Sie ist einer der größten europäischen Stars, eine TV-Berühmtheit in Deutschland, der Schweiz und Italien. Oft gibt's Paparazzo-Fotos von Michelle Hunziker – die Moderatorin beim Shoppen, beim Spielen mit den Kindern, beim Restaurantbesuch. Das gehört zum Showbiz. Doch als sich Michelle nach der Ehe mit Italo-Sänger Eros Ramazzotti in den Unternehmer Tomaso Trussardi verliebte – und umgekehrt –, tauchte plötzlich ein Problem auf: Der Trussardi-Clan lebt äußerst diskret. Dazu passt eigentlich keine Frau aus den Schlagzeilen.
Vor allem Michelles Schwiegermutter Maria Luisa Trussardi ist das öffentliche Leben gar nicht geheuer. Umso schöner, dass ausgerechnet sie nun ihr Mailänder Apartment für das GALA-Shooting mit Michelle, 39, Ehemann Tomaso, 33, und den Töchtern Sole, 3, und Celeste, 1, geöffnet hat. Und inzwischen fühlt sich auch Michelle voll und ganz akzeptiert als Familienmitglied, wie sie GALA im Interview verrät.
Was ist typisch für die Trussardis?
Familie Trussardi ist unglaublich intellektuell, kulturell verwurzelt und dadurch extrem interessant. Was der Vater und die Mutter von Tomaso erschaffen haben, ist beeindruckend. Diese Familie hat viele Schicksalsschläge hinter sich, wodurch sie sehr introspektiv sind und auch in einer gewissen Weise kompliziert.
Wieso kompliziert?
Das meine ich im positiven Sinne. Sie sind vielschichtig. Ich lerne immer noch neue Seiten an ihnen kennen.

Wie war das zu Beginn Ihrer Beziehung mit Tomaso? Mit offenen Armen wurden Sie ja nicht empfangen …
Ich musste mir meinen Platz suchen, das war nicht einfach. Tomasos Familie hatte in gewisser Weise Angst vor mir. Die Familie ist immer schon sehr diskret gewesen, sie haben sich bewusst dafür entschieden, nicht im Rampenlicht zu stehen. Als sich Tomaso in mich verliebt hat, war es hart für seine Mutter. Auf einmal war er ständig auf Titelbildern. Das mussten sie erst mal verkraften.
Wie ist das Verhältnis heute?
Unglaublich schön. Sie schätzt mich – und ich schätze sie. Meine Schwiegermutter ist mit den Jahren viel offener geworden. Wir haben uns gegenseitig etwas gegeben und uns verändert. Wenn wir als Familie zusammen sind, singen, lachen und tanzen wir. Wir unterhalten uns über Politik oder ganz banale Dinge. Es kann alles besprochen werden.
Welche Werte stehen bei Ihnen oben auf der Liste?
Familie und Zusammenhalt. Unsere Gesellschaft ist teilweise sehr oberflächlich, und es passieren viele schreckliche Dinge auf der Welt. Ich möchte meinen Kindern ein stabiles Zuhause bieten. Ehrlichkeit ist mir ebenfalls sehr wichtig. Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mich in meinem Leben schon oft in Schwierigkeiten gebracht hat.
Woran denken Sie da?
Wenn ich etwas als ungerecht empfunden habe, habe ich es oft sofort offen und ehrlich ausgesprochen. Das ist aber nicht in jeder Situation gut. Heute bin ich etwas diplomatischer. Ich weiß, dass ich auch mal den Mund halten muss. Trotzdem schlucke ich nicht alles runter.
Sie sind ein sehr emotionaler Mensch, richtig?
Ich lasse mich von meinem Bauch leiten, der hat immer Recht. Sobald ich meinen Verstand einschalte, verliere ich meine Spontanität. Der erste Eindruck täuscht mich nie. Ich spüre es, ob Menschen ehrlich sind. Und auch, wenn es Ihnen nicht gut geht.
Ihre älteste Tochter Aurora hat gerade eine Karriere im Showbusiness gestartet. Was sagt Ihr Bauchgefühl dazu?
