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Rupert Everett "Bloß kein sturer Sack werden"

Englands Sexsymbol Rupert Everett macht sich Gedanken über das Alter. Und sucht einen Partner - "gern mit Glatze"

Er hat mit Rudolf Nurejew

Disco-Nächte durchgetanzt und mit Robbie Williams im Duett gesungen (auf dem Album "Swing When You're Winning"). Und ja, er ist noch mit Madonna befreundet. Aber dazu mag Rupert Everett nichts mehr sagen. Das hat er alles aufgeschrieben in seiner wunderbaren Autobiografie "Red Carpets And Other Banana Skins" (bislang nur auf Englisch). Er war 1989 einer der ersten Stars, die sich als schwul outeten. Doch das hat keine Frau je gehindert, für ihn zu schwärmen. Der Kino-Hit "Die Hochzeit meines besten Freundes" machte den eleganten Briten mit königlichem Stammbaum 1998 zum Hollywood-Liebling. In der Komödie "Die Girls von St. Trinian" gibt der 49-Jährige jetzt die "Leading Lady" und verdreht als rüde Internatsdirektorin Camilla Fritton einem anderen Traummann den Kopf: Colin Firth.

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Gala: Gab es reale Vorbilder für Ihre Miss Fritton?

Oh ja. Camilla Parker Bowles, die zukünftige Königin von England. Und meine Mutter, die andere Königin von England.

Gala: Mit Colin Firth haben Sie 1983 Ihren ersten Film "Another Country" gedreht, in "St. Trinian" spielen Sie ein Paar. Sind Sie gut befreundet?

Wir bringen einander zum Lachen, und zwischen uns sprühen die Funken - besonders vor der Kamera.

Gala: Gehen Sie zusammen im Pub ein Bier trinken?

Das nicht. Colin ist ein Familientier. Ständig bringt er Kinder zum Zahnarzt und so was. Aber wir waren zusammen im Weißen Haus, bei einem Presse-Dinner mit George W. Bush. Ich wollte ihn unbedingt mal treffen, aber ehrlich gesagt: Es war öde. Ein ganz schöner Aufwand, nur um mal einen Diktator aus der Nähe zu sehen.

Gala: Sie haben so viel erlebt, kennen praktisch jeden. Gibt es etwas, das Sie noch nervös macht?

Das Problem mit Erfahrung ist, dass man denkt, man wüsste über alles Bescheid. Aber man wird niemals über den Dingen stehen. Als ich meine ersten Filme drehte, konnte ich vor Aufregung nicht schlafen. Das passiert mir heute nicht mehr. Nervosität ist eine eher jugendliche Eigenschaft.

Gala: Macht Ihnen das Älterwerden zu schaffen?

Es beunruhigt mich, ja. Denn es ist so leicht, ein sturer, missgünstiger, rechthaberischer Sack zu werden: Man fängt an, an allem und jedem herumzumäkeln, findet alte Leute blöd und junge sowieso. Und Stück für Stück verschließt man sich, bis man sich hinter einer Mauer aus Meinungen verschanzt und keinen mehr hereinlässt. Aber es geht im Leben nicht ums Besserwissen, sondern ums Entdecken.

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Gala: Würden Sie sagen, dass Sie in der Midlife-Crisis stecken?

Diese Angst, mich in die Isolation zu manövrieren - das ist meine Midlife-Crisis. Es ist wichtig, sich der Gefahr bewusst zu sein. Als junger Mensch hatte ich das Glück, immer viel mit Älteren zusammenzukommen, am Theater zum Beispiel. Genauso lege ich heute großen Wert darauf, junge Leute um mich zu haben. Ich möchte nicht den Anschluss verpassen.

Gala: Gibt es etwas, das Sie bereuen?

Sicher, so einiges. Aber es lohnt sich nicht, darüber nachzudenken.

Gala: Was vorbei ist, ist vorbei?

Nein, denn die Vergangenheit hallt in der Gegenwart nach. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Man kann es nicht rückgängig machen. Außerdem: Wenn etwas Schlimmes passiert, zieht es oft etwas Gutes nach sich.

Gala: Sie sind ein Sexsymbol für Frauen und Männer. Wie definieren Sie Stil?

Das hat Oscar Wilde am schönsten formuliert: "Mode ist das, was man selbst trägt. Geschmacklos ist das, was die anderen tragen." Was immer Sie stylish finden, ist stylish. Andere zu kopieren, ist stillos. Mode muss die eigene Persönlichkeit verkörpern. So betrachtet sind viele, die sich für irrsinnig schick halten, genau das Gegenteil. Die sehen doch aus wie Weihnachtsbäume: hübsch dekoriert. Sie eifern einem Wunschbild nach, aber sie haben überhaupt kein Gefühl für sich selbst.

Gala: Was ist Ihr größter Luxus?

Meine Wohnung in London. Das Haus wurde 1750 erbaut. Wände aus Holz, sehr hohe Decken. Wundervoll.

Gala: Sind Sie noch regelmäßig in den USA?

Nicht oft, nein.

Gala: Was ist aus Ihren Hollywood-Plänen geworden? Nach "Die Hochzeit meines besten Freundes" war ein weiterer Film mit Julia Roberts geplant.

Ich habe ein Skript für Julia und mich geschrieben, aber der Film wurde nie gemacht. So ist das eben im Showbiz. Man muss sehr zäh sein, wenn man in Hollywood mitspielen will. Zu viele Memos und Meetings. Nein, ich bin in Europa besser aufgehoben.

Gala: Sie werden nächstes Jahr 50. Was hätten Sie gern zum Geburtstag? Einen Oscar? Den BAFTA? Eine coole Rolle im nächsten "Harry Potter"-Film?

Nein. Nein. Nein. Ich wünsche mir einen netten deutschen Freund, gern mit Glatze. (lacht)

gala.de

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