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Martina Gedeck "Trainieren bis zum Umfallen"

In diesem Jahr ist Martina Gedeck mit gleich zwei Filmen auf der Berlinale vertreten. Doch die Karriere der ehrgeizigen Schauspielerin läuft nicht immer nach Plan: Im Interview mit Gala.de sprach sie am Rande des Filmfests über Niederlagen und große Chancen

Sie hat das erreicht, worum sie viele beneiden: Martina Gedeck ist als Schauspielerin nicht nur in Deutschland erfolgreich, sondern steht auch immer wieder für internationale Projekte vor der Kamera. Ob an der Seite von Helen Mirren in "The Door" oder in der spanischen Produktion "Agnosia" – ihre Rollen spielt Gedeck stets so hingebungsvoll und ehrlich, dass Kritiker und Kollegen gleichermaßen ins Schwärmen geraten.

Kein Wunder also, dass die Schauspielerin mit der tiefen Stimme bei der diesjährigen Berlinale mit zwei Werken vertreten ist: dem französischen Film "Die Nonne" sowie der Romanverfilmung "Nachtzug nach Lissabon", für die Gedeck als Augenärztin "Mariana" unter anderem mit dem Briten Jeremy Irons vor der Kamera stand.

Sie kennen die Berlinale schon seit Jahren – ist das Filmfest für Sie diesmal besonders schön, oder besonders stressig?

Es ist immer wieder schön. Ich stehe ja auch nicht so wahnsinnig im Mittelpunkt mit meinen beiden Filmen, da ich keine Hauptrolle habe. Natürlich ist es manchmal ein bisschen stressig, aber ich kann mich auch immer mal zurücklehnen. Für mich ist die Berlinale einfach eine tolle Tradition.

In Ihren Filmen sprechen Sie neben deutsch auch italienisch, französisch oder englisch. Wie bereiten Sie sich auf diese Rollen vor?

Wenn ich den Text lerne, dann ist das, als würde ich ein Lied einstudieren, eine Melodie lernen. Und das muss in Fleisch und Blut übergehen. Da bin ich wahnsinnig pingelig und trainiere bis zum Umfallen, um akzentfrei zu sprechen. Am Ende muss es im Idealfall so selbstverständlich klingen, als würde ich "Alle meine Entchen" singen.

Was ist das besondere an der Arbeit in unterschiedlichen Sprachen?

Eine neue Sprache zu lernen ist, als würde man ein bisher unbekanntes Gebäude betreten. Es verändert auch die Körpersprache, ich bin dann eine andere Person.

Abgesehen von der Sprache, was ist der markanteste Unterschied zwischen deutschen und internationalen Produktionen?

Wenn ich außerhalb Deutschlands drehe, beschäftige ich mich nur mit meiner Arbeit. Ich werde dann von meinen ausländischen Kollegen immer etwas beneidet, weil ich keine Probleme habe, mache oder kenne. Hier bekomme ich viel mehr vom drum herum mit, es gibt viel mehr Angst was den Schnitt angeht, Angst was das Drehbuch angeht. Das ist wie bei einem Rennpferd, das auf dem Platz steht und einfach wittert, was los ist.

Wünschen Sie sich den internationalen Durchbruch?

Das ist nichts, was man forcieren kann. Ich bin aber natürlich schon relativ gut aufgestellt. Und es ist ja auch nicht so, dass ich keine Angebote bekomme. Ich war jetzt zum Beispiel im Gespräch für den Film „Reykjavik“ mit Michael Douglas und Christoph Waltz. Das war schon so gut wie unter Dach und Fach – ist dann im letzten Moment aber geplatzt. Zwei Deutsche waren denen zu viel.

Solche Niederlagen können sicher auch verletzend sein.

Ja, aber ich habe mir abgewöhnt, mich an einem Projekt fest zu beißen, solange ich keinen Vertrag unterschrieben habe. Ich versuche also, mit dieser Planungsunsicherheit zu leben. Das muss man aushalten können. Wenn man als Schauspieler kein Selbstbewusstsein hat, kann man den Beruf wegschmeißen.

Was gibt Ihnen Kraft?

Natürlich ist es immer schön eine Sicherheit zu haben, auch finanziell. Aber ich habe auch kleinen Sachen wie Lesungen immer viel abgewinnen können. Und wenn mal gar nichts ist, dann ist das auch nicht schlimm. Dann kümmere ich mich um meine Familie, meine Freunde oder mein Haus. Ich kann auch mal alleine sein, einen Brief schreiben. Das kann auch Glück sein.

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