Aurora hat sich lange dagegen gewehrt, aber ich wusste schon immer, was in ihr steckt. Sie ist unterhaltsam und talentiert, es war nur eine Frage der Zeit, bis das erkannt wird. Deswegen war ich auch einverstanden, dass sie nicht das Studium in England anfängt, sondern das Angebot annimmt, bei "X-Factor" als Moderatorin zu arbeiten. Studieren kann sie später noch, aber so eine Chance hat sie nur einmal.
Die TV-Branche ist ein hartes Pflaster. Machen Sie sich auch manchmal Sorgen?
Aurora kommt viel besser mit dem Druck klar als ich in ihrem Alter. Ich war sehr naiv und habe mir vieles zu Herzen genommen. Auri ist in diesem Business groß geworden. Sie weiß, dass auch Dinge geschrieben werden, die nicht stimmen, und dass man immer mit Kritik rechnen muss. Sie steckt das locker weg. Das macht mich unglaublich stolz, und ich bin froh, dass sie sich regelmäßig Rat bei mir holt. Hier und da baut sie nämlich gerne noch Mist.
Mist?
Die Finanzen sind so eine Sache. Meistens muss sie mehr Steuern zahlen als gedacht und hat dann weniger Geld zur Verfügung. Aber das ist ganz normal.
Sind Sie heute als Mutter anders, verglichen mit der Zeit, als Aurora klein war?
Mit Aurora war ich sehr streng. Das lag natürlich an meinem Alter und meiner noch mangelnden Lebenserfahrung. Als Aurora geboren wurde, war ich Anfang zwanzig. Ich war unsicher und brauchte Regeln, an denen ich mich festhalten konnte. Als Sole auf die Welt gekommen ist, war ich schon 36. Heute kann ich das Muttersein richtig genießen. Ich drücke öfter mal ein Auge zu, weil ich nicht mehr so ängstlich bin.
Gilt das auch für die speziellen Dinge, die Kinder so sehr mögen, zum Beispiel Cola trinken?
Celeste und Sole dürfen keine Cola trinken, dafür sind sie viel zu klein. Und generell achte ich darauf, dass sie nicht zu viel Zucker essen. In Italien ist das schwer – die Italiener stopfen kleine Kinder gerne mit Süßigkeiten voll, gerade in der Weihnachtszeit.

Apropos: Bedeutet Weihnachten für Sie Stress oder Entspannung?
Beides! In den vergangenen Wochen habe ich ununterbrochen gearbeitet, und das geht jetzt auch noch bis zu den Festtagen so weiter. Die Zeit, um Geschenke und Deko zu kaufen, wird daher knapp. Normalerweise fange ich schon zwei Wochen vor Weihnachten an zu überlegen, wie ich den Tisch dekoriere. Familie Trussardi ist in der Mode zu Hause, und meine Schwiegermama hat so einen modernen und guten Geschmack – ich muss immer aufpassen, dass ich mich nicht blamiere. (lacht)
Sie sind irgendwie immer in Action, in der Familie und im Beruf. Wie bewältigen Sie diesen Spagat?
Mit ganz viel Leidenschaft! Familie bedeutet mir alles. Ich bin ein großer Glückspilz. Ich liebe meine Arbeit sehr, doch sie wäre nichts wert, wenn ich niemanden hätte, der zu Hause auf mich wartet.
Und wie kommen Sie zur Ruhe?
Momentan habe ich gar keine Zeit für mich. Aurora sagt immer zu mir: "Mama, du brauchst mehr Me-Time!"
Was machen Sie dann?
Ich versuche mich ein paar Stunden rauszuziehen, bitte Tomaso, mit den Kindern irgendwohin zu fahren, und gönne mir ein Bad. Das kommt aber wirklich sehr selten vor.
Ist ein viertes Kind trotzdem immer noch in Planung?
Absolut. Das ist unser Traum. Ich nehme mir jetzt noch ein wenig Zeit, um zu arbeiten und mich um die Kleinen zu kümmern. Wenn Celeste drei Jahre alt ist, also in gut einem Jahr, werden wir es sicher noch mal probieren.
Was wäre denn, wenn es wieder ein Mädchen wird?
Dann bin ich sehr glücklich. Eine Frauenfamilie ist toll. Ich habe eine Stiftung, die sich für Frauen und gegen Frauengewalt einsetzt. Ich glaube, das ist Karma.
Sie gelten als Schönheits-Idol – haben Sie eigentlich Angst vor dem Alter?
