Pocher sucht doch einen neuen Job …
BS: Oh Gott, müssen wir den jetzt überall mit hinnehmen? Mit Oliver habe ich doch auch schon die Echo-Verleihung moderiert - netterweise, weil ich weiß, dass er sonst nur zu Hause herumsitzt. Hubertus, sag doch auch mal was dazu!
HMB: Warum heiratet ihr nicht gleich? Öffentlich!
BS: Dann muss er sich aber von Bono noch die Schuhe leihen, dass er wenigstens so groß ist wie ich.
HMB: Und ich streue dann Blumen!

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