Die frisch geföhnten Haare
sind nur mit einem Haarband gezähmt, das T-Shirt hat sie mit einer Schlabberhose kombiniert, und ihre Porzellanhaut schimmert ungepudert im Licht der Vormittagssonne Schanghais. Glamour-Make-up? Fehlanzeige! Beim Exklusiv-Interview mit "Gala" präsentiert sich Scarlett Johansson komplett ungeschminkt - und beweist damit ebenso cool wie eindrucksvoll, dass sie auch ohne Hilfsmittel von betörender Schönheit ist.
Mit müden Augen blinzelt die Diva ihr Gegenüber an, denn die Nacht war lang: Bis drei Uhr morgens feierte das Gesicht von Moët & Chandon beim Society-Event "Tribute To The Spirit of 1743" die langjährige Präsenz des Champagner-Hauses in China. "In den kommenden Tagen steige ich wohl lieber auf Mineralwasser um", scherzt die 26-Jährige, um erst einmal herzhaft zu gähnen. Doch das kleine Formtief ist schnell überwunden. Immer öfter hallt ihr raues Lachen durch die Suite des "Waldorf Astoria". Keine Spur von Liebesfrust wegen ihrer gescheiterten Ehe mit Ryan Reynolds, der gerade für Flirt-Alarm mit Leonardo DiCaprios Ex Blake Lively sorgt, und der nur kurzen Liaison mit Sean Penn. Stattdessen gibt sich Scarlett Johansson im Interview ebenso aufgeräumt wie selbstkritisch - und bezüglich privater Fragen erstaunlich offen ...
Partys können eine perfekte Ablenkung sein - zum Beispiel bei Liebeskummer. Wann haben Sie es zuletzt besonders wild krachen lassen?
Eigentlich sind Partys nicht so mein Ding, da ich viel lieber meine Ruhe habe und zu Hause auf der Couch ein gutes Buch lese - aber mein 21. Geburtstag in New York war schon ziemlich heftig. Der geriet nämlich total außer Kontrolle ...
Inwiefern?
Im Verlauf des Abends kamen Dutzende Leute in meine Wohnung, die ich gar nicht kannte. Und um fünf Uhr morgens fragten mich immer mehr Betrunkene, wer hier eigentlich seinen Geburtstag feiert. ( lacht) Da dachte ich mir: Okay, jetzt wird’s langsam chaotisch! Ende 2010 waren Sie dagegen nicht unbedingt in Feierlaune. Wie haben Sie die Trennung von Ryan Reynolds verarbeitet? Am Anfang war ich ein ziemlicher Trauerkloß. Nach ungefähr einer Woche bin ich ständig ins Fitnesscenter gerannt - ich wollte mich auf dem Crosstrainer auspowern.
image
Welche Menschen haben Sie in dieser Zeit aufgefangen?
Ich habe eine Handvoll sehr enger Freundinnen, die ich mich bereits seit 15 Jahren durchs Leben begleiten und mit denen ich über alles reden, denen ich wirklich alles anvertrauen kann. Zu meinem Zwillingsbruder Hunter habe ich natürlich auch eine tiefe Bindung. Und dann ist da auch noch meine Großmutter Dorothy. Die ist vor Kurzem 89 Jahre alt geworden - eine unglaublich süße, liebenswerte und weise Frau.
Und was haben Ihnen Ihre engsten Vertrauten geraten?
Dass es unproduktiv ist, zu lange zu trauern. Alles im Leben hat seinen Sinn. Wenn eine Liebe endet, dann soll man etwas daraus lernen, um es zukünftig besser zu machen und in zukünftigen Beziehungen noch mehr geben zu können. Deshalb versuche ich, Enttäuschungen in positive Energie umzuwandeln.

Was glauben Sie, woran die Beziehung gescheitert ist?
Diese Frage ist mir zu persönlich. Nur so viel: Ich kann überkritisch sein - mir selbst und anderen Menschen gegenüber. Und ich bin ziemlich kompromisslos.
Wie äußert sich diese Kompromisslosigkeit?
Ich verurteile mein Gegenüber oft schnell. Wenn mir etwas nicht in den Kram passt oder mich etwas nervt, dann sage ich das den Leuten direkt ins Gesicht. Ganz egal, wie verletzend es im jeweiligen Moment auch wirken mag. Damit bringe ich mich zuweilen in ziemliche Schwierigkeiten. Meine Freunde müssen mich dann immer bremsen: "Scarlett, so etwas kannst du jetzt echt nicht bringen!"
Gibt es noch etwas, das Sie nicht an sich mögen?
Ich bin ein wahnsinnig ungeduldiger Mensch - ob es sich nun um meinen Job, meine Familie oder um Männer dreht. Ich will, dass die Dinge vorangehen. Stillstand hasse ich! Das kann zuweilen für mein Umfeld anstrengend sein.
Glauben Sie noch an die große Liebe und an die Ehe?
Oh ja, das will ich unbedingt! Warum sollte ich auch nicht? Derzeit lege ich es aber eher nicht darauf an, Männer zu daten. Dafür genieße ich es zu sehr, Single zu sein.
Warum?
Weil ich keine Kompromisse eingehen muss und mich ganz auf meine Arbeit und meine Karriere konzentrieren kann.

Passen Männer und Frauen überhaupt zusammen?
Ich finde schon. Und in der Vergangenheit habe ich ja auch schon welche gefunden, die ziemlich gut zu mir passten. ( lächelt)
Angenommen, Sie sind wieder offen für eine Beziehung: Welcher Typ Mann hätte bei Ihnen die größten Chancen?
Er muss humorvoll, selbstbewusst und kernig sein. Was nützt mir der schönste Mann, wenn er schüchtern ist und seinen Mund nicht aufkriegt. Ich brauche einen hemdsärmeligen Kerl, der weiß, wo es langgeht, und für den Selbstironie kein Fremdwort ist. Außerdem darf er auch gerne mal muffelig sein.
Was finden Sie an Männern besonders sexy?
Ich bin offen, was äußerliche Attribute angeht, und denke nicht in Kategorien. Wichtig ist, dass das Gesamt-Package stimmt.
Wie würden Sie Ihren Traummann verführen?
Ich würde ihm etwas Leckeres backen. Denn das kann ich richtig gut.
Und was genau?
Schoko-Brownies, Kirsch-Muffins, Apfelkuchen. Hauptsache süß und saftig ... Alexander Nebe