Nicht vor Falten! Es gibt so viele wunderschöne Frauen, die glücklich und würdevoll altern. Ich habe Angst davor, dass der Körper irgendwann nicht mehr das machen kann, was der Kopf gerne möchte. Ich bin sehr dynamisch und hätte damit ein großes Problem.
Wie teilen Sie und Tomaso sich die häuslichen Pflichten auf?
Wenn man von Emanzipation spricht, sollte man nicht über Rollenverteilung nachdenken. In einer modernen Familie, in der Mann und Frau arbeiten, müssen beide alles machen. Genauso machen wir es. Ich bin aber trotzdem eine richtige Mama. Es gibt gewisse Sachen, die lasse ich mir nicht nehmen.
Zum Beispiel?
Morgens nehme ich die Kinder unter meine Fittiche. Ich ziehe sie an, mache das Frühstück. Abends bringe ich sie ins Bett. Wir haben richtige Rituale. Sole lese ich jeden Abend etwas vor, und Celeste will immer, dass ich singe.

Und wenn Sie arbeiten, singt Tomaso?
Eben nicht! Das ist schon ein richtiges Trauma für mich und die Kinder. Meist komme ich gegen halb zehn nach Hause, und dann sitzen alle auf dem Sofa, weil er sie alleine nicht ins Bett bekommt.
Können Sie mit Ihrem Mann streiten?
Zwei Menschen, die sich so lieben wie wir, streiten. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich nach fünf Jahren immer noch unglaublich in meinen Mann verliebt bin. Und er in mich. Wir sind da wie Teenager. Zwischendurch fliegen die Fetzen, meist wegen irgendwelcher Kleinigkeiten. Das ist Leidenschaft.
Wer gibt am Ende nach?
Beide. Das mussten wir aber erst lernen. Anfangs wollte niemand nachgeben, heute sind wir eingespielt.
Würden Sie trotzdem sagen, dass am Ende des Tages Sie die Hosen anhaben?
Nein! Und genau deswegen ist Tomaso mein Mann. Ich brauche einen Partner, mit dem ich mich konfrontieren kann, der eine Meinung hat, der mir Paroli bietet und mir zeigt, wo es langgeht. Deswegen war ich auch so lange Single. In meinen früheren Beziehungen habe ich oft den Mann gespielt, die Führung übernommen. Das wurde mir schnell langweilig. Ich bin eine sehr starke Frau, trotzdem brauche ich einen Beschützer. Und das ist Tomaso.
Was macht Ihr Glück perfekt?
Tomaso und ich sind absolut nicht perfekt, aber das nehmen wir in Kauf. Liebe verzeiht alles. Wir vergeben uns unsere Fehler, weil wir uns von Herzen lieben. Unsere Beziehung bedeutet sehr viel Arbeit und Investition, aber am Ende gehen wir immer Hand in Hand. Wir kämpfen gemeinsam für unsere Ziele. Es ist wichtig, dass man immer ein Projekt hat und dass man sich aufeinander verlassen kann. Dann kann eine Ehe auch 50 Jahre und länger halten. Schaut man aber in verschiedene Richtungen, geht man irgendwann auseinander.
Welche Macke lieben Sie an Ihrem Mann?
Seine Ehrlichkeit und seine Spontanität, auch wenn mich beides oft in Schwierigkeiten bringt.
Wieso das?
Wenn wir mit Freunden essen gehen und ich flüstere ihm etwas ins Ohr, dann wiederholt er es oft ganz laut. Das endet dann übrigens meistens in einem Streit. Denn es hatte ja einen Grund, warum ich es nicht laut ausgesprochen habe … Und außerdem neckt mich Tomaso den ganzen Tag. Von der Minute an, in der wir aufwachen. Manchmal sitze ich ganz ruhig am Tisch, und plötzlich wirft er mir einen Ball an den Hinterkopf. Das kann lustig sein, aber wenn ich relaxen will, ist es nervig. Das Gute daran ist: Mir wird nie langweilig.
Sind Sie beide manchmal eifersüchtig?
Total! Tomaso zeigt mir das nicht so sehr, ich umgekehrt schon. Wenn ich eifersüchtig werde und ich das Gefühl habe, irgendetwas ist nicht in Ordnung, dann ist mir alles, sorry, scheißegal. Dann fliegen die Fetzen.